Messerattacke in Duisburger Fitnessstudio Ermittler prüfen terroristischen Hintergrund

Update | Duisburg · Nach der Messerattacke von Duisburg waren die Ermittler bislang davon ausgegangen, dass der Angriff gezielt einem der Opfer gegolten habe. Doch nun stellt sich die Sachlage offenbar anders dar.

Duisburg: Messerattacke in Fitnessstudio - Fotos vom Großeinsatz
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Großeinsatz in Duisburger Innenstadt – mehrere Verletzte nach Messerangriff

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Foto: dpa/Christoph Reichwein

Im Fall der blutigen Attacke in einem Duisburger Fitnessstudio gibt es Hinweise auf eine terroristische Motivation des verdächtigen Syrers. Dies hätten erste Ermittlungsergebnisse zutage gebracht, teilte ein Sprecher der Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft mit. Die Behörde habe deshalb die Ermittlungen am Dienstag von der Duisburger Staatsanwaltschaft übernommen.

„Wir gehen eher davon aus, dass es sich bei allen vier um Zufallsopfer handelt“, sagte Staatsanwältin Jill Mc Culler am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.

Das ergebe sich insbesondere aus Angaben von Geschädigten, nach denen keiner von ihnen den mutmaßlichen Täter gekannt habe. Zunächst sei man davon ausgegangen, dass einer Person der Angriff gegolten habe. „Amok hört sich so ganz schlimm an. Letztlich ist es das, das wahllose Aussuchen der Opfer ohne bestimmte Gründe“, sagte die Staatsanwältin.

Nach dem Angriff am Dienstagabend vergangener Woche sitzt ein 26-jähriger tatverdächtiger Syrer in Untersuchungshaft. Der Tatvorwurf lautet auf versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung.

Bei der Attacke soll der Tatverdächtige mit einem Messer mit langer Klinge insgesamt vier Menschen schwer verletzt haben – das jüngste Opfer, ein 21 Jahre alter Mann, schwebte am Montag noch immer in Lebensgefahr.

Der Beschuldigte mache bisher von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch und habe sich nicht auf die Vorwürfe eingelassen, sagte die Staatsanwältin.

Der Verdächtige werde psychiatrisch begutachtet, teilten die Ermittler mit. Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft hatte der Syrer im April 2016 einen Asylantrag in Deutschland gestellt. 2018 sei er in zwei Fällen wegen geringfügiger Vermögensdelikte aufgefallen. Beide Verfahren seien aber eingestellt worden.

Nach Informationen von RTL West sind auf dem Mobiltelefon des Verdächtigen Fotos und Videos mit islamistischem Hintergrund gefunden worden. Spezialeinheiten der Polizei hatten den Verdächtigen in der Nacht zum Sonntag nach Hinweisen von zwei Bekannten des Mannes in seiner Duisburger Wohnung in der Nähe des Tatorts festgenommen.

Marc Lürbke, stellvertretender Vorsitzender und innenpolitischer Sprecher, erklärte: „Das sind zutiefst schockierende und unfassbare Nachrichten. Es läuft einem eiskalt den Rücken herunter, wenn jemand wahllos mitten in NRW völlig Unbeteiligte hinterhältig mit einem Messer angreift.“

Der Tatverdächtige sitzt seit Montag in Untersuchungshaft.

Der Tatverdächtige sitzt seit Montag in Untersuchungshaft.

Foto: dpa/Christoph Reichwein

Lürbke forderte die Landesregierung auf, den Zusammenhang von Krieg und Flucht als Ursache von psychischen Erkrankungen und Gewaltbereitschaft endlich viel stärker zum Thema zu machen. „Es ist doch längst bekannt, dass gerade Geflüchtete aus Kriegsgebieten zu einem evident höheren Anteil von psychischen Erkrankungen betroffen sind. Diese Erkrankungen sind häufig durch traumatische Erfahrungen im Ursprungsland, etwa Kriegserfahrungen, und Erlebnisse während der Flucht verursacht. Wer diesen Zusammenhang aus ideologischen Gründen ausblendet, gefährdet die Sicherheit aller Bürger in NRW“, sagte Lürbke.

(csh/dpa/dab)
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