Kinderbuch-Ausstellung in Duisburg 50 Jahre Ikibu gibt es jetzt als Buch

Duisburg · Die Internationale Kinder- und Jugendbuchausstellung ist eine Duisburger Erfindung und Erfolgsgeschichte. Ein reich bebildertes Buch, erschienen im Mercator-Verlag, zeichnet ihre Geschichte lebendig nach.

 Von links: Astrid Neese, Jan-Pieter Barbian und Jutta Nagels.

Von links: Astrid Neese, Jan-Pieter Barbian und Jutta Nagels.

Foto: Peter Klucken

„Wer oder was ist ein Ikibu?“ Diese Frage konnte man 1971 noch stellen. Jetzt, 50 Jahre später, ist die Internationale Kinder- und Jugendbuchausstellung unter ihrem Kürzel ein Markenzeichen. Sie ist eine Duisburger Erfindung und Erfolgsgeschichte. Das wird jedem klar, der das Buch „Fantastische Welten. 50 Jahre Kinder- und Jugenbuchausstellung (Ikibu) in Duisburg“ zur Hand nimmt.

Zunächst wird man sich die zahlreichen Fotografien anschauen, die die Geschichte der Ikibuu von 1971 bis zum Jahr 2019 illustrieren (die Ikibu 2020 fiel wegen Corona aus). Da werden Erinnerungen an viele schöne Erlebnisse und Begegnungen mit Autoren, Schauspielern und Künstlern wach. Nicht zuletzt wird dabei klar, dass mit der Ikibu das Genre der Kinder- und Jugendbuchliteratur eine enorme Aufwertung erfuhr. In den ersten Ikibu-Jahren tummelten sich bis zu 1800 Menschen, darunter viele junge Menschen, in der damaligen „guten Stube der Stadt“, der Mercator-Halle. Unter Anleitung des Künstlers Chinmayo durften in einem Jahr die Kinder alle Fenster der Mercator-Halle mit Fingerfarben bemalen.

Hat man den Band einmal durchgeblättert und sich an den Illustrationen, darunter auch Ikibu-Plakatmotiven erfreut, liest man sich bald fest. Jan-Pieter Barbian, seit 1999 Bibliotheksdirektor und damit auch für die Ikibu zuständig, hat alle Akten ausgewertet und die Geschichte dieses Literaturfestes für junge Leute überaus anschaulich und kenntnisreich nachgezeichnet. Fast nebenbei ist so eine kombinierte Literatur-, Kultur- und Stadtgeschichte entstanden.

Eine besondere Leistung der Ikibu war und ist, dass alle sozialen Schichten und Menschen unterschiedlicher Nationen und Kulturen einbezogen werden. Auch inklusive Ansätze sind von Anfang an selbstverständlich. Immer wieder regen Ikibu-Festivals dazu an, Blicke in andere Länder und Kulturen zu werfen. Im Jahr 1989 wurde eine Ikibu zur DDR geplant. Als sie im November stattfand, fiel die Mauer – niemand hatte das bei der Planung ahnen können.

Die Ikibu zeichnet aus, dass bei ihr auch Themen auf kind- beziehungsweise jugendgerechte Weise behandelt werden, die jungen Menschen oft zu Unrecht vorenthalten werden. Barbian erinnert in seinem Aufsatz mit dem Titel „Eine unendliche Geschichte seit 1971“ an Ikibu-Jahre, bei denen beispielsweise der Vietnamkrieg, Ausländerfeindlichkeit, Arbeitslosigkeit, Umweltverschmutzung oder der Fernsehkonsum im Mittelpunkt standen. Am Beispiel eines „Tatort“-Krimis wurde einmal bei einem Vortrag, den ein „echter“ Kommissar hielt, der Unterschied zwischen Fernsehen und Wirklichkeit klargemacht.

Die Ikibu hatte und hat noch immer einen guten Ruf bei den Autoren und Verlagen. In den ersten Jahren wurde hier in Duisburg der Kinder- und Jugendbuchpreis verliehen, später der nordrhein-westfälische Kinderbuchpreis. Judith Kerr stellte bei einer Ikibu ihr Buch „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ vor und Michael Ende las noch vor dem Erscheinen des fertigen Buches aus seiner „Unendlichen Geschichte“. Beide Bücher wurden später Weltbestseller.

Gerne liest man in dem Buch auch den Aufsatz von Imma Wick (Jahrgang 1933), die als Mitinitiatorin der Ikibu Erinnerungen mitbringt, die niemand sonst in der Stadt haben kann. Viele Autoren, die zu einer Ikibu eingeladen wurden, waren im Hause Wick vor oder nach ihren Auftritten zu Gast.

Das Fazit von Jan-Pieter Barbian liest sich so: „Was 1971 als mutiges Experiment in der Duisburger Mercator-Halle begann, entwickelte sich binnen weniger Jahre zu einem Kristallationspunkt der deutschen Kinder- und Jugend(buch)kultur.“

Fantastische Welten. 50 Jahre Internatinale Kinder- und Jugenbuchausstellung (IKiBu) in Duisburg. Im Auftrag der Duisburger Bibliotheksstiftung (HG.) von Jan-Pieter Barbian. Mercator-Verlag, 160 Seiten. 18 Euro. Das Buch kann in Buchhandlungen erworben und in der Stadtbibliothek ausgeliehen werden.

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