Duisburg Die Erschließung des Himmelsraums

Duisburg · Otto Piene kam zur Eröffnung seiner eindrucksvollen Jubiläumsausstellung in die cubus-Kunsthalle.

 Otto Piene bei der Eröffnung seiner Ausstellung in der cubus-Kunsthalle.

Otto Piene bei der Eröffnung seiner Ausstellung in der cubus-Kunsthalle.

Foto: ralf hohl

Auf dem Weg von New York über Berlin und Düsseldorf nach Paris machte der international renommierte und gefeierte Künstler Otto Piene zusammen mit seiner Ehefrau Elisabeth Goldring-Piene am Freitagabend Station in Duisburg. Grund für seinen Zwischentopp war die Vernissage der Ausstellung "Otto Piene. Hommage zum 85. Geburtstag" in der cubus-Kunsthalle (die RP berichtete). Diese Werkschau ist eine Würdigung des 1928 in Bad Laasphe im Kreis Siegen-Wittgenstein geborenen Künstlers aus Anlass seines bevorstehenden Geburtstages am 18. April. Dieses Ereignis lockte sodann auch schätzungsweise 300 Besucher in die cubus-Kunsthalle, so viele, wie lange nicht mehr. Unter den Gästen, darunter Bürgermeister Erkan Kocalar und der Kulturausschussvorsitzende Frank Albrecht, befanden sich viele Kunstliebhaber, Galeristen und Museumsleiter aus der Region.

Kunsthallen-Leiterin Dr. Claudia Schaefer hat die Eröffnungsveranstaltung geschickt getimed und die knapp 90 Exponate konzeptionell und architektonisch eindrucksvoll in Szene gesetzt. Dafür erhielt sie öffentliche Anerkennung vom Laudator Dr. Stephan von Wiese, dem langjährigen Leiter der modernen Abteilung des Museums Kunstpalast in Düsseldorf, der in die Piene-Ausstellung inhaltlich einführte. Zusammen mit dem ZKM, dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe, genieße die cubus-Kunsthalle das Privileg der Jubiläumsausstellung, sagte er. "Und das zu Recht!" Denn nach den beiden Ausstellungen "Themen und Projekte" in den Jahren 2000 und 2008 ist dies bereits die dritte Präsentation mit Werken von Otto Piene in der cubus-Kunsthalle. Diesmal sind hauptsächlich Grafiken des Künstlers mit Regionalbezug zu sehen. So gibt es im Vorraum zum Obergeschoss mehrere Chromogenic Laser Prints von seinem Landmarkenprojekt "Geleucht" auf der Moerser Halde Rheinpreußen. Die Fotos dort, aufgenommen in den Jahren 2007 bis 2009, stammen von dem Ruhrgebietsfotografen Rainer Schlautmann. Auf der oberen Etage ist unter anderem eine Filmdokumentation über das "Sky-Art-Event" beim Ruhrorter Hafenfest 2001 zu sehen.

In der Vorhalle dominiert dagegen die aus den 1970er Jahren stammende mehrteilige Siebdruck-Serie "Addis Abeba". Dort auch hängt der großformatige äußerst repräsentative Rasterdruck "Boston Blau" aus dem Jahre 1973. Vor allem in den zwei Meter großen Rasterbildern, ob im Hoch- oder Querformat, kommen Pienes "Sky-Art-Aktionen" besonders deutlich zur Geltung: So bei den Titeln "Olympia Regenbogen" (1972) und "Lichtballett" (1964) als auch bei den Motiven "Schwarze Sonne" (1973) und "Rote Helium Luftlinie" (1973).

Das vielleicht beeindruckendste Ausstellungsstück ist die 200 x 200 x 200 cm große Installation "Weißer Kubus" (1994) im Lichtraum des Erdgeschosses. Im Innern des löchrigen Würfels kreisen Beleuchtungskörper, die Licht in verschiedenen Silhouetten nach außen an die Wände des Lichtraumes werfen. In diesem Raum erlangt der Besucher hautnah das Erlebnis von der "Erschließung des Himmelsraum", das der Philosophie der Pieneschen "Sky-Art" entspricht — inspirierend und meditativ.

"Wer einmal in den Bannkreis von Otto Piene gerät", sagte von Wiese in seinem Einführungsvortrag, "kommt nicht mehr heraus." So erging es ihm und erlebten es viele seiner Weggefährten. Seit 20 Jahren sei er mit ihm zusammen, ließ er die Zuhörerschaft wissen. "Piene ist ein zeitgenössischer Ikarus und ein politisch bewusster Künstler zugleich." So sei beispielsweise sein olympischer "Regenbogen", der das Ausstellungsplakat und die Einladungskarte von der cubus-Kunsthalle ziert, als Friedenszeichen nach dem Münchener Olympia-Attentat von 1972 gedacht gewesen.

(RP/url)
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