Duisburg Bilder des Aufbruchs ab heute im Lehmbruck-Museum

Duisburg · Das Duisburger Museum zeigt seine expressionistischen Schätze im neuen Licht und würdigt den Duisburger Heinz Trökes.

 Heinz Trökes: "Treffpunkt" (Öl auf Leinwand, 102 x 76 cm).

Heinz Trökes: "Treffpunkt" (Öl auf Leinwand, 102 x 76 cm).

Foto: trökes-archiv

Die Schau über Heinz Trökes (1913 bis 1997), der nach Wilhelm Lehmbruck zusammen mit Johannes Molzahn der wohl wichtigste Künstler dieser Stadt ist, war eigentlich schon lange geplant. Doch der am Schluss recht plötzliche Direktorenwechsel machte das Vorhaben zunächst zunichte. Dann kam wieder Bewegung in die Ausstellungspläne, die zunächst eine Kooperation zwischen der cubus-Kunsthalle und dem Lehmbruck-Museum vorsahen. Doch Manuel Trökes, der Sohn des Künstlers und Hüter des Trökes-Archivs in Berlin, zog es vor, nur dem Lehmbruck-Museum allein eine Ausstellung mit den Werken seines Vaters zu gestatten. Rund 130 Trökes-Werke sind nun im Untergeschoss des Lehmbruck-Museums zu sehen. Der Kurator der Trökes-Schau, Dr. Michael Krajewski, hat mit sich gerungen, wie er diese Grafiken und Gemälde präsentieren soll. Die Idee sei ihm, so berichtete er gestern, in Berlin beim Besuch im Trökes-Archiv gekommen. "Wir zeigen Trökes so, wie man einen jungen Künstler zeigt: als Phänomen", sagte er gestern bei der Pressevorbesichtigung. Inspiriert habe ihn die Reiselust, das Fernweh oder die Weltoffenheit des Künstlers. Man kann das unterschiedlich bezeichnen. Vor ziemlich genau 50 Jahren machte sich Trökes auf zu einer fünfmonatigen Fahrt nach Südamerika. Die Ausstellung mit dem Titel "Eldorado" versteht diese Reise als eine Inspirationsquelle für die Kunst von Trökes.

 Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla (l.) und Kuratorin Dr. Marion Bornscheuer zeigen Lehmbruck-Arbeiten im Vergleich zu Meisterwerken der Expressionisten.

Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla (l.) und Kuratorin Dr. Marion Bornscheuer zeigen Lehmbruck-Arbeiten im Vergleich zu Meisterwerken der Expressionisten.

Foto: christoph reichwein

Zu sehen sind im Lehmbruck-Museum u.a. die Originalvorlagen zum Künstlerbuch "Eldorado", das Trökes in kleiner Auflage (150 Exemplare) nach seiner Reise veröffentlichte. Neben diesen Blättern sind auch zahlreiche großformatige Arbeiten ausgestellt; die meisten entstanden Mitte der 60er Jahre. Bereichert wird die Trökes-Schau mit Maya-Keramiken aus dem Kultur- und Stadthistorischen Museum. Neben Werken aus dem Bestand des Museums und Leihgaben von Manuel Trökes sind auch Arbeiten aus Duisburger Privatbesitz zu sehen. Ein Trökes-Werk steuerte Emmi Pannenbecker zur aktuellen Ausstellung bei. Sie kannte Trökes noch persönlich aus der Zeit, als sie im Lehmbruck-Museum als Kuratorin gearbeitet hatte. Nebenbei bemerkt: Sie wurde im selben Jahr wie Trökes geboren. Und noch etwas: Im vergangenen Jahr schrieb Emmi Pannenbecker für das Duisburger Jahrbuch 2013 einen höchst lebendigen Artikel über Trökes. In eine kunsthistorische Schublade sollte man Trökes nicht stecken. Seine Werke wirken überaus frisch, haben mitunter sogar etwas von der Pop-Art. Manuel Trökes, der übrigens heute Abend zur Ausstellungseröffnung kommen möchte, erzählt, dass sein Vater auf die Frage, weshalb er so bunt male, geantwortet hat: "Ich bin in Hamborn geboren worden. Ich brauche die Farben, um etwas anderes als zu haben."

Zusammen mit der Trökes-Schau wird heute Abend ebenfalls die Ausstellung "Bilder des Aufbruchs. Der Expressionismus und Lehmbruck" eröffnet. Präsentiert werden da herausragende Werke der wichtigsten Repräsentanten des Expressionismus aus der Sammlung des Lehmbruck-Museums. Es sind lauter Schätze, die zum Teil jahrelang in Duisburg nicht zu sehen waren, weil sie im Depot lagen oder weltweit als Leihgaben unterwegs waren. Kunsthistorisch interessant ist die Duisburger Ausstellung, weil sie erstmals einen direkten Vergleich der expressionistischen Meisterwerke mit Lehmbrucks Arbeiten, darunter auch seinen Gemälden, möglich macht. Es wird dadurch klar, dass es zwischen Lehmbruck und den "üblichen" Expressionisten genauso viele Unterschiede wie Gemeinsamkeiten gibt.

(RP)
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