Duisburg Verkürzte Arbeitszeit gegen die Krise
Duisburg · ThyssenKrupp Steel Europe plant, die aktuelle Unternehmenskrise mit Kurzarbeit ab 2014 und "schonendem" Personalabbau bis zum Jahr 2020 abzufedern. Bis dahin hofft man auf einen Konjunkturansprung.
Die Stahlkrise hat ThyssenKrupp Steel Europe weiterhin fest im Griff. Auf der Betriebsräte-Vollkonferenz in der Rheinhausen-Halle wurden gestern die vom Vorstand beschlossenen Maßnahmen erläutert, die aus der schwierigen wirtschaftlichen Situation führen sollen.
In den vergangenen zwei Jahren erzielte der Stahlbereich des Konzernes einen Gewinn von etwa 100 Millionen Euro jährlich. "Im europaweiten Vergleich ist das immer noch viel", sagte Günter Back, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates und stellvertretender Vorsitzender des Betriebsrates Hamborn / Beeckerwerth. Benötigt würde jedoch ein Jahresgewinn von 500 Millionen Euro, um die Anlagen auf einem hohen Stand zu halten und um den Qualitätsansprüchen der Kunden gerecht zu werden. "Wir sind derzeit nicht in der Lage, diese Lücke zu schließen", so Back. Da man vom Konzern keine finanziellen Mittel erwarten könne, müsse man das fehlende Geld derzeit durch eigene Maßnahmen generieren.
Statt betriebsbedingter Kündigungen, die ohnehin tarifvertraglich bis zum Jahr 2020 ausgeschlossen sind, ist ab dem 1. Oktober 2014 eine Arbeitszeitverkürzung auf 31 Stunden pro Woche vorgesehen. Bis dahin wird noch das alte Pensum von 34 Stunden beibehalten. Die von der Kurzarbeit betroffenen Mitarbeiter erhalten jedoch einen finanziellen Ausgleich und werden nach der Absenkung für 32 Stunden pro Woche bezahlt. Back sprach im Hinblick auf die acht Stunden pro Monat, die ab Herbst 2014 weniger bezahlt werden, von "solidarischem Verhalten der Kollegen".
Der Betriebsrat hatte sich vehement dafür eingesetzt, dass die Sparmaßnahmen nicht nur auf die Belegschaft abgewälzt werden, sondern auch die Konzernspitze ihren Beitrag leisten muss. In Verhandlungen im Mai wurde bereits ausgehandelt, dass der Vorstand um einen Posten verkleinert wird und fünf Direktorate gestrichen werden. Anfang Oktober wurden diese Maßnahmen umgesetzt. Alles andere hätte man "den Leuten nicht verkaufen können", sagte Back.
Der "Beschäftigungssicherungstarifvertrag" sieht außerdem vor, dass die Arbeitszeit auch vor dem Jahr 2020 verlängert werden muss, sobald das Arbeitsvolumen wieder steigt.
Der Betriebsrat blickt auf Grundlage aktueller Prognosen für den Stahlmarkt vorsichtig optimistisch in die Zukunft. "Experten gehen davon aus, dass der Stahlbedarf bis 2020 steigt", sagte Back. Dies würde für den Standort Duisburg einen geschätzten Anstieg der Jahresproduktion von derzeit 11,4 auf 12,8 Millionen Tonnen bedeuten. Für weitere Einsparungen soll der geplante langfristige Abbau von 1300 Stellen sorgen. "Es wird keine betriebsbedingte Kündigung geben", sagte Back. Stattdessen will das Unternehmen die Arbeitsplatzreduzierung durch Umsetzungs- und Altersteilzeitregelungen erreichen. "Wir wollen die Zeit bis zum Konjunkturansprung erträglicher machen", so Back.