Menschen aus Düsseldorf Opas Geschichte

Lange haben seine Enkel Volker Peters gedrängt, ein Buch zu schreiben. Eines Tages hat er es dann einfach gemacht.

 Volker Peters hat mit 73 Jahren sein erstes Buch geschrieben. Inzwischen arbeitet er sogar schon an Nummer zwei.

Volker Peters hat mit 73 Jahren sein erstes Buch geschrieben. Inzwischen arbeitet er sogar schon an Nummer zwei.

Foto: Marc Ingel

Jahrelang hat Volker Peters seinen Kindern vorgelesen, den Nichten und Neffen, später seinen Enkeln, und wenn seine Frau nicht schlafen konnte, auch der. „Das ging dann immer ganz schnell, das mit dem Einschlafen“, bestätigt sie. Was wiederum bestimmt nicht daran liegt, dass die Geschichten von Peters so langweilig sind, eher im Gegenteil. Er hat nämlich irgendwann damit angefangen, eigene Geschichten zu erfinden, sich damit aber irgendwie in die Bredouille gebracht, denn seine Zuhörer wollten natürlich auch wissen, wie die Geschichte weitergeht. „Woher soll ich denn wissen, was ich letztes Mal erzählt habe?“, fragte Opa Volker daraufhin, worauf die Enkel spotteten: „Dann schreib’s halt auf.“

Das hat Volker Peters schließlich gemacht, vor zwei Jahren, im Januar hat er begonnen. Mit Bleistift, auf Endlos-Computerpapier, das ausgebreitet wahrscheinlich von seinem Haus in Knittkuhl mindestens bis zur Bergischen Kaserne reichen würde. Es ist die Geschichte der Schwestern Chrissi und Dorle, beide so zwischen acht und elf, „das lasse ich offen“, sagt Peters – wie so vieles andere auch, denn die Geschichte soll die Fantasie anregen, und das geht bei Kindern ja relativ einfach. Jedenfalls: Die Zwillinge erleben mit ihrem Hund Egbert jede Menge Abenteuer in dem Land Lahidespi, eingeteilt in 23 Kapitel. Dabei lernen sie unter anderem den Zauberer-Onkel, Königin Elsbeth und den Flüsterbär sowie viele weitere neue Freunde kennen, so viel ist schon mal gesetzt. Die Geschichte richtet sich an Kinder zwischen vier und elf Jahren. Wer mehr erfahren möchte, kann das Buch ja kaufen, das würde Opa Volker sicher freuen.

Zwei Jahre hat es gedauert, bis Peters alles richtig eingeordnet und niedergeschrieben hat. Ohne fremde Hilfe hätte der 73-Jährige das sicher nicht alles hinbekommen. „Meine Tochter hat alles abgetippt, die Großnichte habe ich für die Zeichnungen engagiert“, nennt er zwei von vielen Personen im Freundes- und Familienkreis, die am Gelingen seines Projekts beteiligt waren. „Das Schreiben war dagegen eigentlich ganz einfach“, sagt er. Ein paar reale Erlebnisse sind auch eingeflossen in seine fiktive Erzählung. „Als wir in Südtirol im Urlaub waren, haben meine Frau und ich uns drei Stunden auf einer Burg herumgetrieben. Was ich gesehen habe, ist dann in die Beschreibung eines Schlosses in dem Buch eingeflossen.“

Eigentlich war Volker Peters dann auch ganz zufrieden mit dem, was er da geschaffen hatte, einen Verlag fand er trotzdem nicht. „Null Rückmeldung, aber damit habe ich gerechnet“, fasst er seine Bemühungen zusammen. Also hat er „Opas Geschichte“, so lautet nämlich der Titel des Buches, im Selbst-Verlag herausgegeben. Das hat ganz gut geklappt, in der Gerresheimer Bücherstube waren die ersten 20 Stück ratzfatz weg, theoretisch kann man das Kinderbuch aber in jeder Buchhandlung (es kostet 15,90 Euro) bestellen, selbstverständlich auch im Internet. „Ich hatte schon meine erste Signierstunde. Jetzt warte ich nur noch auf die Einladung zur Buchmesse“, erzählt Opa Volker schmunzelnd.

Früher, da war Volker Peters in der Erwachsenenbildung, im Management-Training, tätig, „da musste ich auch schon immer viele Geschichten erzählen. Vor Hunderten von Menschen zu stehen und frei zu reden, hat mir nie etwas ausgemacht“. Seit drei Jahren ist er Lesementor an der Grundschule in Knittkuhl. „Ich lese Kindern vor, lasse sie aber auch vorlesen“, erklärt Peters. Das ist so ähnlich wie bei seinem Buch, das ist ja ebenfalls zum Vorlesen und zum Selberlesen.

Die Peters sind vor 40 Jahren aus der Pfalz nach Düsseldorf gekommen und haben sich in Knittkuhl niedergelassen. Weil sie hier alles hatten, Kirche, Kita, Kultur. Für Letzteres ist das Ehepaar im Dorf selbst mitverantwortlich. Beim Sportverein SSV organisieren sie kulturelle Veranstaltungen, Kabarett und Kindertheater meist, die Karten dafür gibt’s nur in der Apotheke. Und jetzt hat Knittkuhl eben auch noch einen waschechten Autor hinzubekommen – im zarten Alter von 73. Aber es ist ja nie zu spät für den ganz großen Durchbruch.

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