„Nähe trifft Freiheit“ Düsseldorf Marketing verteidigt Stadt-Slogan

Düsseldorf · Seit etwas mehr als zwei Jahren wirbt Düsseldorf mit dem Claim „Nähe trifft Freiheit“ für sich. Für einen Bürger ist der Spruch aber nur eine „hohlphrasige Image-Werbung“, weshalb er dem Anregungs- und Beschwerdeausschuss einen Brief schrieb.

 Düsseldorf von oben.

Düsseldorf von oben.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Darin steht: „Mit diesem Slogan lockt man niemanden in unsere verkehrsüberlastete Stadt, man treibt Düsseldorfer eher heraus.“ Zum Beispiel nach Ratingen, wo es Supermärkte und Kaufhäuser mit vielen kostenfreien Parkplätzen gebe, oder wegen der „großzügigen Laden-Öffnungszeiten“ nach Venlo und Roermond.

Der Bürger stellte den Antrag, anlässlich der 75. Jahrestag-Feier zum Ende der Nazi-Herrschaft und der Judenverfolgung „als kleine Wiedergutmachung sowie als Kontra zum neu aufkommenden Antisemitismus“ den Claim „Nähe trifft Freiheit“ in „Meine Stadt: Deine Stadt: Seine Stadt: Heine-Stadt: Düsseldorf“ zu ändern.

 Florian Büning, Frank Schrader und Thorben Meier (v.l.) stellten im Dezember 2017 den Slogan für Düsseldorf vor.

Florian Büning, Frank Schrader und Thorben Meier (v.l.) stellten im Dezember 2017 den Slogan für Düsseldorf vor.

Foto: Düsseldorf Tourismus

Erfolgsaussichten wird er wohl keine haben, in einer Stellungnahme wird Düsseldorf Marketing am Mittwoch im Ausschuss erklären, warum „Nähe trifft Freiheit“ richtig ist.

Der fast zweijährige kommunale Markenprozess, dessen Ergebnis unter anderem der Slogan war, hätte einen überaus partizipativen Charakter gehabt und beinhaltete neben vielen Workshops und Befragungen auch eine zweiwöchige Dialogausstellung im Stadtmuseum.

In einem Telefonat mit dem Bürger, der eine persönliche Einladung ablehnte, sei deutlich geworden, „dass es ihm in erster Linie um eine deutliche Aktion der Stadt gegen Antisemitismus geht. Die fachliche Qualität des Markenclaims ,Nähe trifft Freiheit’ an sich ist daher nicht der eigentliche Anlass der Eingabe“.

Düsseldorf Marketing erkenne und befürworte das grundlegende, sich gegen den Antisemitismus richtende Motiv des Antrags, könne zur inhaltlich-historischen Eignung von Heinrich Heine oder zu den existierenden und geplanten Maßnahmen der Stadtverwaltung zum Thema Antisemitismus aber keine Stellung nehmen.

Dass eine Änderung des Stadtmarkenclaims zur erwünschten kommunikativen Wirkung führen würde, werde marketingfachlich stark bezweifelt.

Düsseldorf Marketing lehnt somit eine „leichtfertige Änderung des Claims aus einem ,Bauchgefühl’ heraus“ ab. Insbesondere auch, da die Düsseldorfer Markenstrategie mit einer breiten Bürgerbeteiligung erstellt wurde. Unter anderem fand eine Befragung mit mehr als 8000 Teilnehmern statt.

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