Kolumne „Made in Düsseldorf“ Macht sonntags die Geschäfte auf - manchmal!

Düsseldorf · Kaum hat das Land die Sonntagsöffnung vereinfacht, droht Verdi erneut mit Klagen. Ohne gelegentliche Verkaufssonntage hat der Handel keine Chance gegen Internet-Konkurrenz, findet unser Autor.

Ja, der Sonntag ist ein Feiertag und er sollte vor allem der Familie gehören. Das gilt nicht für Ärzte und Priester, Polizisten, Journalisten und Feuerwehrleute, aber die meisten Berufsgruppen können sich darauf verlassen, dass der Sonntag meistens arbeitsfrei ist. So sagt es das Recht in Deutschland.

Eine lange deutsche Tradition sind aber auch die verkaufsoffenen Sonntage. An acht Sonntagen dürfen die Geschäfte nach neuer Rechtslage in Nordrhein-Westfalen für fünf Stunden ihre Pforten öffnen. Bei der Kundschaft waren diese Verkaufssonntage beliebt, in Scharen schoben die Menschen durch die Einkaufsstraßen, meist waren die Tage mit einem Fest oder einer Großveranstaltung verbunden, so dass das "Durch die Geschäfte bummeln" eine Art Ausflugs-Charakter hatte.

Das ist seit gut 18 Monaten Geschichte. Seitdem klagt die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi munter, lautstark und oft erfolgreich gegen die Sonntagsöffnungen. Doch damit gefährdet Verdi die Jobs der eigenen Mitglieder. Denn verkaufsoffene Sonntage sind eines der wenigen Mittel des stationären Düsseldorfer Handels, der Konkurrenz aus dem Internet Paroli zu bieten.

Wer einmal an einem Sonn- oder Feiertag das Outletcenter im niederländischen und grenznahen Roermond besucht hat, der weiß, wie viel deutsche Kaufkraft dort für den deutschen und insbesondere den Düsseldorfer Handel verloren geht. Auf dem Parkplatz hat gefühlt jedes zweite Kundenfahrzeug ein Kennzeichen mit dem Buchstaben D. Und die Gassen zwischen den Geschäften sind proppevoll mit Deutschen, die volle Einkaufstüten tragen.

Auch Verdi muss klar sein, dass das Verhalten des Kunden am Ende über wirtschaftlichen Erfolg und damit Jobs entscheidet. Und der Kunde möchte gerne Mal mit der ganzen Familie am Sonntag einkaufen.

Das kann übrigens auch der Mitarbeiter im Einzelhandel tun. Denn wie bereits erwähnt, geht es um maximal acht Verkaufssonntage - und nicht etwa um die komplette Freigabe aller Sonntage für den Handel. Das fordert in Düsseldorf nicht mal der Handel selbst. Und das ist auch gut so. Holländische Verhältnisse brauchen wir nicht.

(RP)
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