Kanalbau Überschwemmung einkalkuliert

Düsseldorf · Im Stadtentwässerungsbetrieb der Stadt Düsseldorf wird kräftig gerechnet. Denn Mitte des Jahres wollen die Fachleute für den Kanalbau im Rahmen des Generalentwässerungsplans (GEP) eine Prognose für den künftigen Ausbau der Kanäle und dessen Kosten vorlegen. Dabei betreten die Planer auch Neuland, weil sie die Folgen des Klimawandels in ihre Überlegungen miteinbeziehen müssen.

"Seit 2007 hatten wir in jedem Jahr Unwetter mit Niederschlagsmengen, die statistisch gesehen ein Jahrhundertereignis sind", erklärt Hans-Joachim Kobrow, Abteilungsleiter Grundlagenplanung im Stadtentwässerungsbetrieb. Noch gut in Erinnerung sind die Gewitter von Anfang Juli 2009, als im Linksrheinischen mehr als 55 Liter Regen pro Quadratmeter in 45 Minuten fielen.

"Wir können deswegen die Kanäle nicht vergrößern, so groß kann kein Kanal werden, um die plötzlichen Wassermassen aufnehmen zu können", erklärt Claus-Henning Rolfs, Leiter des Stadtentwässerungsbetriebes. Deshalb müsse nach anderen Lösungen gesucht werden, um mit plötzlichen Überschwemmungen fertig zu werden.

"Denn in den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der heftigen Gewitter spürbar gestiegen", sagt Rolfs mit Blick auf die Messdaten, die die elf automatischen Regenmessstationen liefern. Deshalb werden weitere Regenrückhaltebecken gebaut, beispielsweise in Angermund oder in Knittkuhl.

Aber auch die werden nicht ausreichen, Überschwemmungen nach Unwettern zu vermeiden. "Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass in einigen Straße schon mal einige Zeit das Wasser zentimeterhoch steht", sagt Rolfs. Für die Fachleute vom Stadtentwässerungsbetrieb sind solche Möglichkeiten der Überschwemmung an sich nichts Neues.

"Nicht von ungefähr werden seit Jahrzehnten erhöhte Gehwege mit Bordsteinkanten gebaut, damit im Notfall das Wasser nicht in die Häuser läuft", so Rolfs. Aber das Bewusstsein, dass in Einzelfällen Straßen überflutet sein könnten, sei geschwunden. Wichtige Grundsätze würden bei der Bauplanung von Häusern nicht beachtet. "Wenn beispielsweise ein Gebäude auf einem Grundstück errichtet wird, das niedriger als die Straße liegt, laufen die Keller voll, wenn kein Damm zur Straße hin geplant ist", so Rolfs weiter.

Die Erfahrung zeige zudem, dass Hauseigentümer Sicherungsanlagen an den Häusern nicht regelmäßig warten würden. "Der Sandfang an den Regenrohren ist häufig verstopft, dann sprudelt das Wasser statt in den Kanal auf die Straße", nennt Rolfs ein Beispiel. Rückstauverschlüsse würden aus Unkenntnis nicht eingebaut oder nicht geschlossen, Dachrinnen nicht regelmäßig gereinigt, sodass Wasser durch Lichtschächte in den Keller dringen könne. "Wenn diese Sicherungsmaßnahmen beachtet würden, gäbe es nicht so viele voll gelaufene Keller", ist sich Rolfs sicher. Die Auswirkungen von Unwettern seien dann nicht so unangenehm.

(RP)
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