Eller Unterschätzt und doch geliebt

Die Pfarrkirche St.Gertrud ist Ellers Markenzeichen. Ein Bauwerk mit Geschichte, das reichlich Schrammen abbekommen hat - so stürzte der Turmhelm nach einem Bombenangriff im August 1943 brennend in das Kircheninnere. Dank mehrerer erfolgreicher Sanierungen, die im Lauf der Jahre nötig waren, trotzt die Kirche allen Widrigkeiten bis heute.

 Ellers Markenzeichen: Die Pfarrkirche St. Gertrud.

Ellers Markenzeichen: Die Pfarrkirche St. Gertrud.

Foto: Rp, Busskamp

Es ist ein Bauwerk, das in Düsseldorf kein großes Aufsehen erregt, das wenig Touristen lockt, das aber die Ellerer lieben, weil sie dort getauft oder getraut wurden oder einfach nur, weil es weithin sichtbar das Zentrum ihres Stadtteils markiert.

 Düsseldorf Eller. Zum Vergrößern bitte anklicken.

Düsseldorf Eller. Zum Vergrößern bitte anklicken.

Foto: Jenny Möllmann

Die Kirche ist auch Sinnbild, weil ihr Turm gerade mal wieder eingepackt ist. An der Fassade müssen die Fugen und einige Steine erneuert werden, anschließend kommt auf das Gotteshaus ein neues Schifferdach. Die Arbeiten werden über 2010 hinaus andauern. St. Gertrud ist nicht die einzige Baustelle im Stadtteil. Über einige weitere musste manchmal erst jahrelang geredet werden. Doch auf die Worte folgen nun Taten. An vielen Ecken wird zurzeit angepackt.

 Wissenswertes über Eller. Zum Vergrößern bitte anklicken.

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Prominentestes Beispiel ist das Schloss. Es hinkt in der Rangliste der beliebtesten Ausflugsziele in Düsseldorf hinter den Schlössern von Benrath und Kalkum zurück, doch jetzt wird der Herrensitz für 3,9 Millionen Euro schick gemacht. Und hinter den Farbanstrichen und Wandabdeckungen entdeckten die Bauarbeiter wertvolle Vertäfelungen und Verzierungen. Sie werden sorgfältig aufgearbeitet, damit die Räume ihren vergangenen Charme wieder bekommen. Verzückt stellen die Sanierer von der städtischen Tochter IDR fest: Schloss Eller ist wertvoller, als bisher bekannt war.

Seit Jahren steht es leer. Die Bezirksvertreter, die zu ihren Neujahrsempfängen in den prächtigen Saal luden, machten aus der Not eine Tugend und trafen sich in den Stadtteilen. Doch schon bald wollen sie zu besonderen Anlässen wieder ins Schloss einziehen. Außerdem kann es künftig zu Feiern gemietet werden.

Lange Zeit sah es so aus, also ob die Provinzial das Schloss sanieren würde. Für einen zweistelligen Millionenbetrag wollte es die Versicherung zu einem Kongresszentrum mit Hotel ausbauen. Dafür wurde 2005 sogar ein Vertrag abgeschlossen. Doch es kam zum Streit wegen des Abenteuerspielplatzes, der neben dem Schloss liegt, und zu Protesten von Eltern und Politikern gegen dessen Verlegung.

Die Provinzial zog sich zurück, der Abenteuerspielplatz blieb. Und auch dort entsteht Neues: Kinder und Pädagogen werkeln an einem Spielhaus. Weitere Beispiele gefällig? Am S-Bahnhof steht das Taubenhaus, das in Kürze 120 Tieren beziehen. Die Vögel und ihre Vorfahren hielten sich bisher bevorzugt im gusseisernen Gestänge der Unterführung auf und ärgerten die Ellerer, die unter ihnen spazierten. Nach endlosen Anläufen scheint nun die Lösung des Taubenproblems nah: Die Brücke ist inzwischen tierfrei, eine Vergrämung wurde installiert und das Taubenhaus als neue Anflugstelle gebaut.

Ein ähnliches Ärgernis war für die Einheimischen lange die S-Bahnhaltestelle Eller-Süd. Von vielen genutzt, ob der schnellen Verbindung in die Innenstadt, von vielen verabscheut, ob der wenig kunstvollen Graffiti an den Wänden. Inzwischen säubert eine Gruppe Ellerer regelmäßig die Kacheln der Unterführung, so dass Sprühern in Eller-Süd sichtbar die Lust vergeht, außerdem erhöhen Videokameras auf dem Bahnsteig der Haltestelle das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste.

Dass es im Stadtteil gleich drei S-Bahn-Stationen gibt, ist ein Fakt, um den Eller von anderen beneidet wird. Die Bahnen der Linien U75 und 715 mit der Endstation Vennhauser Allee sowie eine eigene Auffahrt auf die A46 sind weitere Pluspunkte. Die Lage zwischen Zentrum und den Erholungsgebieten am Stadtrand, der Eller Forst, der Unterbacher See in erreichbarer Nähe sind Argumente, mit denen viele nach Eller gelockt werden.

Inzwischen ist der Stadtteil gut gefüllt - Baulücken gibt es nur vereinzelt. Auf dem alten Schützenplatz an der Sturmstraße sollen irgendwann einmal Wohnungen gebaut werden. Häuser mit Gärten prägen das Bild der Siedlungen, wenige Meter abseits der viel befahrenen Bernburger Straße ist es für großstädtische Verhältnisse paradiesisch ruhig. Viele Familien ziehen deshalb nach Eller, auch wenn die meisten nicht ihr Leben dort verbringen. Die Fluktuation im Stadtteil ist hoch.

Das Zentrum ist der Gertrudisplatz mit Kirche, Wochenmarkt und dem Rathaus, in dessen Sitzungssaal die Politik für den Bezirk 8 (Eller, Vennhausen, Lierenfeld, Unterbach) gemacht wird. Die Stadtteilpolitiker diskutieren gerne und manchmal auch heftig, doch stimmen sie am Ende selbst über Parteigrenzen hinweg, wenn es um das Wohl des Bezirks geht. Und sie sind Anlaufstelle für die Klagen der Bürger über schmuddelige Stellen, dunkle Ecken, Alkoholiker auf öffentlichen Plätzen.

Eingekauft wird an der Gumbertstraße. Dabei tauchen immer häufiger kleinere, für Eller bislang untypische Läden auf: Künstlerateliers, eine Goldschmiede. Eine Werbegemeinschaft müht sich um einen attraktiven Straßenzug und um gute Parkmöglichkeiten. Die Stadt hat nun ein Grundstück am S-Bahnhof Eller-Mitte gekauft, so dass der bereits vorhandene Park&Ride-Parkplatz vergrößert werden kann.

Und die Händler denken weiter. Ein Weihnachtsmarkt soll im Dezember den Stadtteil wieder ein Stück attraktiver machen. Deshalb soll er sich auch nicht auf drei Glühweinbuden beschränken, sondern ein besonderer Markt werden - mit neuen Ideen aus Eller für Eller.

(RP)
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