Himmelgeist Am Rheinbogen zu Hause

Himmelgeist und der Rhein – diese Verbindung scheint unauflöslich, kaum gibt es einen Düsseldorfer, der die idyllische Lage am Wasser nicht kennt. Viele nutzen Himmelgeist als Ziel oder Zwischenstopp bei sommerlichen Fahrradtouren oder besuchen einen von Düsseldorfs seltenen Sandstränden, direkt neben dem Ausleger der stillgelegten Rheinfähre.

Himmelgeist: Am Rheinbogen zu Hause
Foto: Jenny Möllmann

Himmelgeist und der Rhein — diese Verbindung scheint unauflöslich, kaum gibt es einen Düsseldorfer, der die idyllische Lage am Wasser nicht kennt. Viele nutzen Himmelgeist als Ziel oder Zwischenstopp bei sommerlichen Fahrradtouren oder besuchen einen von Düsseldorfs seltenen Sandstränden, direkt neben dem Ausleger der stillgelegten Rheinfähre.

In einem weiten Bogen fließt der Fluss in Richtung Innenstadt, umschließt den Stadtteil mit seinem Nachbarn Itter geradezu. Und der Rhein hat das Leben in Himmelgeist schon von Beginn an geprägt: "Himmelgeist war ursprünglich ein Fischerdorf", erzählt Michael Hammer, Vorsitzender des Vereins Himmelgeist 1100, der sich vor sechs Jahren zum Jubiläum des Dorfes gegründet hat.

In einer Urkunde aus dem Jahr 904 wurde Himmelgeist erstmals erwähnt, damit ist das Dorf sogar älter als Düsseldorf selbst. Der Name, der heute viele zum Schmunzeln bringt, lautete damals allerdings noch etwas anders: "Humilgise". Wissenschaftler fühlen sich an das niederdeutsche Wort Gise oder Geest erinnert — das bedeutet Heideland. Ob auf diesem Land nun besonders viele Hummeln unterwegs waren, wie der Volksmund meint, oder ob es als humilis (niedrig) galt — endgültig wird der Ursprung des Namens wohl nie geklärt werden. Aus Humilgise wurde Humilgis, dann Humelgam, Hymelgeys und ab dem 16. Jahrhundert Hymmelgeist oder bereits Himmelgeist.

Neben der Fischerei hatten die Bewohner durch Landwirtschaft ihr Auskommen, und viele Höfe prägen auch heute noch das Bild. Man ist traditionsbewusst: "Typisch für den Stadtteil ist, dass die meisten Menschen hier seit vielen Jahrzehnten und seit mehreren Generationen leben", sagt Hammer.

Auch zahlreiche historische Bauten schmücken den kleinen Ort: Die Kirche St. Nikolaus gilt als eine der ältesten Kirchen in Düsseldorf. Heute wird sie brüderlich geteilt: "Sowohl die evangelischen als auch die katholischen Christen nutzen St. Nikolaus", sagt Michael Hammer. Ein weiterer Bau, dessen Geschichte weit zurück geht, ist das Gut Meierhof. Schon zum Teil im Naturschutzgebiet Rheinbogen gelegen, steht es auf den Grundmauern des alten Schlosses Mickeln. Nicht nur Bauten, auch Bäume mit langer Geschichte befinden sich im Rheinbogen, dessen Natur einen großen Teil der Fläche von Himmelgeist ausmacht: Vor vielen Jahrhunderten wurden für den Park des ursprünglichen Schlosses zwei Libanonzedern gepflanzt, die heute noch vor Gut Meierhof in die Höhe ragen.

Und nahezu jeder Himmelgeister und Bewohner des Düsseldorfer Südens kennt die Himmelgeister Kastanie: Als diese vor einigen Jahren wegen eines Pilzbefalls gefällt werden sollte, zeigte ein kleiner Freundeskreis, was man mit bürgerschaftlichen Engagement erreichen kann. Sie gründeten den Verein "Baumgeister", machten mit einer ausgedachten Symbolfigur, dem Baumgeist "Jüchtwind", auf sich aufmerksam und erreichten, dass die Kastanie stehen bleiben durfte.

Engagement zeigen die Himmelgeister auch in ihren Vereinen. Sie sind aktiv bei den St. Sebastianus Schützen, die sich vermutlich schon im 14. Jahrhundert gegründet haben, in den Kirchengemeinden oder beim Chor "Erholung", bei der Freiwilligen Feuerwehr oder bei den Wikinger Kanufreunden. Letztere sind Himmelgeists einziger Sportverein — wenn man den Verein Himmelgeist 1100 nicht mitzählt. Dieser veranstaltet nämlich neben kulturellen und politischen Events auch mehrere sportliche Großereignisse wie den Jüchtlauf oder den Halbmarathon, an dem jedes Jahr viele Menschen teilnehmen. "Himmelgeist ist ein sehr sportlicher Stadtteil", findet Michael Hammer deshalb.

Für die Zukunft sieht er eine große Herausforderung auf die Himmelgeister Vereine zukommen. Denn mit einem Neubaugebiet an der Ickerswarder Straße werden mehr als 100 Einfamilienhäuser oder Wohnungen entstehen, die Bevölkerung wird wachsen. "Wir werden für die Neuen offen sein, wir möchten sie in die bestehende Gemeinschaft integrieren", sagt Hammer. Auch wenn einige Bewohner davon sprechen, dass Himmelgeist seinen Dorfcharakter verlieren könnte — die Vereine sehen ihre Aufgabe darin, die Neubewohner willkommen zu heißen.

Stolz ist man bei allen Vereinen auf den großen Anteil der jugendlichen Mitglieder. "Anders als viele andere Schützenvereine haben wir kein Problem damit, Jugendliche zu begeistern", sagt Jost Kronenberg, Vorsitzender des Vereins. Auch die Feuerwehr setzt auf Jugendarbeit, hat eine eigene Jugendwehr, bei der der Nachwuchs auf die Aufgaben der Brand- und Hochwasserbekämpfung vorbereitet werden.

Von letzterem ist Himmelgeist häufig bedroht. Vor allem im Rheinbogen tritt der Fluss häufig über seine Ufer, auch an der Nikolausstraße haben die Anwohner mit dem Wasser zu kämpfen. In Erinnerung blieben in jüngster Vergangenheit die Hochwasser in den 90er Jahren, bei denen Himmelgeist unter dem hohen Pegelstand zu leiden hatte. In Zukunft soll der Stadtteil deshalb besser durch Deiche geschützt werden — damit er auch in Zukunft mit dem Rhein eine Einheit bilden kann. Ohne nasse Füße.

(RP)
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