Beliebtes Ausflugsziel direkt am Rhein Urdenbach - Ein Dorf wie gemalt

Der Kern von Urdenbach ist eine Fachwerkhaus-Idylle. Dorthin gehen auch gerne die Bewohner der modernerenWohnviertel des Stadtteils.Die Gemütlichkeit wollen alle erhalten.

 Die Dorfstraße in Urdenbach macht ihrem Namen alle Ehre. Denn sie zeigt den schon sprichwörtlichen dörflichen Charakter des Stadtteils, der gerade deshalb von den Bewohnern geliebt wird.

Die Dorfstraße in Urdenbach macht ihrem Namen alle Ehre. Denn sie zeigt den schon sprichwörtlichen dörflichen Charakter des Stadtteils, der gerade deshalb von den Bewohnern geliebt wird.

Foto: RP, Christoph Goettert

Urdenbach, ein "Dorf mit Herz", wie es Alteingesessene und Hinzugezogene gern nennen, pflegt sein ländliches Image und putzt es insbesondere zum Erntedankfest bunt folkloristisch heraus. Die dörfliche Beschaulichkeit, die sich mit Fachwerkhäuschen und Puppenstuben-Idyll präsentiert, ist jedoch überwiegend nur noch im alten Ortskern zwischen Jägerei, Urdenbacher Dorfstraße, Gänsestraße und Bücherstraße anzutreffen.

Das "andere" Urdenbach besteht einerseits aus der Siedlergemeinschaft rund um den Urdenbacher Acker und andererseits aus den Neubauvierteln rund um Corelli- und Haus-Endt-Straße, die die Bevölkerungszahl im Stadtteil in den letzten vier Jahrzehnten auf mittlerweile weit über 10.000 wachsen ließen.

"Ich fühle mich hier wohl, bin hier geboren, aufgewachsen, habe nie woanders gelebt und genieße die wunderbare Natur in der Nähe ebenso wie das auch nicht weit entfernte Angebot der Düsseldorfer City", sagt Wolfgang Keil. "Wenn ich mal den Gehweg fege, dann dauert das schon mal über eine Stunde, denn immer wieder wird man in ein Gespräch mit Menschen, die man kennt, verwickelt. Gerade dieses dörfliche Sich-Kennen schätze ich", so der 64-jährige pensionierte Polizeibeamte, der seit knapp einem Jahr auch Führungen durch den Stadtteil anbietet.

Er kennt sein Viertel nicht nur aus eigenem Erleben, sondern hat sein Wissen um die Heimatgeschichte auch noch aus früheren Erzählungen seiner Großeltern. Viele Gebäude, einst schmucke Patrizierhäuser, aber auch die alte Mühle am Mühlenplatz seien in den 60er und 70er Jahren aus verkehrsplanerischen Gründen abgerissen worden, und heute würde man manches gern wieder zurückhaben, meint Keil kritisch.

Nicht nur kritisch, sondern regelrecht wütend auf die neuere Bautätigkeit in Urdenbach ist CL-AN Barthelmess. Der vielseitige Künstler ist Eigentümer des alten Kauffahrtei-Hofes an der Urdenbacher Dorfstraße/Ecke Hochstraße aus dem Jahr 1713. Das Ensemble mit Fachwerk-Herrenhaus, geschmackvoll umgebauten Nebengebäuden sowie altem Baumbestand und eigenen Kunstwerken im Hof war einst wichtiger Stützpunkt für den Handel mit dem Bergischen Land. Urdenbacher Töpfergut wie Keramiken, Ziegel und Dachpfannen sowie Waren aller Art, die im Urdenbacher Hafen gelöscht wurden, kamen zunächst zum Potz'e Hof zur Zwischenlagerung. Dann ging der Transport weiter Richtung Bergisches Land, teils mit Maultieren, teils mit Fuhrwerken.

"Wir haben ein Denkmalschutzgesetz und eine Satzung, die insbesondere den historischen Ortskern bewahren sollten, doch wenn ich mich hier umsehe, weiß ich nicht, was hier geschützt wird", so Barthelmess. Überlebt hat immerhin das alte Gerichtsgebäude von 1535, das aussieht, als wolle es sich hinter dem erhöhten Fahrbahnniveau verstecken.

Das dörfliche Leben spielt sich entlang der Urdenbacher Dorfstraße ab, eine Dorfstraße wie im Bilderbuch gemalt. Hier liegen die Geschäfte der klassischen Nahversorgung, Lebensmittelladen, Bäckereien, Metzgerei sowie jede Menge Gastronomie, von der Grillstube Seydel bis zum Extratour auf dem Deich mit Blick in das Naturschutzgebiet Urdenbacher Kämpe.

An der Dorfstraße findet man auch den "Dritte-Welt-Laden Urdenbach", der bald nur noch "Weltladen" heißen soll und der sich das kleine Ladenlokal mit der Katholischen Öffentlichen Bücherei teilt. "Hier ist der Treffpunkt der Gemeinde, hier wird geguckt, gekauft, und es werden natürlich Neuigkeiten ausgetauscht", sagt Lucie Becker, die vor 22 Jahren den Laden mitgegründet hat. "Das war damals eine Initiative von unserem Pastor Oehm, und heute sind wir ein Team von 22 Leuten, die den Laden an vier Tagen in der Woche offen halten", sagt Becker. Der Erlös aus dem Verkauf fair gehandelter Waren wie Kaffee, Tee, Kakao, Schokolade und Wein sowie Kunsthandwerk und Schmuck fließt in Kinder- und Frauen-Projekte in Afrika und Indien.

Ein großer, ebenfalls sehr reizvoller Teil Urdenbachs ist jedoch unbewohnt, jedenfalls von Menschen. Zwischen Altrhein-Arm und heutigem Flussverlauf bietet die Urdenbacher Kämpe, mit 316 Hektar Fläche größtes Landschafts- und Naturschutzgebiet der Stadt, mit ihren Auwäldern und Wiesen ein vielfältiges Lebensumfeld für zahlreiche Tiere und Pflanzen. An Wochenenden zieht es zahlreiche Fuß- und Radwanderer in diese Naturlandschaft, die anhand der Informationstafeln am "Piels Loch" ihre Ausflüge planen.

Ihre besondere Faszination entwickelt die Landschaft jedoch an Wochentagen, wenn lediglich einige Hundehalter oder ausdauernde Jogger den Weg kreuzen. Dann ist auch Wolfgang Keil unterwegs. Perfekt wird das Idyll aber erst, wenn Hochwasser die Kämpe samt Baumberger Weg überschwemmt und Urdenbach zur Sackgasse wird. Dann herrscht die Ruhe, die manch' Alteingesessener nur noch aus ganz alter Zeit kennt.

(RP)
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