Äußerung zu Pooth-Affäre Sparkassen-Chef gegen Hock

Düsseldorf · Vorstands-Chef Peter Fröhlich hat sich von Juristen bestätigen lassen, dass Verwaltungsrats-Mitglied Gudrun Hock (SPD-Bürgermeisterin) illegal handelte, als sie aus dem Kontrollgremium plauderte. Ein beispielloser Vorgang.

 Stadtsparkassen-Chef Peter Fröhlich. Er wurde seinerzeit Nachfolger des wegen der Pooth-Affäre entlassenen Heinz Martin Humme.

Stadtsparkassen-Chef Peter Fröhlich. Er wurde seinerzeit Nachfolger des wegen der Pooth-Affäre entlassenen Heinz Martin Humme.

Foto: RP, Andreas Bretz

Der Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse, Peter Fröhlich, hat von einer internationalen Rechtsanwaltskanzlei ein Gutachten über die Pflichten und Rechte von Verwaltungsratsmitgliedern des Kreditinstituts erstellen lassen. Anlass: Ein Zitat der SPD-Bürgermeisterin Gudrun Hock in einer Zeitung, in der sie angeblich umfassende Aufklärung fordert, weil die Sparkasse mit dem früheren Unternehmer Franjo Pooth eine Abmachung über die Rückzahlung eines Teils seiner Schulden geschlossen hatte.

 Bürgermeisterin Gudrun Hock sitzt für die SPD im Verwaltungsrat der Stadtsparkasse Düsseldorf.

Bürgermeisterin Gudrun Hock sitzt für die SPD im Verwaltungsrat der Stadtsparkasse Düsseldorf.

Foto: Marcel Berndt

In dem Gutachten kommen die Juristen zu dem Schluss, Hock hätte sich zu diesem Thema in dieser Form nicht äußern dürfen. Sie bestreitet, überhaupt mit Medienleuten gesprochen zu haben und will jetzt zu diesem Vorfall nicht mehr Stellung beziehen, sagte sie gestern.

Ein Sparkassen-Insider bestätigte gestern den Sachverhalt, der bisher nur unter der Hand kolportiert, gestern aber von der Financial Times Deutschland erstmals öffentlich gemacht wurde.

Dass Fröhlich dieses Gutachten erstellen ließ, irritierte auch andere Mitglieder des Verwaltungsrates. Deren Bereitschaft, überhaupt noch über ihre Arbeit in diesem Gremium zu sprechen, ist seit der Bekanntgabe der Ergebnisse deutlich geschrumpft. Kein Wunder: Ihnen wurde klar, wie streng die Gesetze sind, wenn es um den Verwaltungsrat geht und dass man sich sehr schnell strafbar machen kann, wenn man aus dessen Sitzungen plaudert.

Fröhlich hatte in kleinem Kreis mehrfach genervt und völlig konsterniert reagiert, weil er immer wieder Äußerungen aus dem Verwaltungsrat lesen musste. Offenbar, so schilderte es ein Insider, war den dort sitzenden Kommunalpolitikern nicht bewusst, wie streng die Auflagen sind. Durch das Gutachten hat sich das geändert.

Allerdings ist man auch sicher, dass Fröhlich "diese offene Kampfansage" erst auf den Weg brachte, als ihm klar wurde, dass er als Chef der Sparkasse keine Zukunft hat. Denn im Verwaltungsrat (der auch den Vorstands-Chef wählt) hat der Banker keine Mehrheit mehr. Sein Vertrag läuft Mitte 2012 aus, längst wird über Nachfolger spekuliert. Als sicher gilt, dass die SPD-Mitglieder im Verwaltungsrat wie die Arbeitnehmervertreter gegen ihn sind, auch Teile der CDU/FDP-Gruppe stehen nicht mehr hinter ihm.

Hintergrund des angeblichen Hock-Zitates war eine der Folgen der Pooth-Affäre. Der Unternehmer, der von Sparkasse unter dubiosen Umständen neun Millionen Euro Kredit bekommen hatte und seine Firma in den Sand setzte, kann den Kredit nicht zurückzahlen. Um überhaupt noch etwas von dem Geld zu sehen, hat man sich auf eine Rückzahlung von 800 000 Euro geeinigt — über acht Millionen sind also weg. Daraus war der Vorwurfe gegen Fröhlich entstanden, er habe Pooth "Millionen geschenkt".

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