Kolumne "Die Woche in Düsseldorf" Präsident Xi besucht NRW, nicht Düsseldorf

Düsseldorf · Nicht alle Tage kommt das Staatsoberhaupt einer Weltmacht in die Landeshauptstadt. Nur zu gern hätte OB Dirk Elbers Chinas ersten Bürger heute im Rathaus empfangen. Doch daraus wird leider nichts.

 Das Verhältnis von Oberbürgermeister Dirk Elbers (l.) und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, hier 2012 mit Opernintendant Christoph Meyer beim NRW-Sommerkonzert auf dem Burgplatz, ist inzwischen sehr belastet.

Das Verhältnis von Oberbürgermeister Dirk Elbers (l.) und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, hier 2012 mit Opernintendant Christoph Meyer beim NRW-Sommerkonzert auf dem Burgplatz, ist inzwischen sehr belastet.

Foto: Endermann

Die Volksrepublik China eröffnet in Düsseldorf ein Generalkonsulat. Das ist eine gute Nachricht, denn diese Einrichtung wird den Zuzug von Firmen aus dem asiatischen Riesenreich noch einmal verstärken. Das Konsulat ist wie das seit zehn Jahren aktive China-Kompetenzzentrum für die Unternehmen ein wichtiger Dienstleister und erleichtert mit seinen Serviceangeboten den Eintritt und dauerhaft das Engagement im neuen Markt. Es ist somit ein weiterer Faktor in einem Cluster, das über Jahre am Rhein entstanden ist.

Die Entwicklung ist rasant und erfreulich, mit 320 Firmen im Stadtgebiet haben die Chinesen mit den Japanern mittlerweile gleichgezogen. Allein voriges Jahr wählten 45 chinesische Unternehmen unsere Stadt als Standort. Düsseldorf profitiert einmal mehr von seiner zentralen Lage in Europa und dem hervorragenden Einzugsgebiet, bei dem die großen Metropolen wie Berlin, München oder Hamburg — das sich lange als Chinas Top-Adresse sah — das Nachsehen haben.

Stadt und Land ist der Erfolg aber nicht in den Schoß gefallen, sie haben beide viel für die Ansiedlung der Firmen getan. Mittlerweile leben in Nordrhein-Westfalen mehr als 25 000 Chinesen, 800 Firmen haben sich an Rhein und Ruhr niedergelassen. Beispielhaft für die gelungene Ansiedlungspolitik ist das erwähnte China-Kompetenzzentrum, das von Stadt, Industrie- und Handelskammer und der Messe Düsseldorf gegründet wurde.

Es ist also kein Lotteriegewinn, dass Xi Jinping von Berlin aus heute nach Düsseldorf fliegt, sondern der wirtschaftlichen Entwicklung geschuldet. Leider wird das besondere Engagement der Landeshauptstadt nicht mit einem Blitzbesuch im Rathaus inklusive Eintrag ins Goldene Buch honoriert. Die Stadt hatte sich sehr darum bemüht und auch ihre Drähte genutzt. Denn das Verhältnis ist gut, OB Dirk Elbers hatte noch im Januar beim Neujahrsempfang der IHK im Maritim-Hotel ein Vier-Augen-Gespräch mit Botschafter Shi Mingde, in dem er unter anderem für das Generalkonsulat warb.

Werbewirksame Fotos aus dem Jan-Wellem-Saal, wie es sie einst beim Besuch des japanischen Kaisers gab, wird es nun aber nicht geben. Präsident Xi besucht NRW, nicht Düsseldorf. Und dies nur gut einen halben Tag und eine Nacht lang, Düsseldorf ist dabei Stützpunkt und Ort eines Wirtschaftsbanketts. Der Nachmittagsausflug aber führt das Staatsoberhaupt nach Duisburg, seine Frau fährt derweil zu einem Schulbesuch nach Essen, beides sozialdemokratisch regierte Städte.

Nach offizieller Lesart sind es allein Sicherheitsgründe, die den Präsidenten aufs Interconti-Hotel beschränken. Allerdings dürften Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und ihre Staatskanzlei auch nicht vehement für einen Rathaus-Besuch gekämpft haben. Dafür ist das Verhältnis zwischen der roten Landesfürstin und dem schwarzen Stadtoberhaupt mittlerweile zu belastet. Sie stießen sich wechselseitig bei der Eröffnung des letzten Frankreichfestes vor den Kopf, dann wurde Kraft nicht zum Festakt anlässlich des Stadtgeburtstages in der Tonhalle eingeladen. Wenn man die Erfolge in der Wirtschaftsförderung anschaut, denkt man über diese Politik der Schienbeintritte spontan nur eins: Interessant, aber ganz schön überflüssig!

(RP)
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