Schauspielhaus Club-Flair im Theaterkeller

Das Schauspielhaus eröffnet seine neue Bühne mit einem bunten Amerika-Abend.

Das Schauspielhaus ist noch eine Baustelle. Vorbei an offenen Kabelschächten und Baustellenlampen geht es hinab in den Keller zur neuen alten Spielstätte: Das Dhaus hat nun ein „Uhaus“. Dort wurde schon früher zu Zeiten von Anna Badora und Amelie Niermeyer Theater gemacht. Nun hat Wilfried Schulz diese Mini-Bühne mit Club-Atmosphäre wiederbelebt. Hier sollen Ensemblemitglieder sich austoben und alles machen können, „in verschiedensten Formaten Improvisiertes, Experimentelles und Schräges, kurz: alles, was den Künstler*innen dieses Hauses am Herzen liegt und der Intendant nicht verhindern konnte“, wie es in der Ankündigung heißt.

Die Dramaturgen Frederik Tidén und Corinna Möller sind die beiden Programmdirektoren und wollen das Uhaus mit seinen 100 Plätzen künftig zweimal die Woche bespielen. Unter dem Titel „New World“ ging Tidén selbst auf die Bühnen. Getreu dem Motto „Thesen, Trash und Tragik“ widmete er den 90-minütigen Abend „Amerika, Trump und der Liebe“. In sehr persönlicher, manchmal fast schon exhibitionistischer Weise näherte er sich seiner Liebe: Amerika. Sehnsuchtsort und Sündenbabel, Traum und Albtraum. Verkleidet als Drag Queen mit Pumps und Perücke, eine Figur, die er schon in dem Lieder-Abend „Boys don‘t cry“ verkörperte, plaudert er sich durch den Abend, mal amüsant, mal nachdenklich stimmend, immer wieder überraschend und auf jeden Fall kurzweilig. Mit den vielen englischen Textpassagen überfordert er allerdings so manchen Zuschauer sicher.

Er erzählt von skurrilen Begegnungen auf seinen Amerika-Reisen, von Santa Claus in Miami Beach und von einem One-Night-Stand mit einem Marvin-Gaye-Look-Alike in New York, von Sophia-Sophia, einer Amerikanerin in Berlin, und ihrer Kindheit in einer Kommune in Denver, Colorado. Natürlich ist Donald Trump auch Thema. Doch politisch bleibt der Abend etwas unoriginell. Er punktet eher durch die Direktheit, mit der sich Tidén hier outet, die durch die Nähe von Zuschauer und Bühne noch befeuert wird. Der Ort hat Potenzial für viele verrückte Abende – gut, dass es ihn gibt.

Auf dem Programm stehen unter anderem: am 27. September „Off-Off the Record“: Der Ensemble-Talk mit Hanna Werth, zu Gast: André Kaczmarczyk, Cennet Rüya Voß. Einen Tag später, am 28. September, gibt es einen Abend mit Lyrik, Prosa und Interviews der neuen Politik-Ione Pamela Anderson, Szenische Einrichtung: Annalena Köhne. Am 2. Oktober heißt es „Streusalz Vol. 1“: Die Schauspielstudierenden des Mozarteums lassen dem Theaterwahnsinn freien Lauf und zeigen Szenen, Monologe, Sketche und Filme. Am 3. Oktober auf dem Programm: „Alles renkt sich wieder ein“: Der musikalisch-literarische Abend von Claudia Hübbecker kehrt zurück. Am Klavier sitzt Klaus-Lothar Peters. Beginn ist jeweils um 20.30 Uhr.

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