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NRW-Forum Bilder von der Gegenwart in XXL

Düsseldorf · Die Werke des Fotokünstlers Martin Denker sind die Antithese zur Puristik der Becher-Schule. Der Schüler von Thomas Ruff steht mit seinen bunten, expressiven und plakativen Arbeiten zwischen Fotografie und Malerei. Seine digitalen Collagen werden nun im NRW-Forum ausgestellt.

Er ist der Pop-Artist der neuen Fotografen-Riege. Martin Denkers XXL-Foto-Gemälde lassen die Grenzen des Mediums weit hinter sich. "Trotzdem arbeitet er noch mit den Mitteln der digitalen Fotografie und ihren Möglichkeiten. So entstehen komplexe Bildwelten mit vielfach geschichteten Ebenen, die eine geradezu magische Tiefenwirkung entfalten", sagt Werner Lippert, Leiter des NRW-Forums. Der in Düsseldorf lebende gebürtige Hamburger ist eindeutig der Star der Szene und einer der 41 internationalen Fotografen, die bei der Schau "State Of The Art Photography" im NRW-Forum vertreten sein werden.

Wenn dort im Ehrenhof vom 4. Februar bis 6. Mai 250 Fotos ausgestellt sind, fallen die Denker-Bilder allein schon von der Größe her aus dem Rahmen: Bis zu drei Meter groß sind sie und prall gefüllt mit Bildsystemen, die narrativ und plakativ die Puristik der Düsseldorfer Schule unterwandern. Der Kunstakademie-Meisterschüler von Thomas Ruff überrollt den Betrachter mit seinen expressiven "Aufnahmen". An den Arbeiten kann man sich nicht sattsehen.

Der 35-Jährige macht ein Bild über Bilder, alles simultane Informationsgeflechte, poppige numerische Computer-Collagen entstehen — angefüllt mit fremden Formen, den Kitsch-Farben der Medienästhetik und piktogrammartig reduzierten Bildfragmenten. Ein solcher Kosmos an Anekdoten entzieht sich dem Wunsch der schnellen, digitalen und komprimierten Erfahrbarkeit auf den Bildschirmen unserer Zeit, braucht Raum, den kann man sich nicht auf dem Laptop anschauen, weil die zahlreichen Details nicht sichtbar werden. "Das wäre so, als würde man Beethoven mit dem iPhone hören", erklärt Denker in seinem Studio an der Kölner Landstraße.

"Die Zukunft liegt nicht in der reinen Fotografie, sondern in der freien Kunst", postuliert der meistgefragte Fotokünstler der Welt, Andreas Gursky. Er ist auch einer der Teilnehmer aus dem Berater-Gremium der kommenden Ausstellung. Das NRW-Forum fragte Andreas Gursky, Thomas Seelig, Andréa Holzherr, F.C. Gundlach, Thomas Weski und Udo Kittelmann nach den Fotografen, die die Diskussion der kommenden Jahre bestimmen werden. Keine Frage: Martin Denker ist einer davon, er ist in seiner Art unverwechselbar. In Zeiten der digitalen Bilderflut hinterfragt er, inwieweit Fotografie überhaupt noch als Schlüssel für die Auseinandersetzung mit der Welt taugt. Anders als anderen gelingt es ihm, in seinen Panoramen die Fotografie mit der Malerei zu verbinden. Hier schlagen seine Wurzeln als Maler durch.

Diese sind auch deutlich in den zwei aktuellen Arbeiten mit den Titeln "InfiniteJest(iCancer)" und "WikiJackIsWatchingYou!" zu bemerken: Beide Pigmentdrucke auf Leinen sind in der Ausstellung zu sehen. Zurzeit geht es jedoch noch hoch her im Studio, wo Martin Denker eine drei Mal 14 Meter große Installation mit vielen simultanen Membranen-Fenstern realisiert. "Es ist eine Art Proust'sche Reise in die Geschichte der Kunst in Düsseldorf", erklärt er. Der Aufwand ist enorm, "an einem Detail sitze ich eine ganze Nacht".

Zu sehen ist die Installation in wenigen Tagen im Restaurant "Monkey's West". "Diese Arbeit, die real dreidimensional scheint und sich durch skulpturale Elemente in den Raum des Saales erstrecken wird, zeigt, dass wir ihn zu Recht als Künstler mit Zukunftspotenzial ausgewählt haben", betont Ausstellungsmacher Werner Lippert.

So wie Martin Denker haben auch die anderen neuen Fotografen, darunter Andreas Mühe, Ulrich Hensel oder Anna Vogel, einen anderen Blickwinkel auf die Geschichte der Fotografie. Sie haben neue Heroen — aus der Geschichte und aus anderen Disziplinen. Sie haben keine Scheu mehr vor dem Auratischen und Sublimen. Und sie sind offen für neue Präsentationsformen, für Installationen, für eine Durchmischung der Medien und Materialien. Die Fotografie ist endgültig in der freien Kunst angekommen. In der Übersichtsausstellung werden jeweils mit einem Konvolut an Bildern oder einer Installation 41 Künstler vorgestellt, die diesem Anspruch entsprechen.

Ausstellung "State of the Art Photography", 4. Februar bis 6. Mai im NRW-Forum, Düsseldorf

(RP/jco)
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