Junges Schauspielhaus Was Väter und Söhne sich zu sagen haben

Düsseldorf · Bazarow ist ein glänzender Medizinstudent, ein kühner junger Mann, der den Nihilismus für sich entdeckt hat. Wie freuen sich seine Eltern, als er im Sommer aufs Landgut kommt; sie vergöttern den Sohn, das hoffnungsvolle Talent. Doch Bazarow ist diese Liebe zu unterwürfig und der Vater zu provinziell. Er kann den alten Quacksalber nicht achten, also lässt er sich hofieren – und reist bald wieder ab. Es ist diese Überheblichkeit, die Eltern am schmerzlichsten trifft, mehr als Rebellion oder Nichtsnutzigkeit. Denn Arroganz soll den anderen ja spüren lassen, dass er nicht gebraucht wird. Das aber ist die vernichtendste Waffe der Söhne: sich entziehen, dem Vater das Vatersein rauben.

Bazarow ist ein glänzender Medizinstudent, ein kühner junger Mann, der den Nihilismus für sich entdeckt hat. Wie freuen sich seine Eltern, als er im Sommer aufs Landgut kommt; sie vergöttern den Sohn, das hoffnungsvolle Talent. Doch Bazarow ist diese Liebe zu unterwürfig und der Vater zu provinziell. Er kann den alten Quacksalber nicht achten, also lässt er sich hofieren — und reist bald wieder ab. Es ist diese Überheblichkeit, die Eltern am schmerzlichsten trifft, mehr als Rebellion oder Nichtsnutzigkeit. Denn Arroganz soll den anderen ja spüren lassen, dass er nicht gebraucht wird. Das aber ist die vernichtendste Waffe der Söhne: sich entziehen, dem Vater das Vatersein rauben.

Um die Reibungen zwischen den Generationen geht es in Iwan Turgenjews Roman "Väter und Söhne" und darum, wie Hochmut einen begabten Menschen vergiften, am Ende gar vernichten kann. Das Junge Schauspielhaus bringt die Bühnenfassung des Romans von Brian Friel in bearbeiteter Form auf die Bühne: Turgenjew wird überwiegend von Jugendlichen in historischen Kostümen gespielt. Die überraschen durch ihr souveränes Auftreten, sprechen überwiegend sehr gut, nutzen den Bühnenraum, sind kein bisschen verlegen. Vor allem Jan-David Bürger und Vincent zur Linden steigern sich in ungestüme Spiellust, es macht Spaß, das anzusehen. Allerdings wirkt die Inszenierung durch die überwiegend jugendliche Besetzung wie sehr gutes Schülertheater, die Transponierung des Stücks ins jugendliche Alter erschließt jedoch keine zusätzliche Bedeutungsebene.

Die soll wohl aus der Gegenwart kommen: Regisseur Frank Abt hat den Journalisten Dirk Schneider gebeten, Interviews mit Vätern und Söhnen, Müttern und Töchtern aus Düsseldorf zu führen. Diese Gespräche hat das Regieteam zu Monologen verdichtet. Gesprochen werden sie von den beiden Profi-Schauspielern des Abends, Claudia Hübbecker und Rainer Galke, und zwar teils als Videoeinspieler, teils als Bestandteil des Stücks live auf der Bühne.

Turgenjews Generationendrama mit Selbstauskünften von Familien aus der Jetztzeit zu verbinden, ist eine naheliegende Idee. Doch wie so oft mit dem Naheliegenden hilft sie nicht wirklich weiter. Da erzählen Düsseldorfer, wie es ist, den elterlichen Frisörbetrieb zu übernehmen oder wie die Mutter zur besten Freundin wurde. Doch hat man das alles schon mal gehört. Die bieder-braven Generationenkonflikt-Monologe erzählen also nichts Überraschendes über die Gegenwart und locken auch nichts Neues aus Turgenjews Roman. Die Konfrontation mit moderner Plauderei zeigt allenfalls, wie psychologisch genau und gültig Turgenjews Darstellung ist. Spiegelungen in der Aktualität hat er gar nicht nötig. Das verdoppelt nur, erhellt wenig.

Das Junge Schauspielhaus hat sich mit seinem "Väter und Söhne"-Projekt für ein spannendes Thema und mit Turgenjew für einen hellsichtigen Autor entschieden. Das Konzept von Regisseur Frank Abt aber wirkt unausgegoren. Schade, denn die Leistung der Jugendlichen ist wirklich beachtlich.

Kartentelefon 0211 85 23 710

(RP/rai)
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