Hans-Jürgen Tüllmann "Düsseldorfer CC soll GmbH werden"

Düsseldorf · Der neue Geschäftsführer des Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) über den Streit im Vorstand, das neue Sicherheitskonzept für den Rosenmontagszug, den Blick auf Köln und die Tatsache, dass sein Hund Kuno den Ausschlag für das neue Amt gab.

 Der gebürtige Sauerländer Hans-Jürgen Tüllmann ist der neue Geschäftsführer des Comitee Düsseldorfer Karneval, kurz CC.

Der gebürtige Sauerländer Hans-Jürgen Tüllmann ist der neue Geschäftsführer des Comitee Düsseldorfer Karneval, kurz CC.

Foto: Andreas Endermann

Herr Tüllmann, Sie sind Sauerländer aus Warstein und wollen im rheinischen Karneval mitmischen. Ist das nicht ein bisschen gewagt?

Tüllmann Da sind Sie wohl etwas unterinformiert, Herr Breitkopf (lacht). In Warstein wird genauso Karneval gefeiert wie in Düsseldorf - nur etwas kleiner natürlich, weil die Stadt bekanntlich kleiner ist als die Landeshauptstadt. Es gibt dort den größten Rosenmontagsumzug der Region. Es gibt Tanzgarden und Karnevalsgesellschaften und Altweiber, und ich war schon als Jugendlicher dabei. Unterschätzen Sie die Sauerländer nicht. Nur anstelle von Alt gibt es ein anderes Bier...

Gibt es im Sauerland auch Querelen unter den Karnevalsfunktionären wie in Düsseldorf? Wie kommt es, dass gerade in einem Bereich, wo es vor allem darum geht, Spaß zu haben, so viel Streit gibt, wie jüngst im Comitee Düsseldorfer Carneval (CC), als fast der gesamte Vorstand zurücktrat?

Tüllmann Es geht auch im Ehrenamt immer um Posten. Manchmal vergessen die Akteure: Jeder bekommt den Posten nicht für die Ewigkeit, sondern kann abgewählt werden.

Worum ging es in dem Streit eigentlich? Und was sind die Folgen?

Tüllmann Dazu kann ich nicht viel sagen, ich war nicht dabei. Ich weiß nur eins: Der Streit hat dem Düsseldorfer Karneval geschadet. Aber für mich ist das Thema jetzt durch. Wir starten neu durch.

Wieso glauben Sie, dass Sie es anders machen können?

Tüllmann Also mal ganz langsam. Ich werde das Rad sicher nicht neu erfinden. Mein Vorteil ist, dass ich keine Altlasten im Karneval habe. Ich habe mit Niemandem Ärger gehabt und kann unvoreingenommen mit allen reden. Manchmal ist es als Nicht-Eingeborener auch leichter.

Haben Sie denn Rückhalt bei den alteingesessenen Karnevalisten?

Tüllmann Ich denke ja, ich habe mit Engelbert Oxenfort gesprochen, und der hat sehr befürwortet, dass ich der neue CC-Geschäftsführer werde. Ich habe Gespräche mit Josef Hinkel, Josef Nagel, Christoph Joußen und vielen anderen Akteuren geführt. Ich denke, dass sie hinter mir stehen.

Was wollen Sie anders machen?

Tüllmann Ich möchte die Strukturen des CC schlanker machen. Das heißt vor allem, dass wir die Aufgaben auf mehr Schultern verteilen. Ein erstes Beispiel ist das Vorstandsmitglied, dass für Sicherheit und Organisation verantwortlich zeichnet. Diesen Posten haben wir aufgesplittet. Ein Konzept für die Sicherheit beim Rosenmontagszug wird die Firma Klüh für uns erstellen. Das sind Profis mit viel mehr Erfahrung als wir Ehrenamtler. Und für die Aufgabe Organisation suche ich noch ein kompetentes Vorstandsmitglied. Das ist eine Kernaufgabe für die sechs Veranstaltungen Zoch, Kö-Treiben, Fernsehsitzung, Hoppeditz-Erwachen, Altweiber und Prinzenproklamation.

Was heißt das konkret?

Tüllmann Wir müssen den Düsseldorfer Karneval zu einer Marke machen. Es muss das Profil geschärft werden.

Heißt das etwa, von Köln zu lernen?

Tüllmann Ein heißes Eisen, ausgerechnet die Kölner (lacht). Man muss aber zugeben, dass der Kölner Karneval schon perfekt organisiert ist. Dort hat das Komitee etwa einen eigenen Wagen, das wäre meiner Meinung nach auch 'was für Düsseldorf. Ansonsten ist der Düsseldorfer Karneval schon grundlegend anders als der Kölner. Viele Betrachter von außen denken, durch Lackschuh und Smoking wäre der Karneval in Düsseldorf besonders elitär. Aber das ist nicht so. Wer in Köln nicht in der richtigen Karnevalsgesellschaft ist, der macht keine Geschäfte in der Stadt. Davon sind wir in Düsseldorf doch weit entfernt.

Wie sieht das CC der Zukunft in Düsseldorf aus?

Tüllmann Mein Plan ist es, aus dem Verein CC eine gemeinnützige GmbH zu machen. Dadurch kann man Haftungsfragen wesentlich einfacher Handhaben. Die 70 Karnevalsvereine des CC wären dann die Gesellschafter. Das haben die Düsseldorfer Schützen ja bereits vorgemacht, wie so etwas geht. Wir werden uns in den nächsten Wochen mit den Schützen zusammensetzen und schauen, was wir von ihnen lernen können.

Für Viele sind Sie in Düsseldorf noch ein unbekanntes Gesicht. Wie sind Sie zum Düsseldorfer Karneval gekommen?

Tüllmann Ich bin beruflich nach Düsseldorf gekommen, und als ich mit meiner Familie nach Niederkassel zog, war mir die Tonnengarde direkt sympathisch. 1999 war meine Tochter Victoria Kindertonnenbäuerin. Das hat wohl den Durchbruch bei uns gebracht. Und meine Garde sind die Blau-Weißen. Ich bin aber auch bei den Düsseldorfer Jonges, und natürlich bin ich ein unerschütterlicher Fortuna-Fan. Jetzt will man mich auch noch zum Schützen machen, aber das geht dann wohl zu weit...

Wie hat Ihre Familie reagiert, als Sie überlegten, neuer Geschäftsführer des CC zu werden?

Tüllmann Als Ersten habe ich unseren Hund Kuno gefragt. Sein Bellen habe ich als klare Zustimmung interpretiert und anschließend meine Entscheidung den anderen kommuniziert (lacht).

Wer Karneval nicht kennt, rümpft gerne die Nase und flüchtet zwischen Altweiber und Rosenmontag gerne in die karnevalsfreien Alpen zum Skifahren. Warum überhaupt Karneval?

Tüllmann Oberflächlich betrachtet ist Karneval Verkleidung, Feiern und Alkohol. Aber so einfach ist es nicht. Man muss das philosophischer sehen. Im Karneval feiern Leute zusammen, die sich vorher gar nicht kannten. Das ist das Wunderbare.

Ist Karneval in Düsseldorf nicht eher ein Wirtschaftsfaktor?

Tüllmann Aber hallo, na klar. 3000 Menschen leben vom Karneval in der Stadt. Das sind nicht nur Kostümverleiher, sondern auch die vielen Mitarbeiter in den Hotels, in denen die großen Veranstaltungen stattfinden. Teil des Marketingkonzeptes, das wir gemeinsam erarbeiten werden, muss es sein, Sponsoring im Karneval zu etablieren. Der Düsseldorfer Karneval ist wirtschaftlich attraktiv. Eine Million Menschen kommen zum Rosenmontagszug, viele Millionen sehen ihn im Fernsehen - das Potenzial müssen wir heben.

Wie geht der Karneval mit Medien und dem digitalen Wandel um?

Tüllmann Da sind wir auf dem richtigen Weg. Zum Beispiel mit der neuen Karnevals-App. Dort finden die Jecken alle Termine, können ein Taxi bestellen und sind aktuell über die fünfte Jahreszeit informiert. Innerhalb kürzester Zeit war die App 4000 Mal heruntergeladen worden und wir hatten 100 000 Clicks - ich finde das kann sich sehen lassen. Und generell wollen wir mit der Presse offener umgehen, als wir das in der Vergangenheit getan haben.

THORSTEN BREITKOPF FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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