Interview Susanne von Bassewitz „Ich war schon als Kind Feministin“

Düsseldorf · Frauen zu ermutigen, sich selbst etwas zuzutrauen, dafür setzt sich die Präsidentin des Netzwerks Zonta International mit großer Leidenschaft ein.

 Zonta-Präsidentin Susanne von ­Bassewitz

Zonta-Präsidentin Susanne von ­Bassewitz

Foto: Beate Werthschulte

Seit 1994 ist die Kommunikationsberaterin Mitglied in der Frauen-Service-Organisation, seit sieben Jahren ist sie im Vorstand. Als Ort unseres Gesprächs wählt sie die Setareh Gallery an der Königsallee aus.

Frau von Bassewitz, warum treffen wir uns hier?

Susanne von Bassewitz Weil mir die aktuelle Ausstellung – großartige Arbeiten amerikanischer und europäischer Künstlerinnen des Abstrakten Expressionismus aus den 1950er und 60er Jahren – nicht nur gut gefällt, ich finde sie auch wichtig. Die Künstlerinnen mussten damals – und so lange ist das ja noch gar nicht her, ich bin Jahrgang 1956, also in dieser Zeit aufgewachsen – sehr um ihre Anerkennung kämpfen. Ihre Werke verkauften sich auch weitaus schwieriger als die ihrer männlichen Kollegen – mit dieser Ausstellung werden ihre Leistungen sichtbar gemacht.

Warum engagieren Sie sich so für Frauen? Haben Sie selbst auch um Anerkennung kämpfen müssen?

Von Bassewitz Sicher nicht so wie diese Künstlerinnen, aber eigentlich war ich schon als Kind Feministin, auch wenn ich natürlich damals den Begriff noch nicht kannte (lacht).

Inwiefern?

Von Bassewitz Während zum Beispiel die Jungen im Werkunterricht mit kleinen Holzplatten Häuser bauten, musste ich zum Nadelarbeitsunterricht und dort mit rosa Wolle und fünf Nadeln eine Puppe stricken. Dabei wollte ich viel lieber basteln, Handarbeiten waren überhaupt nicht mein Ding. Ich fand das unglaublich ungerecht und mir war klar, dass hier etwas total falsch lief.

Das wäre doch ein guter Grund gewesen, einen Männerberuf zu ergreifen.

Von Bassewitz Vielleicht, aber diese Idee hatte ich nie. Ich wollte allerdings immer schon mein Leben selbst gestalten und unabhängig leben können. Während meines Studiums – Publizistik als Hauptfach – war ich nicht auf einen bestimmten Beruf festgelegt, sondern offen für alles, was sich daraus ergeben könnte.

Dann hat Sie das Thema „Frau“ damals gar nicht mehr beschäftigt?

Von Bassewitz Oh doch, allerdings lesend und studierend. Ich habe die Rolle der Frau in der französischen und spanischen Literatur untersucht. Dabei wurde mir bewusst, wie sehr die gesellschaftliche Ungleichheit von Männern und Frauen unsere Kultur geprägt hat. Aber ich bin nie in Frauengruppen aktiv gewesen.

Bis Sie auf Zonta aufmerksam gemacht wurden.

Von Bassewitz Ja, genau. Als ich Mitglied wurde, hatte ich gerade in Nürnberg meine erste große Führungsaufgabe übernommen. Eine meiner Tanten hatte den dortigen Zonta Club mitgegründet. Sie war begeistert von der Idee, weltweit die Lebenssituation von Frauen zu verbessern – und sie hat mich sehr schnell überzeugt, mitzumachen.

Seit 1995 leben Sie in Düsseldorf, wurden Mitglied in einem der beiden Zonta Clubs und kurze Zeit später bereits deren Präsidentin – ein zeitlich aufwendiges Amt.

Von Bassewitz Es hielt sich damals noch sehr in Grenzen, aber inzwischen ist der Einsatz fast ein Fulltime-Job. Ich habe immer abends und an den Wochenenden für Zonta gearbeitet, denn der Beruf geht vor. Inzwischen bin ich selbstständig und kann freier über meine Zeit verfügen – und verzichte auch schon mal auf ein interessantes berufliches Projekt. Mir bedeutet es viel -– insbesondere da ich keine Kinder habe – mich über den Beruf hinaus gesellschaftlich zu engagieren, einen Beitrag zu leisten.

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