Unterwegs in Düsseldorf Das Wettrennen der Paket-Zusteller

Düsseldorf · Ein Zusteller bei UPS liefert am Tag bis zu 250 Pakete aus. Bis zu zehn Stunden dauert sein Arbeitstag. Wir haben einen von ihnen in Düsseldorf begleitet. Bald sollen in der Innenstadt E-Lastenräder eingesetzt werden.

Unterwegs mit einem UPS-Paketzusteller in Düsseldorf
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Foto: Bretz, Andreas (abr)

Richard Krug ist ein sportlicher Typ. Er flitzt jeden Tag mit Paketsendungen aller Art durch die Stadt. Zwei bis drei hat er unter dem Arm oder in der Hand. Wer ihn einige Zeit begleitet, der merkt: Dieser Mann ist kein Paketzusteller, sondern Paketzustellsportler. Er geht doppelt so schnell wie jeder andere Mensch um ihn herum durch die Straßen. Wie sollte er es sonst schaffen, 250 Pakete in einer einzigen Schicht zu seinen Kunden zu bringen?

Richard Krug arbeitet beim US-amerikanischen Logistiker UPS, er hat heute eine der sechs City-Touren zu bewältigen. Von der Niederlassung an der Lierenfelder Straße geht es zum Graf-Adolf-Platz und von dort durch die City. „Ich fahre an einem solchen Tag keine 20 Kilometer“, sagt Krug, „aber ich laufe 17.000 bis 20.000 Schritte.“ Damit es nicht noch mehr werden, fährt er den braunen 7,5-Tonner auch mal nur 50 Meter weiter, parkt auf dem Bürgersteig – und benutzt in den Bürogebäuden meist die Aufzüge.

Wer ihn begleitet, flucht als Autofahrer nicht mehr so laut, wenn mal wieder ein Zusteller verbotswidrig in der Innenstadt hält. Man entwickelt Verständnis für Menschen, die ihren Job im Zeitraffer erledigen. Und die Knöllchen? Die Regelung ist pragmatisch: Beim Parken zahlt der Arbeitgeber, wer über rote Ampeln oder zu schnell fährt, zahlt selbst.

Mit Krug lernt man die Stadt anders kennen. Die Juweliere an der Kö werden in aller Regel nicht in den Geschäftsräumen beliefert, auch mancher schicke Modeladen auf der Kö nicht. Es geht um die Ecke, in die erste Etage oder ganz woanders hin. Bei einer Bank nimmt Krug nicht den Haupteingang, sondern steuert ein stählernes Tor in einer benachbarten Straße an.

Plötzlich stehen wir in einer Gasse unter freiem Himmel, in der auch die Direktionsfahrzeuge des Unternehmens geparkt sind. Hier kommt selten ein Fremder hin – der Paketzusteller schon. Zielsicher geht er durch einen Eingang in Richtung Sicherheitszentrale. Paket aushändigen, Unterschrift auf dem Display, der Sicherheitsmann sagt seinen Namen. Er weiß, dass Krug im Herausgehen diesen in den  Handscanner tippt. Es muss stets nachvollziehbar sein, wer die Lieferung in Empfang genommen hat.

Krug mag seinen Job, er versprüht gute Laune. „Den ganzen Tag im Büro sitzen, das wär nichts für mich.“ So ist der 42-Jährige den ganzen Tag in Bewegung, rein ins Auto, raus, er sieht viele Menschen. Sehr gut findet der Düsseldorfer, dass er in einem E-Fahrzeug unterwegs ist.

Das ist gut für die Umwelt, aber das Fahren selbst ist vor allem ein ruhiges Geschäft, das Auto ruckelt nicht wie früher, und beim Gang in den Laderaum muss kein Schaltknüppel umkurvt werden. Nur ein kleiner Vorwärts-/Rückwärtsschalter neben dem Tacho ist zu bedienen.

Heute morgen hat Richard noch Frank getroffen. Man duzt sich bei UPS, das ist typisch USA. Frank Sportolari ist Präsident von UPS Deutschland. „Die City wird nur noch von unseren 23 elektrisch betriebenen Fahrzeugen beliefert oder von den zehn Erdgas-Fahrzeugen“, sagt Sportolari.

Der Italo-Amerikaner wohnt in Gerresheim. Die Düsseldorfer Niederlassung gehört seinen Worten nach zu den größten in Deutschland. Sie hat 485 Mitarbeiter. Auf das Center an die Lierenfelder Straße entfallen davon 300, auf das Hub, das den Durchgangsverkehr abwickelt, der Rest der Belegschaft.

An der Lierenfelder Straße werden ab dem frühen Morgen die Pakete den 140 Touren zusortiert. 160 Autos, die meisten 7,5-Tonner, stehen bereit. Früher wurden sie täglich gewaschen, heute immer dann, wenn es nötig ist. Sauber sollen die bekannten braunen Lkw auf jeden Fall sein.

UPS liefert sich ein Wettrennen mit DHL. Der Hauptkonkurrent hat seiner Düsseldorfer Niederlassung 197 Fahrzeuge zugeordnet und rund 380 Mitarbeiter. Pro Tag werden rund 35.000 Sendungen abgewickelt. Bei UPS sind es im Schnitt 28.000 Zustellungen und 25.000 Annahmen.

Bilder des Tages aus Düsseldorf
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Foto: Marc Ingel

Rund 200 sammelt Richard Krug am Nachmittag ein, einige davon werden zum Air Hub nach Köln gebracht. „Wenn Sie bis 18 Uhr ein Paket abgeben“, sagt Sportolari beim Interview in den Schadow Arkaden, „dann kann es am nächsten Tag an seinem Zielort in den USA sein.“ 41 Flugzeuge der Firmenflotte heben an jedem Werktag ab.

Emissionsfreies Ausliefern in der City begrüßt Sportolari. Gerne würde er wie in München oder Hamburg zudem fünf Mini-Depots in der Innenstadt einrichten und von dort mit der Sackkarre oder dem E-Lastenrad die Kunden beliefern. „Wir finden in Düsseldorf keinen Standort für unsere Container“, sagt der UPS-Präsident.

Anfang April soll auf Initiative der IHK nun ein Termin mit der Stadtverwaltung stattfinden. Daniel Klages von der Standortgemeinschaft Graf-Adolf-Straße hat bereits Bereitschaft bekundet, ein bis zwei Depots anzusiedeln. Sie bedeuten schließlich auch eines: mehr Platz auf der Straße für den sonstigen Verkehr.

Der Logistiker GLS hat gerade mitgeteilt, sein Depot bei Karstadt am Wehrhahn sowie seine E-Flotte (Autos und Räder) auszubauen. DHL dagegen hat bislang keine Pläne für den Einsatz von Lastenrädern.

Sportolari plädiert bei der Verkehrswende  für Pragmatismus. Die Bündelung der Paketlieferungen in der Innenstadt durch Dienstleister wie ABC Logistik dürfe nicht zur Pflicht werden. „Die Modelle müssen nebeneinander existieren.“ Saturn an der Kö beziehe gebündelt Lieferungen, bekomme aber auch Einzelpakete durch UPS. Manche Kunden orderten Expresslieferungen, die bis 10.30 Uhr als Erstes zu ihnen gelangen.

Bis zu zehn Stunden kann der Arbeitstag von Richard Krug dauern. Rund um den Kö-Bogen liefert er ebenfalls viele Pakete mit der Sackkarre aus. Sport macht er nebenbei dennoch, etwa Badminton mit den Kollegen. Zudem geht er gerne zur Fortuna, er hat eine Dauerkarte für die Arena. Da hat er zuletzt auch oft gute Laune gehabt.

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