Verein Helfende Hand Wo Kinder im Notfall Hilfe finden

Düsseldorf · Ein Unfall mit dem Fahrrad oder Angst vor einem großen Hund: Geschäfte mit dem Symbol der gelben Hand stehen Düsseldorfer Kindern in Problemsituationen zur Seite. Angefangen hat das Projekt als Elterninitiative in Pempelfort.

 Katrin Hegemann präsentiert die gelbe Hand, das Symbol, das die Partnergeschäfte in ihre Schaufenster kleben.

Katrin Hegemann präsentiert die gelbe Hand, das Symbol, das die Partnergeschäfte in ihre Schaufenster kleben.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Katrin Hegemann ist in Goch aufgewachsen, einer beschaulichen Stadt am Niederrhein, wo die Nachbarn einander kennen. „Ich konnte als Kind quasi nichts anstellen, ohne dass der Bäcker oder der Metzger es meiner Mutter verraten hat“, erinnert Hegemann sich. Ein Gefühl der Überwachung für ein Kind, allerdings auch ein Gefühl der Sicherheit, denn im Zweifelsfalle waren immer Menschen in der Nähe, die man kannte.

In der Großstadt gibt es diese Form der Nachbarschaft nur noch sehr selten, weiß Katrin Hegemann, die heute im Stadtteil Pempelfort wohnt. Das will die Mutter einer Tochter ändern und hat deswegen mit anderen aktiven Eltern den Verein Helfende Hand gegründet. Die Idee ist simpel: In den Stadtteilen, auf den Schulwegen gibt es Geschäfte, die bereit sind, Kindern in Notlagen zu helfen. „Es können ja so viele Kleinigkeiten passieren, die ein Kind in eine schwierige Lage bringen“, erzählt Vereinsgründerin Hegemann. Ein aufgeschürftes Knie, ärgernde ältere Kinder oder nur ein vergessenes Schulbuch können einen jungen Menschen schnell aus der Fassung bringen – und dann ist es wichtig, dass er weiß, wo er Hilfe findet. Das gelbe Symbol der Helfenden Hand im Ladenfenster zeigt: Hier wird Kindern geholfen.

Die ersten der lachenden gelben Hände hingen in Pempelfort, wo Katrin Hegemann zusammen mit anderen Eltern die Aktion an der Rochus-Grundschule ins Leben gerufen hat. Das war 2009, inzwischen machen 16 Schulen in Düsseldorf mit, über 1000 Partnergeschäfte haben sich registrieren lassen. „Das alles hat ganz klein angefangen, um unseren eigenen Kindern zu helfen“, berichtet Hegemann. Irgendwie ist die Eltern-Aktion dann zum damaligen Ministerpräsidenten des Landes NRW, Jürgen Rütgers, durchgedrungen. „Er hat uns einen Brief geschrieben und uns ermuntert, weiterzumachen – das war ein gewaltiger Ansporn“, erinnert sich Hegemann stolz. Dennoch kam der erste Impuls, das Projekt zu erweitern, von außen: Eltern anderer Grundschulen meldeten sich, und so ist die gelbe Hand inzwischen in Schaufenstern von Kaiserswerth bis Benrath zu sehen. „Und wir wachsen weiter“, freut sich die Gründerin.

Auf der Homepage des Vereins sind alle Standorte der Partnergeschäfte zu sehen, studentische Helfer kontrollieren regelmäßig, ob die Geschäfte noch existieren und die Aufkleber noch da sind. „Wir kommunizieren nicht mit allen Partnergeschäften, das können wir gar nicht leisten“, erklärt Katrin Hegemann, die, genau wie ihre Mitstreiter, den Verein ehrenamtlich leitet.

Von zentraler Bedeutung für den Erfolg der Helfenden Hand ist, dass die Kinder wissen, wohin sie sich im Notfall wenden können. „Deswegen fordern wir Eltern und Schulen auf, mit den Kindern die häufig benutzten Wege zur Schule und während der Freizeit abzugehen und zu zeigen, wo unser Zeichen hängt“, sagt Hegemann. Vertrauensfördernd sei es auch, wenn die entsprechenden Läden bekannt seien, weil man dort mit den Eltern einkauft. „Wir haben strenge Kriterien, welche Geschäfte unsere Partner werden“, so die Gründerin. Zum einen müssen es inhabergeführte Betriebe sein, zum anderen müssen die Läden so aufgebaut sein, dass ein hilfesuchendes Kind auffällt. „Und wir wünschen uns eine gewisse Beständigkeit an Mitarbeitern, damit sie auch wissen, dass ihr Arbeitsplatz eine Anlaufstelle ist“, sagt die Gründerin.

Sie ist nach wie vor engagiert dabei, genau wie die Eltern, die die Initiative damals mit ihr zusammen gegründet haben. Die Gruppe von der Rochus-Schule organisiert, vernetzt Eltern, Schulen und Geschäfte, geht in die Klassen. Dort werden die Aktiven von den Schülern stets freudig empfangen. „Eine Klasse hat einmal ein Lied für uns geschrieben“, erzählt Katrin Hegemann gerührt. Zwölf Strophen, voller Unfälle und Missgeschicke, wie sie Kindern im Alltag passieren, und im Refrain: „Ich seh’ die Hand, Rettung in der Not, und alles kommt ins Lot.“ Hegemann: „Wenn man so etwas hört, dann weiß man, dass sich die Arbeit wirklich lohnt.“

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