Düsseldorf Förderschul-Eltern schlagen Alarm

Düsseldorf · Die Franz-Marc-Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung hat steigende Schülerzahlen und platzt aus allen Nähten. Die Eltern fürchten, dass nicht in den Ausbau investiert wird, weil NRW Förderschulen auslaufen lässt.

Wenn Svenja Kruse-Glitza von Plänen in der Zeitung liest, dass Schulen in Düsseldorf saniert oder neu gebaut werden, dann fragt sie sich, ob auch noch einmal in die Förderschulen investiert wird. In den bisherigen Schulorganisatorischen Maßnahmen (SOM) sei davon nichts zu sehen. Sie schlägt deshalb Alarm: "Den Eltern reicht es. Auch die Förderschulen müssen saniert und erweitert werden", sagt Kruse-Glitza, die Schulpflegschaftsvorsitzende der Franz-Marc-Schule ist. Die Förderschule in Gerresheim mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung sei vor 40 Jahren für 120 Schüler ausgelegt gewesen. Aktuell besuchen 177 Kinder und Jugendliche die Schule.

Um das Raumproblem zu lösen, wurden als Übergangslösung drei Klassen in die Grundschule an der Rosmarinstraße ausquartiert. Viele Schüler kommen aus entlegenen Stadtteilen mit dem Bus und steigen dann an der Schule in einen weiteren Bus um, der sie in die Rosmarinstraße fährt. Dabei geht häufig Zeit vom Unterricht verloren, so Kruse-Glitza. Ganz vom Unterricht fernbleiben musste Ende des Jahres der Sohn von Manuel Wengenmayer, Elias (16).

"Das Kollegium ist unheimlich engagiert", sagt er. Aber weil Lehrerstellen nicht besetzt sind, seien die Kollegen überlastet. Als erkrankte Lehrer ausfielen, wurden Schüler auf andere Klassen verteilt. Doch auch das ist nur begrenzt möglich. Deshalb sei die Familie gefragt worden, ob Elias an zwei Tagen zu Hause betreut werden könne. Seine Mutter nutzte an einem Tag die Möglichkeit zum Home-Office, an dem anderen Tag musste der 16-Jährige in die Schule gehen.

Trotz der Probleme, die es an der Förderschule gibt, ist der Andrang dort groß. Zum einen sind Kinder und Jugendliche mit einer geistigen Behinderung meist schwer in einer Regelschule zu integrieren, zum anderen kommen durch die medizinischen Fortschritte in der Behandlung von Frühchen mehr Kinder mit diesen Einschränkungen auf die Welt. "Wir brauchen deshalb Förderschulen. Aber die Landesregierung plant, sie auslaufen zu lassen. Das bereitet uns große Sorge", sagt Kruse-Glitza.

Dabei fühlen sich auch viele Schüler besser auf einer Förderschule aufgehoben. Auch Lilli, die das Down-Syndrom hat und gerne eigenständig ist, weiß, was sie will: "Ich will auf eine Schule gehen, auf der nur andere Behinderte sind", sagt die Zehnjährige. Ihre Mutter Andrea Heuer-Stichel möchte ihre Tochter deshalb gerne an der Franz-Marc-Schule anmelden, nachdem sie vier Jahre auf einer Montessori-Grundschule mit Inklusion war. "Sie hat ihren Schatten satt", sagt Andrea Heuer-Stichel.

Damit gemeint sind die drei Integrationshelfer, die Lilli im Schulalltag begleiten und sich abwechseln, je nachdem, ob Freiarbeit oder Fachunterricht auf dem Stundenplan steht oder OGS angesagt ist. Ein Vorteil der Franz-Marc-Schule für die Familie ist auch, dass ein Schulbus Lilli morgens um 7.15 Uhr abholen würde, um sie nach Gerresheim zu bringen. Aber natürlich wünscht sich die Familie, dass die Bedingungen dort besser werden. "Wir arbeiten an einer Lösung", sagt Florian Dirszus, stellvertretender Leiter des Schulverwaltungsamts. Sie sei aber nicht spruchreif.

Beim nächsten Investitionspaket der Stadt, das noch vor der Sommerpause verabschiedet werden sollte, seien auch Förderschulen berücksichtigt.

(RP)
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