Handel in Düsseldorf Einzelhändler machen auf ihr Schicksal aufmerksam

Düsseltal  · Mit einer provokativen Plakataktion forderten viele Geschäftsleute gestern die Gleichbehandlung mit der Gastronomie – oder die Wiederöffnung der Läden.

 Der Staat lasse sie im Regen stehen, sagt Ingrid Ruda.

Der Staat lasse sie im Regen stehen, sagt Ingrid Ruda.

Foto: privat

Die Plakataktion ist bewusst provokativ – natürlich, um Wirkung und Reichweite zu erzielen. „Wir machen auf...“ ist in großen Lettern zu lesen. Und in bedeutend kleineren Buchstaben heißt es weiter „...merksam“. Selbstverständlich hatten die Läden des lokalen Einzelhandels gestern nicht geöffnet. Vielmehr wollten die Geschäftsinhaber aufmerksam machen auf ihr Schicksal: Dass sie nicht nur seit Monaten keinen Umsatz mehr machen können, sondern, dass sie auch keine finanzielle Unterstützung erhalten. „Wir fordern Gleichbehandlung mit der Gastronomie und die Wiedereröffnung der Läden – oder alternativ angemessene Entschädigungen“, lautet die zentrale Botschaft.

Deutschlandweit schlossen sich der Aktion gestern viele Einzelhändler an, posteten auf Facebook und Instagram ihr Foto, wie sie in der geöffneten Ladentür das Plakat hochhalten. Auch Ingrid Ruda, die an der Rethelstraße 167 ein Modegeschäft hat, machte mit. „Es geht uns um die Verödung der Innenstädte, den Einzelhändlern steht das Wasser bis zum Hals, aber niemand scheint sich für unser Schicksal zu interessieren“, sagt sie. Trotz der angeordneten Schließung ist sie jeden Tag im Laden, „aber Click-and-Collect ist allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein – zumal ich persönlich auch keinen Online-Shop habe“. Einzelhändler wie sie würden aktuell unter dem Radar agieren. „Die Soforthilfe muss ja zurückgezahlt werden, Umsätze werden angerechnet, das ist keine wirkliche Hilfe“, erklärt Ruda. Was kaum Erwähnung findet: Ihre Branche handle mit „verderblicher“ Ware. „Selbst wenn ich im Februar wieder aufmachen dürfte, kauft doch dann keiner mehr Wintersachen. Die Ware ist aber bezahlt“, erläutert die Geschäftsfrau. Wenn die für die laufende Saison eingekaufte Ware nicht verkauft werde, müsse sie nahezu komplett abgeschrieben werden. Gerne hätte Ingrid Ruda noch weitere Kollegen an der Rethelstraße animiert, sich an der Aktion zu beteiligen, auch Plakate hat sie ausgedruckt, „aber alle haben ja zu, da ist so etwas schwierig“.

Initiatoren der Aktion sind ein Modehändler aus Frankfurt und der Inhaber einer Kommunikationsagentur im bayerischen Aichach. Auf der Internetseite freundschaftsdienst.eu sowie den entsprechenden Seiten der Sozialen Medien haben alle Teilnehmer ihre Fotos mit der Botschaft veröffentlicht. Die Aktion soll fortgesetzt werden.

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