Jahresempfang der CDU Edmund Stoiber als Festredner in Kaiserswerth

Düsseldorf · Als Ministerpräsident (1993-2007) und Kanzlerkandidat (2002) war Edmund Stoiber (70) berüchtigt für sein Zuspätkommen. Selbst Nicolas Sarkozy ließ der Bayer mit rheinischer Mutter aus Dormagen einst im Elysee-Palast warten.

 Beim Jahresempfang der CDU in Kaiserswerth war Edmund Stoiber (Mitte) der Festredner.

Beim Jahresempfang der CDU in Kaiserswerth war Edmund Stoiber (Mitte) der Festredner.

Foto: Endermann, Andreas

Zur CDU nach Kaiserswerth kam der CSU-Ehrenvorsitzende auf die Minute pünktlich. Da sage noch jemand, im Alter ändere sich der Mensch nicht mehr. Nachdem Stoiber — da blieb er sich als Festredner beim Jahresempfang der CDU im Norden treu — 75 Minuten statt 45 Minuten temperamentvoll das Kaiserswerther Schützenfestzelt in Wallung gebracht hatte, schienen sich die CDU-ler, die beim Bayerischen Defiliermarsch klatschend aufgesprungen waren, mit ihrem Ratsherrn Andreas-Paul Stieber einig zu sein.

Der hatte dem Gast geschmeichelt: "Wir brauchen mehr Stoiber, mehr klare Kante im Land." CDU-Chef und Europaparlamentarier Klaus-Heiner Lehne hatte die Sache mit "Edi", wie sie den fit gebliebenen Oldie "dahoam" nennen, eingefädelt. OB Dirk Elbers und CDU-Altmeister Heinz Hardt, ein treuer Bayern-Urlauber, schmeckten Weißbier, Hartwurst und Laugenstangen umso besser, je mehr sich Stoiber europapolitisch in Rage redete, gegen die potentiellen SPD-Kanzlerkandidaten Gabriel, Steinmeier, Steinbrück lederte und spitze Bemerkungen über die selbstverschuldete Misere von Italienern und Griechen anschloss.

Stoiber hielt dem SPD-Trio vor, gegen deutsche Interessen Präsident Hollandes Kurs gestützt zu haben, mit dem der Sarkozy-Nachfolger Merkel Daumenschrauben angelegt habe. Die gehässigen Attacken in der italienischen und griechischen Öffentlichkeit gegen Kanzlerin Merkel nannte Stoiber "unverschämt". Der Politiker, der früher beim Stichwort Europa nie feuchte Augen bekam, hat sich zum glühenden Euro-Befürworter entwickelt, nicht erst, seitdem er ehremtlicher Beauftragter der EU-Kommission für Bürokratieabbau ist.

Die Währungsunion lasse sich nur mit schwersten ökonomischen Verletzungen rückgängig machen. Wichtig indes sei mehr Kontrolle gegen Finanzschlampereien. Und: Die Politik müsse gezwungen werden, mit den Deutschen in eine breite Debatte darüber einzutreten, ob und wie sie bereit sei, mehr für Europa zu tun. Edmund Stoiber schien den Nerv seiner Zuhörer getroffen zu haben mit seinem Ja zu Europa und Euro und seinem Nein zum Schuldenmachen. "Wann", so fragte er, "gehen die Deutschen endlich mal gegen Schuldenmacherei auf die Straße?"

(RP/jco)
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