US-Generalkonsulin Janice Weiner "Düsseldorf braucht eine US-Partnerstadt"

Düsseldorf · Nach drei Jahren in Düsseldorf wechselt US-Generalkonsulin Janice Weiner in wenigen Wochen nach Washington. Ob Karneval, Fortuna oder Tonhalle – die Diplomatin und ihre beiden Töchter waren fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Ihr Wunsch: Eine Städtepartnerschaft soll den guten Kontakt der Landeshauptstadt zu den USA vertiefen.

 „In Nordrhein-Westfalen gibt es viele kluge und erfolgreiche Frauen“, sagt US-Generalkonsulin Janice Weiner. Während ihrer dreijährigen Amtszeit in Düsseldorf hat sie mit anderen Frauen ein Netzwerk aufgebaut, sich aber auch für Jugendarbeit engagiert. Sie ist sicher, dass ihr Nachfolger das fortsetzen wird.

„In Nordrhein-Westfalen gibt es viele kluge und erfolgreiche Frauen“, sagt US-Generalkonsulin Janice Weiner. Während ihrer dreijährigen Amtszeit in Düsseldorf hat sie mit anderen Frauen ein Netzwerk aufgebaut, sich aber auch für Jugendarbeit engagiert. Sie ist sicher, dass ihr Nachfolger das fortsetzen wird.

Foto: Bretz, Andreas

Nach drei Jahren in Düsseldorf wechselt US-Generalkonsulin Janice Weiner in wenigen Wochen nach Washington. Ob Karneval, Fortuna oder Tonhalle — die Diplomatin und ihre beiden Töchter waren fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Ihr Wunsch: Eine Städtepartnerschaft soll den guten Kontakt der Landeshauptstadt zu den USA vertiefen.

Frau Weiner, noch vor Ende des Monats verlassen Sie Düsseldorf und gehen nach Washington. Was werden Sie Ihren Kollegen dort über Düsseldorf erzählen?

Weiner Dass sie, wenn sie Deutschland besuchen, sich nicht nur auf Berlin konzentrieren, sondern unbedingt Nordrhein-Westfalen und die Landeshauptstadt besuchen sollen. Sobald man hier ankommt, erkennt man, dass diese Region immens viel zu bieten hat.

Was denn zum Beispiel?

Weiner NRW ist für den Handel unverzichtbar, mehr als 700 amerikanische Firmen haben hier ihren Sitz. Es gibt viele Leitmessen. Allein bei der Düsseldorfer Medica sind regelmäßig 450 US-Firmen vertreten. Ich habe hier zwei Landtagswahlen und die Bonner Afghanistan-Konferenz miterlebt und viele interessante Politiker kennengelernt. Hinzu kommt noch die Vielfalt an Kultur. Ich war kürzlich in der Tonhalle, bei der Eröffnung des Schumannfestes ...

... wir dachten schon beim Konzert der Toten Hosen ...

Weiner (lacht) Ja, meine Tochter wollte unbedingt hin. Es war aber leider ausverkauft.

Was von Düsseldorf wird Ihnen am meisten fehlen?

Weiner Der Rhein. Für mich macht es viel aus, wenn eine Stadt an einem Fluss liegt. Ich gehe mit den Hunden spazieren, setze mich gerne auf eine Bank und schaue einfach auf den Fluss.

Was hatten Sie sich vorgenommen, als sie vor drei Jahren hierher kamen?

Weiner Ich hatte drei Ziele, und ich würde sagen, zweieinhalb habe ich auch erreicht. Erstens wollte ich den Kontakt unseres Konsulats zur Jugend verstärken. Nicht nur zu Gymnasiasten, sondern zu allen Schulformen in ganz NRW. Das ist gelungen. Gute Beispiele sind 15-, 16-jährige Hauptschüler aus Duisburg oder das Projekt "Dancing to connect" (Tanzen, um zu verbinden, d. Red.) mit Tänzern aus New York. Die meisten deutschen Teilnehmer hatten zuvor noch nie getanzt.

Sie haben sich auch stark für Frauen engagiert...

Weiner Richtig. Das war das zweite Ziel. Denn mir fiel auf, dass ich bei vielen Veranstaltungen die einzige Frau war. Ich wusste aber, dass es in Nordrhein-Westfalen viele kluge und erfolgreiche Frauen gibt. Deshalb haben wir gemeinsam ein Netzwerk aufgebaut, das auf einem guten Weg ist.

Und das dritte Ziel?

Weiner Habe ich zur Hälfte erreicht. Zweimal haben wir deutsch-amerikanische Wirtschaftsgespräche veranstaltet. Ich hatte aber weder Zeit noch Geld für eine Fortsetzung.

Fürchten Sie weitere Einschnitte?

Weiner Das ist bei uns genauso wie bei den anderen Kollegen im Konsularischen Korps. Die Mittel sind knapp, wir versuchen aber, auch mit weniger auszukommen.

Könnte das US-Generalkonsulat Düsseldorf zur Disposition stehen?

Weiner Nein. Außenministerin Hillary Clinton hat gesagt, sie wolle die amerikanische Präsenz in der Welt nicht ausdünnen.

Als Sie 2009 von Mexiko-Stadt nach Düsseldorf gekommen sind, war das Image der Vereinigten Staaten nach der Ära Bush in Deutschland sehr angekratzt. Haben Sie den Eindruck, dass die Charme-Offensive von Präsident Obama funktioniert hat?

Weiner Ich würde es nicht als Charme-Offensive bezeichnen, sondern als eine andere Art von Politik. Das gilt vor allem für den derzeitigen US-Botschafter Philip Murphy. Er ist ein sehr offener Mann, der gern mit Menschen auf allen Ebenen ins Gespräch kommt. Das spiegelt das Bild der Obama-Administration wider: Wir brauchen Partner in der Welt, wir hören zu.

Man sagt immer, Obama sei der pazifische Präsident, er orientiere sich stärker nach Asien als nach Europa. Müssen wir uns deswegen Sorgen machen in Deutschland?

Weiner Ich sehe es nicht so. Es ist eine Erweiterung der Beziehung. Das heißt aber nicht, dass wir weniger mit Europa zusammenarbeiten werden. Wir wissen, dass wir wirtschaftlich so eng verflochten sind, dass wenn auf einer Seite des Ozeans einer hustet, der andere Schnupfen bekommt.

Glauben Sie, dass Ihr Nachfolger das fortsetzen kann?

Weiner Auf jeden Fall. Er scheint ein sehr offener Mensch zu sein, er spricht gut Deutsch. Zuletzt war er in Sankt Petersburg stationiert.

Bedauern Sie, dass es nicht erneut eine Frau ist?

Weiner Man sollte nicht bedauern, worauf man keinen Einfluss hat. Aber seine Stellvertreterin wird eine Frau sein.

Wie kann speziell Düsseldorf den Kontakt zu den USA verstärken?

Weiner Es hat mich sehr gefreut, dass es neue transatlantische Flugverbindungen gibt, zuletzt der Direktflug Düsseldorf-Atlanta. Ich freue mich schon auf einen Direktflug Düsseldorf-Washington (lacht). Im Ernst: Düsseldorf hat keine amerikanische Partnerstadt, wir zerbrechen uns schon seit langem den Kopf, welche es werden könnte.

An welche Stadt denken Sie?

Weiner Chicago wäre eine Möglichkeit, schließlich hat die Messe Düsseldorf dort eine Dependance.

OB Elbers hat schon mal Philadelphia ins Gespräch gebracht ...

Weiner Das wäre auch interessant. Dort sind schließlich die ersten Siedler aus Krefeld angekommen.

Zum amerikanischen Nationalfeiertag, dem Independence Day am 4. Juli, lädt das US-Generalkonsulat traditionell zu einem Empfang. Sie haben ihn in der Internationalen Schule etabliert. Wird das so bleiben?

Weiner Das kommt darauf an, was mein Nachfolger machen möchte. Wir machen es jetzt zum dritten Mal in Folge. Es ist auch ein Signal, dass diese Schule ein wichtiger Standortfaktor für Düsseldorf ist.

Welche Erfahrungen nehmen Ihre beiden Töchter mit?

Weiner Sie haben sich in Düsseldorf sehr wohl gefühlt und viele Freunde gefunden. Meine jüngere Tochter ist ja sehr fußballbegeistert, und bei der Frauenfußball-WM haben wir gemeinsam viele Spiele im Stadion miterlebt.

Was wünschen Sie Fortuna?

Weiner Natürlich, dass die Mannschaft in der Ersten Liga bleibt!

Düsseldorf dürfte Ihr letzter Auslandsposten sein. Bedauern Sie das?

Weiner Nein. Gerade für meine Kinder wird es eine neue Erfahrung, in den USA zu leben. Meine 16-jährige Tochter hat dort nur ganz kurz gewohnt, meine zwölfjährige Tochter noch nie. Ich war in Ost-Berlin, Belgien, Ankara, Warschau und Mexiko stationiert. Jetzt ist es auch mal an der Zeit, irgendwo Wurzeln zu schlagen.

Worauf freuen Sie sich am meisten in den USA?

Weiner Dass ich einkaufen kann, wann ich will.

Die rot-grüne Landesregierung plant, die liberalisierten Ladenöffnungszeiten teils zurückzudrehen. Können Sie als Amerikanerin das verstehen?

Weiner Ich erinnere mich noch an die Zeit, als die Läden in Deutschland um 17.30 Uhr geschlossen haben. Ich weiß, dass es hier Tradition ist, den Leuten ihre Ruhe zu gewährleisten. Andererseits braucht man ein Gleichgewicht mit den benachbarten Ländern.

Wie amerikanisch ist das Rheinland?

Weiner Wenn amerikanisch heißt, offen und locker, dann gibt es da tatsächlich Ähnlichkeiten in der Mentalität. Ich finde es aber am besten, wenn die Länder sich ihre jeweilige Identität bewahren und sich damit wohlfühlen.

Sie und Ihre Töchter waren stets begeistert im Karneval dabei. Dieses Jahr sind Sie als Löwensenf-Tube gegangen. Nehmen Sie das Kostüm mit?

Weiner Natürlich. Vielleicht ziehe ich es zu Halloween in Washington an. Ich finde es toll, dass die Leute in der Jahreszeit, die so dunkel ist, so viel Spaß haben können. Meine beiden Mädchen haben übrigens gesagt, dass wir zu Karneval unbedingt wieder nach Düsseldorf kommen müssen!

Matthias Beermann und Denisa Richters führten das Interview.

(RP/ila)
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