Düsseldorfer Verein Flying Hope Ein Flug-Erlebnis für todkranke Kinder

Düsseldorf · Die ehrenamtlichen Piloten vom Düsseldorfer Verein Flying Hope bringen die jungen Patienten in Kliniken – oder nehmen sie einfach nur auf einen Rundflug mit.

 Mit seiner Cessna fliegt Pilot Georg Kraus (l.) Ben und seine Familie für eine Operation von Aachen zu einer Klinik in Bayern.

Mit seiner Cessna fliegt Pilot Georg Kraus (l.) Ben und seine Familie für eine Operation von Aachen zu einer Klinik in Bayern.

Foto: RP/Flying Hope

Bei Rostock gibt es ein in Deutschland einzigartiges Ausbildungszentrum für Therapie- und Begleithunde. Die Tiere können Kindern mit schweren Behinderungen und unheilbaren Krankheiten helfen, Nähe und Sicherheit vermitteln. Dafür müssen die Hunde bereits als Welpe mit ihrem späteren Besitzer in Kontakt kommen. Für viele Familien mit schwerkranken Kindern ist eine längere Autofahrt in den deutschen Norden jedoch undenkbar. Da kommt der Verein Flying Hope ins Spiel. Er organisiert erfahrene Piloten, die solche Kinder an Bord nehmen – und mit ihnen zu Kliniken und Entlastungsaufenthalten fliegen oder einfach nur für ein paar Runden mit ihnen drehen.

Seit zehn Jahren gibt es den Verein Flying Hope, Gründer war der Pilot und Geschäftsmann Stefan Klebert. 60 Flüge im Jahr finden statt, 30 Piloten stehen im ganzen Bundesgebiet zur Verfügung. Organisiert wird das alles von einem kleinen Büro in Kalkum. Dort sitzt Barbara Drauz. Sie vermittelt die Flüge, kommuniziert mit Piloten und Eltern. „Vor jedem Flug gibt es viel zu organisieren“, erzählt Drauz. Das beginnt mit der Maschine des Piloten: „Viele Kinder, um die wir uns kümmern, sind auf ein Beatmungsgerät oder einen Rollstuhl angewiesen. Damit scheiden bestimmte Piloten, deren Flugzeuge nicht genug Platz haben, schon mal aus“, sagt die Organisatorin.

Die Piloten müssen die IFR-Lizenz vorweisen können und werden vor dem ersten Flug mit einem Kind  sie von einem Fluglehrer geprüft, sowohl auf ihre technische als auch soziale Kompetenz hin. Außerdem müssen sie über eine eigene Maschine verfügen und eine bestimmte Anzahl an Flugstunden vorweisen. „Wir legen natürlich viel Wert auf Sicherheit“, sagt Drauz.

Für die schwer behinderten oder todkranken Kinder ist der Flug mehr als ein verkürzter Transportweg. Wolfram Ernst, Vorstandsmitglied von Flying Hope, erklärt: „Das Rumpeln der Motoren beruhigt die Kinder, die Aussicht begeistert sie. In einer kleinen Maschine zu sitzen ist Fliegen pur, nicht zu vergleichen mit einem großen Flugzeug.“ Nach Möglichkeit begleiten Eltern und Geschwister die Kinder auf dem Flug. „Es ist oft ein schönes Erlebnis für eine Familie, die im Alltag wenig Positives erlebt“, sagt Ernst. Die Kinder bekommen Kopfhörer, können während des Flugs mit dem Piloten sprechen. „Und gleichzeitig sind ein oder zwei Stunden in der Luft mit viel weniger Stress verbunden als sechs oder acht Stunden im Auto“, sagt Ernst. Flying Hope ermöglicht den erkrankten Kindern somit oft Behandlungen in Kliniken, die sonst nur nur mit großem Aufwand für alle Beteiligten – oder gar nicht – erreichbar wären.

Allerdings finden nicht alle geplanten Flüge auch statt. Jedes Kind wird im Vorfeld von einem Arzt untersucht, ob es den Belastungen des Fliegens standhalten kann. Wenn es sich aber am Morgen schlecht fühlt, wird der Flug abgesagt. Am Ende entscheidet der Pilot, ob das Wetter es zulässt, sanft genug zu starten und zu landen. „Das erfordert Flexibilität von allen“, sagt Ernst.

Er meint, der Verein wäre in der Lage, mehr Flüge anzubieten. Es gab beispielsweise bereits Aktionstage mit Einrichtungen für sozial benachteiligte, aber gesunde Kinder. „Auch in solchen Fällen hilft eine Zeit in der Luft, buchstäblich den Horizont zu erweitern und neue Perspektiven zu schaffen“, berichtet Ernst.

Die Piloten des Vereins sind oft Geschäftsleute, die auch beruflich oft selbst fliegen, oder Hobbypiloten mit eigenem Flugzeug. „Sie verbinden ihre Leidenschaft für das Fliegen mit sozialem Engagement“, beschreibt Barbara Dauz die Motivation ihrer Helfer. Sie fliegen, ohne dafür bezahlt zu werden. „Nur, wenn wir gerade eine gute Spendenlage haben, bieten wir manchmal einen Beitrag zu den Treibstoffkosten an“, so Dauz. Die Piloten bekämen zwar von Kindern und Familien viel Freunde und Dankbarkeit gezeigt, müssten sich bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit jedoch auch mit schwierigen Themen auseinandersetzen. „Oft fliegen sie mehrmals die gleichen Patienten, und früher oder später werden sie fast immer mit dem Tod konfrontiert“, sagt Dauz. Damit, so die Organisatorin des Vereins, könne nicht jeder Mensch umgehen. „Das nordet aber auch ein“, ergänzt Ernst. „Viele unserer Piloten sind sehr erfolgreich im Beruf. Der Umgang mit den benachteiligten Kindern zeigt ihnen, wie klein viele Probleme doch sind, mit denen sie es im Alltag zu tun haben.“

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