AfD fordert Verbot Viel Kritik an Vorstoß zu Burkinis in Düsseldorfer Bädern

Düsseldorf · Die Düsseldorfer AfD-Fraktion fordert ein Burkini-Verbot in den Bädern der Stadt. Dafür gibt es breite Kritik aus anderen Fraktionen. Auch die Bädergesellschaft sieht dafür keine Notwendigkeit.

 Eine muslimische Schülerin sitzt in einem Burkini am Beckenrand (Symbolbild).

Eine muslimische Schülerin sitzt in einem Burkini am Beckenrand (Symbolbild).

Foto: dpa/Rolf Haid

Die AfD-Fraktion im Rat will muslimischen Frauen verbieten, in kommunalen Bädern einen Burkini zu tragen – und stößt damit auf breite Kritik. Ein Burkini ist eine Badebekleidung, die den Körper bis auf Gesicht, Hände und Füße bedeckt. In einem Antrag an den Rat, der kommende Woche Thema sein soll, begründet die Fraktion das mit Frauenrechten. Der Burkini sei ein religiöses Symbol, das für Segregation und Unterdrückung stehe, heißt es darin, muslimischen Frauen müsse eine gleichberechtigte und unbeschwerte Teilhabe am Schwimmen ermöglicht werden. Dies ist nach Ansicht von Ratsherr und Unterzeichner Wolf-Rüdiger Jörres im Burkini durch „allein schon eine optische Segregation“ nicht möglich. Bikinis und freizügige Bademode stünden hingegen weltweit für die Emanzipation der Frau.

Das ist ein Burkini
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Zudem seien im Sommer in einigen Schwimmbädern mehr Gäste in Burkinis registriert worden, dieser Entwicklung dürfe „im Sinne unserer bürgerlichen Freiheit“ nicht nachgegeben werden. Das kann die Bädergesellschaft auf Anfrage nicht bestätigen, von Sprecher Marcus Werner heißt es, Badegäste und ihre Bekleidung würden nicht erfasst. Zudem falle der Burkini unter die geltenden Regeln in der Haus- und Badeordnung, nach der in den Nassbereichen nur geeignete, nicht saugfähige Badebekleidung getragen werden darf.

Von politischer Seite kommt scharfe Kritik. Wie der Geschäftsführer der Grünen-Fraktion, Stephan Soll, sagt, geht es hier „nicht um Emanzipation und Frauenrechte, sondern um Spaltung und das Schüren von Ängsten“. Erfahrungsgemäß seien ernsthafte Diskussionen mit den AfD-Ratsleuten ohnehin nicht möglich, „daher werden wir den Antrag im Rat nicht durch eine Debatte aufwerten.“ Ähnlich sieht das die FDP, wie Fraktionsvorsitz Manfred Neuenhaus sagt: Der Rat habe in Krisenzeiten wichtige Themen zu besprechen, dies gehöre nicht dazu. „Deshalb lehnen wir den Antrag ab und werden ihn auch nicht diskutieren.“ Letztlich wolle die AfD, so Stephan Soll, ebenso wie religiöse Fundamentalisten Frauen vorschreiben, was sie anziehen dürfen und was nicht – „das Gegenteil von Emanzipation und Empowerment“.

Die SPD-Fraktion kündigte ebenfalls an, den Antrag abzulehnen: Die AfD vertrete selbst ein diskriminierendes Frauenbild und bekämpfe fortschrittliche Gleichstellungspolitik auf allen Ebenen. Der Partei gehe es um die Bekämpfung und Diffamierung des Islam. Gleichwohl, schreiben die Fraktionsvorsitzenden Marina Spillner und Markus Raub, sei das Tragen von Burkinis ein durchaus komplexes Thema. Allerdings würden durch ein Verbot etwa auch Mädchen vom Schwimmunterricht ausgeschlossen, deshalb sei man für einen pragmatischen Umgang. Ein selbstbestimmtes Leben für Mädchen und junge Frauen erreiche man nicht, in dem man „ständig die Kleidung in den Mittelpunkt der Diskussion“ stelle, so die Politiker.

Auch der Kreis der Düsseldorfer Muslime, in dem mehr als 30 muslimische Gemeinden organisiert sind, hält nichts von einem Verbot. In einer Stellungnahme bezeichnete der Vorstand den Vorschlag als zutiefst frauenfeindlich. Jeder sollte die Wahl haben, selbst zu entscheiden, was im Schwimmbad getragen wird – solange es nicht die Sicherheitsregeln des Bades verletze und niemanden gefährde. Ein Verbot führe hingegen „zu einer gesellschaftlichen Segregation und bewussten Exklusion von muslimischen Frauen“, so der Vorstand. Düsseldorf sei längst eine plurale und offene Stadt – und der Antrag „offensichtlich aus der Zeit gefallen“.

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