Sessionsauftakt in Düsseldorf und Köln Endlich wieder jeck!

Düsseldorf/Köln · Während in Düsseldorf um 11.11. Uhr der Hoppeditz aus dem Senffass steigt, strömt das Feiervolk in Köln ins Zülpicher Viertel. So lief der Sessionsauftakt in den beiden Städten.

11.11. Köln 2023: Fotos vom Karnevalsauftakt
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Jecker Karnevalsauftakt am 11.11. in Köln

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Foto: dpa/Oliver Berg

Vor zwei Jahren stieg er ganz ohne Publikum aus dem Senftopf, im vergangenen Jahr unter strengen Corona-Regeln. Doch als er an diesem Freitag erwacht, läutet der Hoppeditz eine Karnevalssession ohne Einschränkungen ein. Pünktlich um 11.11 Uhr kommt die Düsseldorfer Kult-Figur zum Vorschein, umjubelt von Hunderten Menschen auf dem Rathausvorplatz.

Mitten auf dem Marktplatz ist die Stimmung gut, die Jecken freuen sich, endlich wieder Karneval zu feiern – ganz nach dem diesjährigen Motto „Wir feiern das Leben“. Um 11.11 Uhr ist der Rathausvorplatz voll. Es wird gesungen und wild geschunkelt.

Bis weit nach Mitternacht habe er noch an seiner Rede gesessen, sagt Tom Bauer, der seit 16 Jahren in die Rolle des Hoppeditz schlüpft. Oberbürgermeister Stephan Keller nutzt seine Rede, um seine zweijährige Amtszeit zu bilanzieren.

In Köln strömen die Jecken schon am Morgen aus allen Richtungen ins Zülpicher Viertel, das Kwartier Latäng. Auf einem E-Roller kurven zwei Marienkäfer auf die Feiermeile zu, ein junger Mann aus Bonn, der sich als Einbrecher verkleidet hat, sagt: „Ich mag Köln. Allein weil es hier heute legitim ist, schon am Morgen Bier zu trinken.“ Er nimmt noch einen großen Schluck aus einer Dose Kölsch – statt 0,2 sind es 0,5 Liter. „Zum Ende hin schmeckt es schon ein bisschen widerlich“, sagt er.

Karneval Düsseldorf 2023: Fotos 11.11. vom Hoppeditz-Erwachen
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So feiert Düsseldorf den Sessionsauftakt 2023

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Die Marienkäfer-Frauen, der freundliche Einbrecher und viele weitere Tausend kommen noch auf die Zülpicher Straße. Auch wenn es diesmal nur einen einzigen Zugang gibt, der an der Uni-Mensa liegt. Viele Nebenstraßen sind zum Schutz der Anwohner gesperrt, der Weg zu den Kneipen gerät für manchen Ortsunkundigen zum Gang durch ein Labyrinth, der immer wieder vor einem Absperrgitter oder Bauzaun endet. Zwei Stunden später machen Polizei und Stadt den Zugang dicht. Um 12.13 Uhr heißt es: „Zülpicher Viertel geschlossen.“

Per Lautsprecher bittet die Polizei diejenigen, die vor den Absperrungen ausharren, auf andere Orte in der Stadt auszuweichen. „Nee, oder?“, sagt eine junge Frau zu ihren Begleitern. Alle fünf sind aufwendig verkleidet als Schweine aus dem Weltall. Vorn am Absperrgitter stehen sich Jecken und Polizisten beinah Nase an Nase gegenüber. Kein Schimpfen, kein Flehen, kein Flirten hilft – die Polizisten sind die Mauer vor dem Feierparadies. So würden es zumindest diejenigen bezeichnen, die es lieben, in den Kölsch-Kneipen zu Karnevalsmusik auf den Bänken zu tanzen, bis der Schweiß von der Decke tropft.

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Foto: dpa-tmn/Federico Gambarini

Die Polizei hatte im Vorhinein gewarnt, niederschwellig einzugreifen. Der Ton am Eingang ist recht barsch. Wer die Polizisten von der Seite anquatscht, wird deutlich aufgefordert, zu gehen. Ein Student wirkt ziemlich vor den Kopf gestoßen: „Sag mal...Ich war voll nett zu dem.“ Um den Druck aus der Menschenmasse zu nehmen, die nach vorn drängt, werden Polizeiketten gebildet und immer wieder Leute durchgelassen, die dann durch eine Nebenstraße Richtung Aachener Weiher geleitet werden.

„Da feiern jetzt auch ziemlich viele“, sagt ein Polizeisprecher am Nachmittag. Mit zunehmendem Alkoholpegel werde die Stimmung aggressiver. „Das ist ja leider immer so.“ Bis zum Nachmittag kommt es in Köln zu 15 Körperverletzungsdelikten, in einem Fall wird ein Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes von einer Flasche am Kopf getroffen.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker trifft sich am Nachmittag mit Polizeipräsident Falk Schnabel zu einer Stippvisite im Kwartier Latäng. „Man mag das jetzt schön finden, wie hier gefeiert wird, oder nicht“, sagt sie. Aber es sei doch letztlich so: Jeder feiere auf seine Art. „Und das tun die jungen Leute eben so.“

Ob das Sicherheitskonzept der Polizei aufgegangen ist, wird sich zeigen, wenn die Behörden Bilanz gezogen haben. Einige Anwohner waren nicht zufrieden, weil Kostümierte sich immer wieder zwischen Absperrgittern durchdrückten. Und die vielen mobilen Toiletten und Urinale wurden auch nicht von allen genutzt. Bis zum Nachmittag erwischten Ordnungskräfte allein im Zülpicher Viertel fast 90 Wildpinkler. Nach zwei Jahren Pandemiebeschränkungen ist der Karneval zurück – mit seinen schönen und seinen schlechten Seiten.

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