Geschäftsführer Awista Düsseldorf "Bürger können durch Recycling sparen"

Düsseldorf · Der Geschäftsführer der Awista zur Entwicklung der Gebühren, die Entwicklungen bei der Straßenreinigung und zu Anreizen, Müll getrennt sammeln. Wertstoffe wie Kunststoff und Metall dürfen ab 2015 nicht in den Restmüll.

 Peter Ehler ist neuer Geschäftsführer der Awista.

Peter Ehler ist neuer Geschäftsführer der Awista.

Foto: Andreas bretz

Herr Ehler, wenn den Bürgern die Stadt dreckig erscheint, rufen sie nach der Awista. Kann Awista die Anforderungen als "Putzfrau" erfüllen?

Ehler In gewisser Weise schon. Mit unseren 324 Mitarbeitern in der Straßenreinigung haben wir das Reinigen beispielsweise jetzt beim Wegräumen des Laubs oder im Winter im Griff. Wir arbeiten aber nicht wie bei einem Frühjahrsputz. Wir haben vorgegebene Qualitätsstandards, sauber ist jedoch nicht gleich rein.

Was bedeutet dieser Unterschied?

Ehler Es gibt eine klare Definition. Im Straßenreinigungsverzeichnis ist festgeschrieben, wie häufig und intensiv eine Straße gereinigt wird. Die Reinigungstrupps können aber schon mal eine Apfelkitsche oder eine Getränkedose übersehen. Trotz dieser kleinen Mängel genügt das den Anforderungen der Sauberkeit, die wir vertragsgemäß zu erbringen haben — auch wenn die Straße nicht völlig rein ist.

Anwohner kritisieren gelegentlich die fehlende Reinheit, bemängeln, dass die Reinigungstrupps nicht kommen.

Ehler Die Mitarbeiter der Awista werden oft nicht gesehen oder gehört, weil sie früh, jeweils ab sechs Uhr, unterwegs sind. Als Dienstleister für die Stadt erfüllen wir die vorgegebenen Anforderungen.

Wer legt die Anforderungen fest?

Ehler Zusammen mit der Stadt wird ein Leistungsverzeichnis erarbeitet. Es wird jährlich überprüft. Es ändert sich im Lauf der Jahre merklich.

Inwiefern?

Ehler In Düsseldorf gibt es vor allem an Wochenenden viele Events, Feiern erfreuen sich großer Beliebtheit. Das zieht verstärkt Wochenenddienste nach sich, die Altstadt und auch die Rheinwiesen müssen beispielsweise häufiger gesäubert werden. Andererseits fallen Wohnstraßen aus dem Reinigungsprogramm heraus, weil Anwohner sie selbst säubern können und dann keine Gebühr zahlen müssen.

Welche Konsequenzen hat dies?

Ehler Wir müssen deutlich flexibler reagieren. Wenn am Wochenende mehr gearbeitet wird, bleibt während der Woche weniger Zeit zum Reinigen. Das muss ausgeglichen werden. Deshalb sind auch die Reinigungstrupps flexibler. Der Vorarbeiter beurteilt die Verschmutzung am Ort und teilt dann den Trupp und den Einsatz beispielsweise von Kehrmaschinen ein.

Die Stadt will die Gebühren stabil halten. Awista muss preiswert sein. Muss rationalisiert werden?

Ehler Große Spielräume bei Rationalisierung durch technische Erleichterungen gibt es nicht mehr. Aber wir optimieren Geräte und Fahrzeuge. So werden Kehrmaschinen mit verschiedenen Aufsätzen ausgerüstet, so dass sie beispielsweise auch zum Säubern der Rheinwiesen eingesetzt werden können.

Wie sieht die Kalkulation für die Kosten der Leistungen aus?

Ehler Wir berechnen die Leistungen nicht nach dem Selbstkostenerstattungsprinzip, sondern haben ein Festpreisprinzip. Für sämtliche Leistungen haben wir mit der Stadt eine feste Bezahlung ausgehandelt. Ob die Preise gerechtfertigt sind, ist in einem Gutachten ermittelt worden.

Der Verband Haus und Grund geht aber von einer überhöhten Forderung aus und will das Gutachten sehen.

Ehler Der Vorwurf trifft nicht zu. Aber wir können das Gutachten nicht offenlegen, weil dann Geschäftsgeheimnisse öffentlich werden, die Mitbewerber ausnutzen könnten.

Die Stadt will die Gebühren möglichst stabil halten. Welche Konsequenzen hat das für die Müllentsorgung?

Ehler Für Bürger bestehen bereits Anreize, um ihre Gebühren zu optimieren. Ein Punkt ist weniger Rest-Abfall, der in der Müllverbrennungsanlage verfeuert wird. Die Menge des Restabfalls nimmt in Düsseldorf wie auch in anderen Städten ab. Das kann einem veränderten Konsumverhalten oder an der Altersstruktur liegen, weil ältere Menschen weniger wegwerfen. Wenn weniger Abfall verbrannt wird, sinken auch die Ausgaben, weil der Preis bei der Verbrennungsanlage in Düsseldorf von der Menge abhängt. Die entstehende Lücke schließen wir auf dem Entsorgungsmarkt.

Aber es reicht doch nicht, sich auf den allgemeinen Trend zu verlassen.

Ehler Nein, natürlich nicht. Der Bürger kann auch durch getrenntes Sammeln beim Recycling helfen, die Menge des Restmülls zu verringern. Beim Sperrmüll klappt das getrennte Sammeln von Holz, das wiederverwertet werden kann, schon gut. Und Awista will versuchen, das Laub der Straßenbäume, das wegen Verschmutzung durch Straßenabfälle als Restmüll verbrannt wurde, künftig sortenrein zu sammeln, um es kompostieren zu können.

Ein Versuch, das Recycling zu steigern, ist aber gerade gescheitert. Die Wertstofftonne in Garath wurde gerade nach einem Jahr wieder abgeschafft.

Ehler Ein Grund dafür ist die unklare Finanzierung des Recyclings der Kunststoffabfälle, die nicht zu Verpackungen gehören. Das Duale System, das die Verpackungsabfälle recycelt, stimmte einer Verlängerung des Versuchs nicht zu. Wir haben aber auch keinen deutlichen Zuwachs an Wertstoffen registriert. Um eine Wertstofftonne bekannt zu machen, ist eine intensive Öffentlichkeitsarbeit nötig. Der Versuch dauerte nur ein Jahr, das ist eine relativ kurze Zeitspanne.

Gibt es Perspektiven, das Recycling zu verbessern?

Ehler Wir müssen uns etwas einfallen lassen, weil ab 2015 die separate Erfassung von Kunststoffen und Metallen, die keine Verpackungen sind, gesetzlich vorgeschrieben ist. Das gilt auch für Bioabfälle. Aber es gibt noch keine allgemein verbindlichen Zielvorgaben.

Gibt es dann eine weitere Abfalltonne?

Ehler Das ist in Düsseldorf mit den knappen Stellplätzen für Abfallbehälter nicht praktikabel. Es wird keine weitere Tonne geben. Wahrscheinlich wird die Gelbe Tonne für die Wertstoffe mitbenutzt. Ob auch alte Elektrokleingeräte dazu gehören, ist unklar.

Der Müll gilt wegen der vielen Wertstoffe schon als bedeutende Rohstoffquelle. Wird dieser Schatz gehoben?

Ehler Es ist notwendig, dass Ressourcen geschont werden und wertvolle Materialien zurückgewonnen werden. Bei Handys sind das beispielsweise Metalle wie seltene Erden. Dabei spielt aber weniger der Hausmüll eine Rolle als vielmehr der Abfall von Gewerbebetrieben, weil die große Mengen sortenrein sammeln können.

Gibt es Schwerpunkte für Rohstoffgewinnung?

Ehler Für den Hausmüll sind nach wie vor Papier, Kunststoffe und biogene Abfälle wichtige Quellen. Awista will zudem verstärkt Altkleider sammeln, weil die Second-Hand-Kleidung und auch Textilfasern begehrt sind. Wir wollen mehr Container aufstellen, die auch besser gestaltet sind. Für das Sortieren und die Vermarktung der Altkleider arbeiten wir mit zertifizierten Unternehmen zusammen, damit kein Missbrauch getrieben wird.

Sie sprachen vorhin den demografischen Wandel an. Muss sich die Awista darauf einstellen, dass die Menschen älter werden?

Ehler Auf jeden Fall. Die Servicequalität muss unter diesen Gesichtspunkten gewährleistet sein. Mülltonnen müssen gut erreichbar, die Wege gut ausgeleuchtet sein. Im jetzigen Bestand der Gebäude kann nur optimiert werden, aber bei neuen Wohnsiedlungen kann mit Blick auf die Zukunft besser geplant werden. Dabei müssen auch Erleichterungen für die Müllwerker beachtet werden, denn auch die bleiben länger im Beruf.

MICHAEL BROCKERHOFF FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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