Düsseldorf Ein ganzes Museum als Spielplatz

Düsseldorf · Jonathan hat eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was ein Museum ist: "Es gibt da viele alte Sachen. Und Bilder von toten Menschen hängen da rum", sagt der Fünfjährige. Dass dies vielleicht nur die halbe Wahrheit ist, lernt er gemeinsam mit seinen Eltern in den kommenden Stunden, denn an diesem Wochenende gehört das K21 den Kindern.

 Im Museumsfoyer haben die Kinder ein Netz gesponnen. Mal sind sie Fliege, mal Spinne.

Im Museumsfoyer haben die Kinder ein Netz gesponnen. Mal sind sie Fliege, mal Spinne.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Und was passiert, wenn mehr als 1000 Kinder teilweise mit ihren Eltern, ein Kunstmuseum erobern, ist natürlich zunächst einmal ein großer Spaß. Es hat aber auch einen Nebeneffekt: Es nimmt den Familien die Schwellenangst. Und genau dies war auch eine der Intentionen der Diakonie, die mit dem Museum zum ersten Mal eine Kooperation einging.

 Bei diesem Workshop ging es darum, seinen Umriss auf Papier zu zeichnen und dann auszumalen.

Bei diesem Workshop ging es darum, seinen Umriss auf Papier zu zeichnen und dann auszumalen.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Wuselig ist es im Foyer des Museums: Dort finden einige der Workshops statt, die sich an Kunstwerke anlehnen. So natürlich auch an Tomás Saracenos "in orbit", die riesige Rauminstallation unter der Kuppel von K21. Im Moment zieht das begehbare Netz unter dem Dach mit den Kugeln wohl die meisten Besucher an. Auch die Kinder sind von der Skulptur begeistert, finden es nur schade, dass sie sie aus Sicherheitsgründen nicht selbst begehen konnten. So basteln sie sich unter Anleitung ein eigenes Netz aus Kreppband, das später dann auch viele zum Klettern nutzten.

Ein anderer Workshop orientiert sich an der Arbeit von Hans Peter Feldmann. Dessen Schattenspiele finden viele Nachahmer, die basteln und die Schatten ihrer Figuren an die Leinwand werfen. Jasmin L. ist mit ihrem Sohn Markus ins K21 gekommen. Wie alle Kinder hier geht der Dreijährige in eine Kita der Diakonie. "Ich finde es gut, dass es so ein Angebot gibt", sagt sie.

Gerade im Winter sei es oft schwierig, mit so kleinen Kindern etwas zu unternehmen, und ein normaler Museumsbesuch sei für die Kleinen ja eher langweilig. Sie glaubt, dass die Kinder auf diese Art schon früh mit Museen etwas Positives verbinden lernen und sie nicht als Anlagen begreifen, in denen man zu flüstern hat und in denen alte Männer mit ernsten Mienen staubige Dinge hüten.

Dies zu erreichen sei auch das Hauptziel der Kooperation gewesen, sagen Stefanie Noak und Cornelia Großer von der Diakonie. In den hauseigenen Kitas wurden die Eltern und ihre Kinder zu diesem Tag eingeladen. Was Stefanie Noak besonders freut, sei die große Teilnahme auch von Familien, die normalerweise nicht ins Museum gehen. Viele Kinder, aber eben auch für viele ihrer Eltern wären zu diesem Anlass zum ersten Mal in einem Kunstmuseum gewesen. "Zum Teil haben wir sie richtig an die Hand genommen und hereingeführt", sagt Großer.

Doch hätten die Aktionen und das kindgerechte Umfeld vorhandene Ängste schnell genommen. Nach dem großen Erfolg in diesem Jahr, können sich die Mitarbeiter der Diakonie sehr gut eine Wiederholung vorstellen, allerdings sei das natürlich auch eine Kostenfrage. Ansonsten steht das "kleine Studio" für Kitas im Museum zu Verfügung. An einem solchen Tag kommt die Werkstatt für die Kleinsten zu vollem Einsatz. Vor einem Jahr wurde die bundesweit erste spezialisierte Werkstatt für frühpädagogische Projekte in einem Museum eröffnet. Die Kunstsammlung hat ein riesiges Angebot für Kitas, das kommt ihr an einem solchen Tag natürlich zugute.

Jonathan ist fertig. Aus Packpapier hat er seinen Arm modelliert und ihn bunt angemalt. Stolz trägt er sein Kunstwerk mit nach Hause. "Cool" sei es gewesen, sagt er.

(RP)
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