Rheinbahn nach Unfall am Luegplatz „Absolute Sicherheit gibt es nicht“

Düsseldorf (dto). Eine Woche nach dem schweren Rheinbahn-Unfall am Luegplatz, bei dem ein elfjähriges Mädchen unter eine Stadtbahn geraten und schwer verletzt worden war, hat sich das Unternehmen über mögliche Konsequenzen aus dem Unglück geäußert. "Sicherheit hat oberste Priorität", erklärte Unternehmensvorstand Herbert Felz, "aber absolute Sicherheit gibt es nicht und bei Regelverstößen lassen sich tragische Unfälle nicht vermeiden". Dennoch will das Unternehmen nun in einer Arbeitsgruppe über mögliche Verbesserungen an den Fußgängerquerungen nachdenken. Am kommenden Mittwoch lädt die Rheinbahn außerdem zu einer öffentlichen Diskussion über die Situation am Luegplatz.

Mit 30 bis 33 Stundenkilometern sei die Bahn zum Unfallzeitpunkt an die Haltestelle herangefahren, daraus lässt der 13 Meter lange Bremsweg schließen. Damit sei nicht gegen das zulässige Tempolimit verstoßen worden, so die Rheinbahn. "Oft wird subjektiv aber eine höhere als die tatsächliche Geschwindigkeit wahrgenommen", ergänzt Dirk Langensiepen, Betriebsleiter der Rheinbahn. Fest steht auch, dass nach dem Unfall sechs Beschwerden über zu schnell fahrende Bahnen beim Unternehmen eingegangen sind. "Aus dem Vorfeld ist uns aber nichts entsprechendes bekannt", so Langensiepen.

Ein neuralgischer Punkt war der Luegplatz vor allem in vergangenen Jahrzehnten. Von 1975 bis 1981 starben dort insgesamt acht Personen bei Rheinbahnunfällen. 1979 befasste sich das Unternehmen daher erstmals mit der Sicherheit an der Haltestelle und führte Springlichter ein. Anfang der 80er Jahre setzte eine Kommission per Ausnahmegenehmigung rotes Springlicht durch, im Jahr 2000 wurden im Rahmen eines weiteren Maßnahmenpakets so genannte "Haifischzähne" als Bodenbelag eingeführt.

Die Sicherheitsmaßnahmen hatten Erfolg, wie die Unfallstatistik zeigt. Insgesamt 921 Unfälle verzeichnete die Rheinbahn im Jahr 1999, 427 waren es bis zum September diesen Jahres. Auch an der Luegallee ging die Unfallzahl nach unten. Von 2000 bis 2005 ereigneten sich acht Unfälle, einer davon mit tödlichem Ausgang.

Heute genügen fast alle Fußgängerquerungen einheitlichen Sicherheitsstandards: Neben Springlichtern und Haifischzähnen zählen Quittungssignale und Tiefsignale für Kinder (im Volksmund "Hundeampeln" genannt) dazu. "Fallen die Springlichter aus, dürfen die Bahnen statt mit Tempo 30 nur mit 20 Stundenkilometern in die Haltestelle fahren", so Betriebsleiter Langensiepen. Viermal im Jahr finden Fahrerkontrollen statt. Die neueren Bahnen sind außerdem mit Fahrtenschreibern ausgestattet.

"Wir nehmen Verbesserungshinweise sehr ernst" so Unternehmensvorstand Felz. Eine Arbeitsgruppe aus Rheinbahn, Verkehrsmanagement und Polizei, die vor einigen Jahren schon einmal alle 220 Haltestellenquerungen untersucht hat, soll nun wiederlebt werden. Zur Diskussion steht beispielsweise die Wiedereinführung von Bodenblinklichtern - die sich wegen hoher Störanfälligkeit in der Vergangenheit allerdings nicht bewährt hatten. Denkbar seien auch eine mobile Umlaufschranke sowie die Verbreiterung der Fläche zwischen Fahrbahn und Gleisbereich. Felz: "Das muss aber im Ordnungs- und Verkehrsausschuss entschieden werden". Zusätzlich setzt das Unternehmen auf Aufklärung. Vor einigen Jahren produzierte Videos und Flyer sollen wieder in Schulen verteilt werden.

Von einer durchgehenden Tempo-30-Zone auf der Luegallee, wie sie Anwohner gefordert haben, hält die Rheinbahn aber nichts. "Das macht schon alleine abends keinen Sinn", so Felz, der in puncto Sicherheit vor allem an die Vernunft der Fahrgäste appelliert. "Zusätzliche Technik erweckt fälschlicherweise den Eindruck eines geringeren Risikos", meint er. Auch im Falle des verunglückten Mädchens habe einer Zeugenaussage zufolge Fehlverhalten eine Rolle gespielt. So sei die Schülerin eilig zur Bahn hastenden Erwachsenen hinterhergerannt — direkt ins Unglück.

Öffentliche Info-Veranstaltung der Rheinbahn Comenius-Gymnasium, Hansaallee 90, Mittwoch, 16. November, 18.30 Uhr

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