Dormagen Wegen Hitler-Grußes entlassen

Worringen/Dormagen · Weil er einen ausländischen Kollegen mit rassistischen Äußerungen beschimpfte, wurde ein Ineos-Ingenieur fristlos entlassen. Bisher war der Mitarbeiter nicht auffällig. Das Unternehmen äußert sich nicht zu dem Vorfall.

 Der Petrochemie-Konzern Ineos beschäftigt rund 2000 Mitarbeiter im Chempark Dormagen. Ein Problem mit Diskriminierung gebe es dort nicht.

Der Petrochemie-Konzern Ineos beschäftigt rund 2000 Mitarbeiter im Chempark Dormagen. Ein Problem mit Diskriminierung gebe es dort nicht.

Foto: Hans jazyk

Ersin D. (Name von der Redaktion geändert) sitzt mit Kollegen in der Kantine. Die Männer plaudern über Allerweltsthemen, tauschen sich über die Arbeit aus. Die Frühstückspause bei Ineos verläuft wie an jedem Morgen, bis D. plötzlich rassistischen Beschimpfungen ausgesetzt ist — die im Hitlergruß gipfeln.

Alfred B. (Name von der Redaktion geändert), den D. nicht persönlich kennen soll, steht auf, hetzt gegen ausländische Mitarbeiter und Bürger. "Wer in Deutschland keinen Wehrdienst leistet, gehört ausgewiesen", soll B. laut einem Ineos-Mitarbeiter gesagt haben. Der gut informierte Beschäftigte möchte lieber ungenannt bleiben, er fürchte um seinen Job, wenn er mit Angaben zu der Frühstückspause im Februar gegenüber der Presse in Zusammenhang gebracht werde. "Deutschland den Deutschen" habe ihm zufolge B., der seit rund 25 Jahren im Unternehmen arbeitete, gerufen, bevor er den rechten Arm zum Hitlergruß hob.

Der Vorfall hatte weitreichende Folgen. Ineos-Betriebsrat und Geschäftsführung entschieden sich nach Informationen unserer Zeitung gemeinsam zur fristlosen Kündigung. B. soll kurz vor der Altersteilzeit gestanden haben. Das Unternehmen selbst gibt keine Stellungnahme ab. Am Dienstag wolle die Geschäftsführung die rund 2000 Beschäftigten im Rahmen einer Betriebsversammlung informieren, kündigte Unternehmenssprecherin Anne-Gret Iturriaga Abarzua im Gespräch mit der NGZ an — beinahe zwei Monate nach dem Vorfall.

Dass es bei Ineos immer wieder zur Diskriminierung ausländischer Mitarbeiter komme, wies Betriebsrat Günter Thielen entschieden zurück. "Ich bin Ansprechpartner für unsere Vertrauensleute und würde mitbekommen, wenn es öfter zu ausländerfeindlichen Äußerungen kommt", erklärt er und spricht von einem Einzelfall. "Wir haben kein rechtsradikales Problem. Die Firma ist multikulti", stellt er vielmehr im Hinblick auf die Belegschaft fest.

Thielen beschreibt den ehemaligen Ineos-Ingenieur B. nicht als den Rechtsradikalen, wie man ihn sich vielleicht vorstelle. Er habe einen guten Job gemacht, sei fachlich nicht schlecht gewesen. Auch in Verbindung mit rechtsextremen Taten oder Äußerungen sei er bisher nicht aufgefallen. "Da er jedoch fremdenfeindliche Äußerungen gemacht hat, die nicht zu unserem Unternehmen passen, kam es zur fristlosen Kündigung", erklärt der Betriebsrat.

B. wolle nun gerichtlich gegen die Kündigung vorgehen und sich dagegen wehren, Ansprüche rund um die Rente zu verlieren.

(NGZ/jco/top)
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