Dinslaken Mahnbesuche bei Familien

Dinslaken · Die Jugendämter bereiten sich darauf vor, säumige Eltern für die Vorsorgeuntersuchungen für ihre Kinder zu gewinnen. Das Projekt startet am 1. September. Trend auch im Kreis: Je älter das Kind, desto sorgloser die Eltern.

dinslaken/voerde/hünxe In Dinslaken stehen die zehn Sozialarbeiter der Stadt schon in den Startlöchern. In Voerde möchte Dezernent Egon Dames auf die neue Aufgabe spezialisiertes Personal einstellen, einen ausgebildeten Sozialarbeiter. Und nach Hünxe werden die Mitarbeiter des Kreisjugendamtes ausschwärmen. Ab 1. September hält die Landesregierung strenger nach, welche Eltern die Vorsorgeuntersuchungen für ihre Kinder vernachlässigen. Für die Mahnbesuche in den säumigen Familien sind die Kommunen zuständig.

Die Zahlen für den Kreis Wesel liegen im Landestrend: Nach den Vorsorgeuntersuchungen U 1 bis U 4 (von der Geburt bis zum vierten Monat) nimmt die Aufmerksamkeit der Eltern bis zur Vorschuluntersuchung U 9 kontinuierlich ab. "Über die Gründe kann ich nur spekulieren, weil es dazu keine Studie gibt. Aber vielleicht denken die Eltern mit zunehmender Entwicklung ihres Kindes: es erscheint gesund, in der Kita wird es gut betreut, also ist die Vorsorge nicht mehr so wichtig", sagt Dr. Christoph Gödde vom Kreisgesundheitsamt. Sein Appell an die Eltern: "Alle Vorsorgeuntersuchungen sind wichtig. Und sie sind doch kostenfrei. Geht hin!"

Vernachlässigung ab U 5

Allein die Vorsorge U 5 (6./7. Monat) und U 6 (10. bis 12. Monat) haben in Nordrhein-Westfalen gut 4300 Eltern bislang ausgelassen. Für den Kreis Wesel nennte Amtsarzt Dr. Gödde folgende Quoten: Zur Schuleingangsuntersuchung 2008 brachten 90,8 Prozent aller i-Dötzchen ihr Vorsorgeheft mit in dem alle Untersuchungen vermerkt werden. 2007 waren es 87,5 Prozent. Von den Kindern mit Vorsorgeheft waren bei den verschiedenen Untersuchungen: 2007: U 5 – 96,3 Prozent, U 6 – 96,1 Prozent, U 7 – 94,4 Prozent, U 8 – 88,9 Prozent, U 9 – 87,5 Prozent; 2008: U 5 – 97 Prozent, U 6 – 96,1 Prozent, U 7 – 94,4 Prozent, U 8 – 90,5 Prozent, U 9 – 87,1 Prozent.

Gesonderte Zahlen für Dinslaken, Voerde und Hünxe nennt Gödde nicht.

Die Mahnbesuche bei den Familien hat das Land NRW soeben per Verordnung ermöglicht. Auslöser waren die besorgniserregenden Zahlen des Landesinstitutes für Gesundheit und Arbeit (LIGA), wohin die Kinderärzte neuerdings melden müssen, ob Eltern ihre Kinder untersuchen lassen. LIGA wird die Mahnaktion ab dem 1. September zunächst auch selber ins Rollen bringen. Nach Auskunft der Stadt Dinslaken wird das Landesamt alle säumigen Eltern anschreiben und eine Frist von maximal drei Monaten setzen, um die Vorsorgeuntersuchungen nachzuholen. "Geschieht trotzdem nichts, wird unser Jugendamt die Eltern anschreiben und ihnen die Vorsorge noch einmal ausdrücklich ans Herz legen", erläutert Dinslakens Stadtsprecher Horst Dickhäuser.

Bleibt die Reaktion nach wie vor aus, schickt die Stadt ihre Sozialarbeiter in die Familien. Über deren Pflicht, das betroffene Kind in Augenschein zu nehmen, hat die Stadt Voerde alle Eltern bereits in einem Infobrief unterrichtet.

Die Teilnahme an den Vorsorgeuntersuchungen ist keine Pflicht, die Kommunen können sie nicht erzwingen. Rathaussprecher Dickhäuser betont aus seiner Sicht aber: "Das Elternrecht wahrzunehmen, bedeutet auch, die sehr wichtige Gesundheitsvorsorge für die Kinder zu beachten."

(RP)
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