Hünxe Eine Grüne will den Wechsel
Hünxe · Die Rheinische Post stellt vor der Kommunalwahl am 30. August die Bürgermeisterkandidaten vor. Heike Kohlhase, Fraktionssprecherin der Grünen, tritt als einzige Herausforderin gegen den parteilosen Amtsinhaber Hermann Hansen an. "Es ist Zeit für einen Wechsel", sagt die 51-Jährige.
Kein Solo für Hansen. Diesmal nicht. Diesmal soll der Bürger bei der Kommunalwahl eine echte Alternative haben. Irgendjemand wird schon den Mut aufbringen, dem amtierenden Bürgermeister die Stirn zu bieten. So dachte Heike Kohlhase vor einem Jahr. Doch die anderen Parteien winkten ab. Kein Interesse. "Da war mir schnell klar: Ich mache das", sagt die 51-Jährige heute.
Sieben Monate ist es her, dass sich die Mutter zweier erwachsener Söhne und einer 16-jährigen Tochter entschloss, für die Grünen als Bürgermeisterkandidatin ins Rennen zu gehen. Bereut hat sie diese Entscheidung keine Minute. "Es war richtig", sagt die stellvertretende Geschäftsführerin des Diakonischen Werks in Wesel. So eine Entscheidung verändere den Blick auf die Dinge. Plötzlich sehe sie die Gemeinde mit anderen Augen – und sich selbst längst nicht mehr nur als Gegnerin Hermann Hansens. Sie rechnet sich Chancen aus. "Ich würde es wirklich gern machen. Ich wäre gern Bürgermeisterin."
Kollegialer Führungsstil
Das Zeug dazu hat sie, glaubt Heike Kohlhase. Gute Gründe, warum die Wähler ihr die Stimme geben sollten, kennt sie auch. Sie sei erfahren, zuverlässig, eine gute Managerin, absolut strukturiert, ehrgeizig. Ihren Führungsstil beschreibt sie als kollegial, fügt aber hinzu, dass sie auch bittere Entscheidung treffen kann. "Und ich lerne gern." Als Rathauschefin würde sie – anders als Hermann Hansen, den sie "Verwaltungsmensch" nennt –, auf Mitarbeiter orientierte Konzepte setzen. Sie will die Mitarbeiter stärker in die Arbeitsprozesse einbinden, will, dass sie die Dinge selbstständiger und in Eigenverantwortung angehen. Das verbessere die Strukturen, sagt Heike Kohlhase. Heute seien einige Abteilungen in der Verwaltung völlig überlastet. Das will sie ändern.
Mit dem Ändern hatte es die Kandidatin eigentlich schon immer. "Seit meiner Schulzeit bin ich ein politischer Mensch." Für sie war nichts so gut, dass sie es nicht hätte ein wenig besser machen wollen. Und nichts war so überzeugend, dass sie es kritiklos hingenommen hätte. "Ich bin auf sämtlichen Demos gewesen", erinnert sich Heike Kohlhase und nennt als ein Beispiel die Protestaktionen gegen den Nato-Doppelbeschluss und die Aufstellung der Pershing II-Raketen. Dass sie vor 22 Jahren bei den Grünen ihre politische Heimat fand, war für die Kandidatin aus heutiger Sicht konsequent. "Als Kommunalpolitikerin bin ich absolut grün. Ich fühle mich dort gut aufgehoben." Ihr Sohn Kohlja im übrigen auch. Er kandidiert für die Grünen im Wahlbezirk 12 (Gartrop).
Geboren ist Heike Kohlhase im westfälischen Herford. Hünxe ist seit 30 Jahren ihre Wahlheimat. Im Rat der Gemeinde Hünxe arbeitet sie seit 20 Jahren mit, davon 15 Jahre als Fraktionssprecherin der Grünen. Sie war Bundesdelegierte und kandidierte 1998 für den Bundestag. "Spannend" sei das gewesen, viel gelernt habe sie, gerade in der direkten Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner. Kein Wunder, denn das waren die Bundestagsabgeordneten Ilse Falk (CDU) aus Xanten und der Voerder Uwe Jens (SPD). "Sehr fit waren die", sagt Kohlhase. "Und sehr fair."
Touristisches Potenzial
Was sie in Hünxe anders, was besser machen würde? In der Gemeinde schlummere noch viel touristisches Potenzial. Entlang des Kanals gebe es beispielsweise keine ausgewiesenen Picknickplätze. Radwanderern fehlten preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten. Hünxe sei Naherholungsgemeinde, da gelte es, den sanften Tourismus voranzubringen und die Schokoladenseiten der Gemeinde nach außen hin besser zu zeigen. Als weitere andere Großbaustelle nennt Kohlhase die Ortskerne. Das Einzelhandelskonzept sei auf dem Weg, gebe Politik und Verwaltung aber nur Entscheidungshilfen. Die Umsetzung erfordere Kraft und gute Ideen. Was noch gut wäre für Hünxe: offene Begegnungsplätze für Jugendliche, mehr Grünzonen, bei Industrieansiedlungen verstärkt auf Ökologie setzen.
Eine Prognose für den Wahlsonntag? Heike Kohlhase überlegt kurz. "Einen Sitz werden die Grünen wohl hinzu bekommen. Dann hätten wir vier." Und wo sieht sie sich im Rennen um das Bürgermeisteramt. "Meine Tochter glaubt an Sieg."