Hintergrund Frauen im Rat: Das sagen SPD und CDU

Bei den beiden großen Ratsfraktionen tritt das Missverhältnis der Geschlechter klar zutage. Woran liegt’s?

 Wenn man genau nachzählt, kommt es hin: Sechs Frauen sitzen in Dinslakens Stadtrat.

Wenn man genau nachzählt, kommt es hin: Sechs Frauen sitzen in Dinslakens Stadtrat.

Foto: dpa/Bernd Weissbrod

Im Dinslakener Stadtrat haben Frauen Seltenheitswert. Augenfällig wird das bei den beiden großen Ratsfraktionen, SPD und CDU. Die Sozialdemokraten haben – inklusive Bürgermeister Michael Heidinger – 20 Ratsleute. Das sind 18 Männer, zwei Frauen. Bei den Christdemokraten ist die Lage ähnlich geklärt. 13 Ratsleute gibt es: eine Frau, zwölf Männer.

Frauenforum und Gleichstellungsstelle haben alle Parteien in einem gemeinsamen Appell dazu aufgerufen, für Veränderungen zu sorgen. Mit nur sechs weiblichen Mitgliedern im Stadtrat liegt Dislaken im Kreis Wesel beim Frauen-Anteil auf dem letzten Platz.

In der SPD trifft der Ruf auf offene Ohren. „Wir werden auf jeden Fall reagieren“, kündigt Ronny Schneider an, stellvertretender Vorsitzender der Fraktion im Stadtrat. Er richtet den Blick auf die anstehende Kommunalwahl: „In den Ortsvereinen werden ja die Kandidaten vorgeschlagen, und in den einzelnen Ortsvereinen wird bei der Auswahl darauf geachtet werden, dass der Frauen-Anteil deutlich angehoben wird.“ Die Gespräche in den Vorständen seien bereits angelaufen.

Warum Frauen im Rat und dort in seiner Partei derart unterrepräsentiert sind, kann er sich nicht erklären. Zwar gebe es generell den gesellschaftlichen Trend, dass Menschen für Projekte zu begeistern sind, sich aber weniger gern langfristig an Ziele binden. Aber das betrifft Männer und Frauen gleichermaßen. „Das Frauen Kinder bekommen, kann auch der Grund nicht sein. Das ließe sich alles organisieren“, erklärt Schneider weiter. Zumal es ja in anderen Städten durchaus mehr Ausgewogenheit gebe.

Immerhin macht er auf anderer Ebene eine Veränderung aus. Bei den öffentlichen Vorstandssitzungen seines Ortsvereins nämlich: „Da habe ich gemerkt, dass sich in den letzten sechs Jahren doch was verändert hat und dass da mehr Frauen, auch junge Frauen, dazugekommen sind, weil sie Interesse haben.“ Seine Idealvorstellung, betont er, wäre ein komplett ausgeglichenes Geschlechterverhältnis für die Gremien der Partei.

Für den CDU-Fraktionschef Heinz Wansing liegt die Ursache für das unausgewogene Geschlechterverhältnis in der Lokalpolitik in gesellschaftlichen Umständen. Probleme innerhalb der Parteien, oder speziell innerhalb der CDU, erkennt er nicht. Es gebe leider einfach zu wenige Frauen, „die bereit sind und es sich von der Arbeitszeit her erlauben können, neben Beruf und Kindern sich so einer intensiven Tätigkeit wie der Kommunalpolitik widmen zu können“, so Wansing.

Aus seiner Sicht betrifft der Spagat zwischen Familie und anderen Verpflichtungen Mütter mehr als Väter. „Ich denke, es ist noch immer so, dass, obwohl die Aufgaben in der Familie geteilt sein sollten, in der Realität der größte Teil der Arbeit bei der Frau liegt“, so Wansing. Auch Alleinerziehende seien häufiger Mütter. Und da er auf diesem Feld selbst ebenfalls Erfahrung habe, könne er beurteilen, „in welchen Verantwortungszwiespalt man kommt, wenn man das alles unter einen Hut bringen will“, so Wansing: „Ich bin oft mit nicht gutem Gewissen in die Politik gegangen.“

 Wenn Frauen allerdings Luft und Bereitschaft zum politischen Engagement hätten, so hätten sie, da es so wenige von ihnen gibt, „zu Recht“ sogar größere Chancen als Männer, wahrgenommen zu werden, sagt Wansing. Von paritätisch zu besetzenden Wahllisten hält er nichts. „Es bringt nichts, wenn nicht die entsprechenden Bewerberinnen da sind.“

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