„Wir gestalten“ Trabrennbahn: Bürger wollen mitreden
Dinslaken · Bei der ersten Veranstaltung der Themenwochen zur künftigen Nutzung des Trabrennbahn-Areals wurde vor allem klar, dass die Dinslakener bereit sind, sich aktiv am Planungsprozess zu beteiligen.
„Was ist eigentlich das Thema des heutigen Abends?“ Es ist eine Frage, die eine Frau aus dem Publikum bei der Diskussionsrunde am Ende der Veranstaltung stellte. Dass dies nicht jedem im Publikum so ganz klar geworden war, mag daran gelegen haben, dass es zum Auftakt des Bürgerbeteiligungsprozess zum Trabrennbahn-Gelände, der unter dem Namen „Zukunft findet Stadt“ steht, zwei Impulsreferate gab, die eher Möglichkeiten aufzeigten, wie sich Bürger einbringen können, statt einen konkreten Leitfaden für den Prozess vorzugeben. „Wir gestalten“ lautete folgerichtig der Titel für diesen Abend.
Svenja Noltemeyer vom Verein „Die Urbanisten“ aus Dortmund zeigte anhand des Projekts Neue Werk Union, wie Bürger zu Impulsgebern und Initiatoren werden können. Die grundlegende Idee des Vereins bestand darin, sich schon vor der Bürgerbeteiligung in den Planungsprozess einzubringen. „Eigentlich kann man bei einer Bürgerbeteiligung nicht mehr wirklich mitmachen“, erklärte Svenja Noltemeyer. Denn findet diese statt, sind viele grundlegende Entscheidungen für eine Planung schon längst gefallen. Also mischten sich die Bürger ein, gründeten eine Arbeitsgruppe, spannten die städtische Verwaltung ein und bündelten Vereine, Investoren und Interessenten. „Wenn der eigentliche Prozess im Mittelpunkt steht, kann das funktionieren“, sagte Svenja Noltemeyer. Dafür braucht es natürlich eine gehörige Portion bürgerschaftliches Engagement. „Das ist sehr viel zermürbende Arbeit, um die sich eigentlich eine hauptamtliche Kraft kümmern muss“, erklärte Svenja Noltemeyer.
Jörn Luft von der Stiftung Trias stellte das Konzept der gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung vor. Statt das Feld der Städteplanung nur Verwaltung und Investoren zu überlassen, sollten sich seiner Ansicht nach auch die Bürger einbringen. „Man sollte die Selbstverantwortung der Zivilgesellschaft nutzen“, sagte er. Für eine Planung, die dem Gemeinwohl nutzt, bräuchte man neben dem privaten Engagement der Bürger aber auch eine mutige Kommune, die Planungen anstößt und die öffentliche Hand und die Wirtschaft vor Ort mitnimmt. Doch vor allem sind die Bürger gefragt. „Die Bewohner wissen am besten, was sie in ihrem Stadtteil brauchen und was sie damit machen möchten“, sagte der Diplomgeograph. Als Beispiele nannte er das Neubaugebiet Hilgenfeld in Frankfurt, wo die Stadt in der Planung festgeschrieben hatte, dass ein Großteil des Quartiers für geförderten Wohnungsbau zur Verfügung gestellt wird – und davon ein Teil auch für genossenschaftliche und gemeinschaftliche Projekte. Ein solches stellte Jörn Luft mit dem Glockenhof in Bochum vor. Hier hatten Bürger eine alte Schule als Genossenschaft übernommen, renoviert und ihre Wohnungen und das Außengelände geplant. Dabei kaufte die Stiftung Trias das Gelände und stellte es den Bürgern mit 99 Jahren Erbbaurecht zur Verfügung. „Wir möchten damit die Projekte langfristig sichern und Spekulationen mit Grundstücken unmöglich machen“, erklärt Jörn Luft.
In einer Diskussionsrunde mit den Vortragenden, an der sich auch Anja Graumann (DIN Fleg) und Liesa Schröder (Stadt Dinslaken) beteiligten, ging es vor allem darum, wie man die Bürger am Planungsprozess beteiligen kann. „Eine Anlaufstelle vor Ort lebendig zu halten, sorgt dafür, dass viele Menschen mitgenommen werden“, merkte Svenja Noltemeyer an. Wie ein solcher Ort aussehen könnte und wer ihn betreibt, wurde eifrig diskutiert – erstmal ergebnisoffen. Um den Bürgern die Möglichkeit zu geben, sich zu vernetzen und Themen zu diskutieren, ist außerdem ein Forum für die Internetseite des Projektes angedacht. „Wir brauchen die Menschen, damit sie uns unterstützen bei dem, was geplant werden soll“, erklärte Anja Graumann. Trotz des noch unklaren Prozesses der Bürgerbeteiligung scheinen sich viele Menschen an der Planung beteiligen zu wollen.