Volles Ledigenheim Lohberg feiert ein Film-Wunder

Im Ledigenheim hatte „Das Wunder von Lohberg“ Premiere. Mehr als 100 Menschen aus dem Stadtteil wirkten an der Produktion von Regisseurin Ayse Kalmaz mit, darunter besonders viele junge Menschen.

 Zufrieden und auch ein bisschen stolz: Hauptdarsteller Alican Tazegül mit Regisseurin Ayse Almaz.

Zufrieden und auch ein bisschen stolz: Hauptdarsteller Alican Tazegül mit Regisseurin Ayse Almaz.

Foto: Martin Büttner

Alle Stühle im Saal des Lohberger Ledigenheims sind besetzt. Dazu haben sich weitere Besucher im Saal einen Platz an den Stehtischen gesucht. Und es sind besonders viele Jugendliche aus dem Stadtteil gekommen, um sich die Premiere des Films „Das Wunder von Lohberg“ anzuschauen. Kein Wunder, denn mehr als 100 Menschen aus dem Ortsteil haben an dem Film mitgewirkt, als Akteure vor der Kamera oder als Macher dahinter. „Dieser Film ist etwas Besonderes. Er beginnt mit einem Stadtteil und zwei Vereinen“, sagt Moderator Michael Eickhoff und weist auf King’s Sport und Parkwerk Lohberg hin, die beiden Vereine, die das Projekt getragen haben.

Dann geht es los. Das Logo der „Filmstadt Lohberg“ samt Förderturm verschwindet und der Film beginnt mit Rapgesängen von Alican Tazegül. Jubel und Applaus im Saal des Ledigenheims, besonders von den jugendlichen Besuchern, während auf der Leinwand quasi ein modernes Musikvideo mit Lohberg als Kulisse läuft: Marktplatz, Förderturm auf dem Zechengelände, die Straßen des Stadtteils – alles ist zu sehen. Dann gibt es einige Lacher, als unter dem Titel „Der Pate – Teil VIII“ eine Szene wie aus einem Gangsterfilm auf dem Lohberger Marktplatz vorgestellt wird. Und wieder Szenenapplaus, als der erste Einwohner des Stadtteils auf dem Weißen Stuhl Platz nimmt und seine Meinung über Lohberg sagt, zum Umgang mit den Menschen vor Ort und schließlich zum Umgang mit Menschen, die einen Migrationshintergrund haben. „Als Türke wirst du überall, wo du hinkommst, als Mensch zweiter Klasse behandelt“, tönt es aus den Lautsprechern. Applaus von einigen Zuschauern, die diese Einschätzung offensichtlich teilen.

 Szenenapplaus gab es vom Publikum im Ledigenheim bei der Premiere des Lohberg-Films mehrfach.

Szenenapplaus gab es vom Publikum im Ledigenheim bei der Premiere des Lohberg-Films mehrfach.

Foto: Martin Büttner

Eine ähnliche Reaktion provoziert die Aussage einer türkischstämmigen Frau auf der Leinwand. „Deutschland ist auch durch uns Deutschland. Jetzt mögen uns die Leute hier auf einmal nicht mehr“, sagt sie und Applaus brandet im Saal auf. Dann Gelächter nach dem Satz, dass die Deutschen ohne die türkischen Einwanderer auch heute noch wohl nur Kartoffeln essen würden. Für bedächtiges Schweigen sorgen dagegen die Aussagen der Zeitzeugen, die in den 60er- und 70er-Jahren in den Stadtteil kamen, hier hart arbeiteten und sich nun eine bessere Zukunft für ihre Kinder und Enkel wünschen – als Ärzte, Rechtsanwälte etwa, nicht als Arbeiter, die nur schuften müssen. Für Heiterkeit sorgen die Stummfilmszenen, mit denen Lohberg vor 100 Jahren dargestellt wird.

Und natürlich die Protagonisten aus „Die Deichflut“, die mit Aluhelmen auf ihren Köpfen mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert werden. Schließlich läuft der Abspann und die Akteure werden auf der Bühne mit großem Beifall in Empfang genommen.

Moderator Michael Eickhoff stellt Fragen an die Crew. Etwa die, was die Idee zum Film war. „Wir wollten selbst zeigen, wie wir hier in Lohberg leben“, erklärt Mesut Yildirim, Vorsitzender von King’s Sport und Produzent des Films dessen Intention. Anlass dazu war die oftmals negativen Berichte überregionaler Medien über den Stadtteil und viele Vorurteile gegenüber den Lohbergern. Und mit dieser Idee möchte man die ganzen begonnenen Serien auch fortsetzen. „Es soll auf jeden Fall weitergehen“, sagt Regisseurin Ayse Kalmaz. „Jeder soll auf die Leinwand bringen können, was ihm wichtig ist.“

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