Wertvolle historische Karten Alte Dokumente vorm Verfall gerettet

Dinslaken · In historischen Karten finden Ahnenforscher Familiennamen. Heimatforscher sehen, wie das Land mal ausgesehen hat. Der Freundeskreis, der das Stadtarchiv unterstützt, hat zwei alte Kartenwerke gesichert und hat weitere Pläne.

 Adolf Kraßnigg und die Spenderin Alisa Schäfer vom „Freundeskreis“ mit einem der beiden restaurierten Katasterbücher.

Adolf Kraßnigg und die Spenderin Alisa Schäfer vom „Freundeskreis“ mit einem der beiden restaurierten Katasterbücher.

Foto: Zehrfeld

Der Vereinsvorsitzende Adolf Kraßnigg blättert in den bald 200 Jahre alten Seiten eines großformatigen Buches. Es sind Karten, die Felder, Straßen, Häuser zeigen. Er deutet darauf und erkundigt sich: „Wussten Sie, dass in Lohberg mal ein Galgen stand?“

Sehen kann er das, weil das im alten Katasterbuch von 1824 steht: „Galgenberg“, ist da auf dem „Lohberg“ eingezeichnet. Und blättern kann er, weil die Seiten nicht mehr auseinanderzufallen drohen. Mit einer Spende von Alisa Schäfer, Vorstandsmitglied im „Freundeskreis Stadtbibliothek und Stadtarchiv“, wurden zwei von sieben historischen Katasterbüchern im Dinslakener Archiv restauriert. Das soll nur der Anfang sein: Der Verein will die einmaligen Werke retten.

Die Katasterbücher, darunter drei von 1735 und 1736 und vier von 1824 und 1825, sowie weitere alte Karten gilt es vor dem Verfall zu bewahren. Die Erfassungen stammen aus preußischer Zeit. „Die haben natürlich ihr Reinland vermessen, damit sie Steuern erheben konnten“, sagt Kraßnigg.

Die Bedeutung der Dokumente ist heute nicht nur deshalb so groß, weil sie die Grundlagen für die späteren Karten der ganzen Region sind, erklärt Stadtarchivarin Gisela Marzin. Ahnen- und Heimatforscher brauchen sie. „Man findet Hausbezeichungen“, etwa die nach Familien benannten alten Bauernhöfe, erklärt die Fachfrau. „Und man weiß dann, dass die Familie schon 1736 hier gelebt haben muss.“ Außerdem geht es um Quellen, die nicht wiederherstellbar sind: „Diese Bücher sind Unikate.“ Die alten Karten wurden nicht mehrfach produziert oder gedruckt.

Es gehe bei der Bewahrung dieser Objekte um ein Grundbedürfnis auch heutiger Generationen, meint Adolf Kraßnigg. „Das ist die Ur-Frage: Wo komme ich her?“ Alte Flur-Namen gäben Aufschluss darüber, wie die Menschen die Landschaft früher gesehen haben. Kurz: „Das sind historische Quellen, die man nicht kaputtmachen lassen darf.“ Und die Zeit zum Handeln ist nach Auffassung des Freundeskreises lange erreicht: „Was beunruhigend ist, ist, dass in einigen der Bücher Schimmelbefall ist. Das macht es drängend.“

Der Verein sammelt nun Spenden, um die übrigen Karten und Katasterbücher zu retten. Kraßnigg hätte nichts dagegen, wenn der Verein die Stadt mit diesem Bemühen ein wenig auf Trab bringen könnte. „Denn es ist eigentlich eine spezielle Aufgabe der Stadt“, betont er. Einen Zeitplan für die Arbeiten gibt es nicht. „Es ist ein Kostenfaktor“, stellt Archivarin Gisela Marzin fest. Alles auf einmal in Auftrag zu geben wäre günstiger, als es nach und nach in Angriff nehmen zu lassen. „Aber das können wir als Stadt nicht bezahlen“ – und der Freundeskreis kann es natürlich erst recht nicht.

Die Katasterbücher, die mit der Spende von Alisa Schäfer restauriert wurden, befassen sich mit der Gemeinde Hiesfeld und mit Dinslaken. Schäfer selbst erklärt ihren Schritt: „Ich hatte einen runden Geburtstag und habe da Geld gesammelt anstelle von Geschenken. Das habe ich dann ein bisschen aufgerundet.“

Wobei „ein bisschen“ vielleicht etwas bescheiden ausgedrückt ist. Ihre Spende belief sich jedenfalls auf 1000 Euro. Das reichte für die zwei Bücher, die sich einigermaßen gut instandsetzen ließen. Bei den älteren Werken wird das aber deutlich teurer.

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