Cyrus Overbeck stellt in der cubus-Kunsthalle aus Im Album der Erinnerungen

Duisburg · Von Sonntag an zeigt die cubus-Kunsthalle eine große Einzelausstellung mit Holzschnitten und Bronzen von Cyrus Overbeck aus Duisburg, der längst national und international erfolgreich ist.

 Cyrus Overbeck: Im Hintergrund Nussbaum-Porträts.

Cyrus Overbeck: Im Hintergrund Nussbaum-Porträts.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Jahrelang schien Cyrus Overbeck (49) dem Duisburger Kulturleben, das er in den 90er Jahren entscheidend mitgeprägt hatte, abhanden gekommen zu sein. Im September des vergangenen Jahres meldete sich Overbeck wieder „zurück“ (die RP berichtete). Vor kurzem sorgte er mit seinen Porträts von Jürgen Klopp und Bernhard Dietz für einiges Aufsehen. Doch nun kann man in Duisburg endlich mal wieder eine große Einzelausstellung mit Werken des Ausnahmekünstlers erleben, der national und auch international überaus erfolgreich ist und der nicht nur in Duisburg, sondern auch in Düsseldorf und in Norddeutschland Ateliers besitzt. Von Sonntag, 7. April, bis zum 26. Mai zeigt die cubus-Kunsthalle eine geradezu überwältigende Cyrus-Overbeck-Ausstellung unter dem Motto „Album der Erinnerung“.

Man muss die Schau langsam auf sich wirken lassen. Overbeck arbeitet einerseits mit einer Vielzahl von Motiven, andererseits verstärkt er den Eindruck seiner Bildsprache mit seriellen Mitteln. Ins Auge fällt im großen Ausstellungsraum natürlich das multiplizierte Holzschnitt-Porträt von Felix Nussbaum. Die Erinnerung an diesen Künstler ist quasi der Mittelpunkt der gesamten Schau. Felix Nussbaum (1904 bis 1945) war ein Maler, der ein Opfer seiner Zeit wurde. Als Jude wurde er von den Nazis verfolgt. Gleich zweimal wurde er denunziert. Zusammen mit seiner Frau wurde Nussbaum im Lager Auschwitz, wo er am 2. August 1944 registriert wurde, ermordet. Seinen genauen Todestag kennt man nicht. Vermutlich starb er kurz vor der Befreiung des Lagers am 27. Januar 1945.

 Zum ersten Mal zeigt der Künstler, den man hauptsächlich als Holzschnitzer kennt, im großen Stil Bronzearbeiten.

Zum ersten Mal zeigt der Künstler, den man hauptsächlich als Holzschnitzer kennt, im großen Stil Bronzearbeiten.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Das Schicksal Nussbaums stellt Overbeck in den Mittelpunkt seines „Albums der Erinnerung“. Dieses Album steckt voller Symbole; es beinhaltet sowohl das private Gedächtnis des Künstlers als auch das kollektive Gedächtnis unserer Gesellschaft. Wie Schlaglichter aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts sehen wir Porträts von so unterschiedlichen Persönlichkeiten wie der jungen Queen, der einstigen Bundeskanzler Konrad Adenauer und Helmut Schmidt, der Rockstars Jim Morrison, Jimi Hendrix und David Bowie, des Philosophen Adorno oder auch ein Bildnis des Diktators Stalin. Zur Zeitgeschichte gehören aber auch jene Schergen, die auf Felix Nussbaum angesetzt waren.

Overbeck versteht sich selber als „narrativer Realist“. Seine Porträts sind keine planen Abbilder, sondern künstlerische Interpretationen der Persönlichkeiten, wobei die Möglichkeiten der Holzschnitts in einer Weise genutzt werden, die heutzutage einmalig sein dürfte. Neben den Holzschnitten zeigt Overbeck auch zahlreiche Bronzen. Er dürfte der einzige bedeutende zeitgenössische Künstler sein, der die Holzschnitt-Technik meisterlich beherrscht und zugleich auf hohem bildhauerischen Niveau arbeitet.

Auch religiöse Themen werden in der Ausstellung berührt. Jesus am Kreuz oder die Gottesmutter Maria sind Elemente der Ausstellung, die nicht weniger sein möchte als ein Kommentar zur Welt, in der wir heute leben. Overbeck selber sieht sich eingebunden in die drei großen Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam. Er hatte einen muslimischen Großvater, der mit einer Jüdin verheiratet war; ein Zweig seiner Familie ist muslimisch; er selber ließ sich als 14-Jähriger katholisch taufen, studierte später aber evangelische Theologie.

All das wird auf subtile Weise in der Ausstellung angesprochen, wobei Overbeck auch Privates nicht ausspart. Ein Werk muss man dabei hervorheben. Es zeigt 91 Schmetterlinge. Jeder Schmetterling steht dabei für einen Tag, den Overbeck vor ungefähr drei Jahren in einer Rehaklinik verbrachte. Dort wurde der Künstler nach einem lebensgefährlichen Aneurysma behandelt. Innerhalb von 91 Tagen kehrte Overbeck nach und nach in sein altes Leben zurück: Vom Rollstuhl zum Rollator, von da zum Stock und dann, wie früher, ohne Hilfsmittel. In der Reha kehrte auch die Sprache wieder zurück. Vor allen Dingen wurde Overbeck wieder ein Vollblutkünstler, der wirklich etwas mitzuteilen hat.

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