Ministerium prüft Unterstützung für Schäfer Wolf lässt sich offenbar im Kreis Wesel nieder

Kreis Wesel · Mehrere Schafe wurden in Schermbeck im Kreis Wesel gerissen – offenbar von einer Wölfin, die sich im Gebiet niedergelassen hat. Erste Hinweise auf das Tier gab es schon im April.

 Ein Wolf könnte in NRW sesshaft geworden sein. (Symbolbild)

Ein Wolf könnte in NRW sesshaft geworden sein. (Symbolbild)

Foto: ZB/Patrick Pleul

Im niederrheinischen Schermbeck (Kreis Wesel) ist offenbar ein weiblicher Wolf sesshaft geworden. Mehrere Sichtungen des Tieres, Risse von Schafen und Losungen sowie genetische Nachweise legten nahe, dass das Tier in der Region heimisch geworden sei, teilte das NRW-Umweltministerium am Freitag in Düsseldorf mit. Zuvor hatte auch der Naturschutzbund (Nabu) von Hinweisen berichtet, wonach sich erstmals ein Wolf in NRW dauerhaft niedergelassen habe. Bislang galt Nordrhein-Westfalen als sogenanntes Wolfserwartungsland - die in NRW ermittelten Tiere waren bislang alle auf der Wanderung.

Weitere Untersuchungen sollen nun Klarheit bringen. „Das ist ein großer Unterschied zu den vergangenen Jahren. Seit 2009 besuchen uns in Nordrhein-Westfalen immer wieder einzelne Wölfe, die nie länger an einem Ort geblieben sind und dann wieder verschwanden“, sagte Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU). Das habe sich nach den Erkenntnissen aus dem Kreis Wesel nun geändert. „Daher prüfen wir zurzeit alle Hinweise. Letzte genetische Proben werden noch im Senckenberg-Forschungsinstitut bearbeitet“, erklärte die Ministerin. Zugleich würden die möglichen Unterstützungsmaßnahmen für betroffene Weidetierhalter geprüft.

Erste Hinweise auf den Wolf aus dem Kreis Wesel konnten nach dem Riss eines Schafes von Mitte April sichergestellt werden. Mit einem zweiten genetischen Nachweis im Juni anhand einer Wolfslosung aus Kot konnte das Tier individualisiert werden: Es handelt sich um einen weiblichen Abkömmling aus einer niedersächsischen Wolfsfamilie bei Schneverdingen.

Mit dem Wiederauftreten des Raubtieres in der offenen Natur seien Sorgen der Bürger verbunden, die verständlich, aber nicht nötig seien, erklärte der Nabu NRW. „Gesunde Wölfe, die nicht provoziert oder angefüttert werden, stellen für den Menschen in der Regel keine Gefahr dar“, sagte die Leiterin des Nabu-Wolfprojektes, Katharina Stenglein. Seit dem Jahr 2000, seitdem es wieder Wölfe in Deutschland gebe, habe es keine Situation gegeben, bei der sich freilebende Wölfe aggressiv gegenüber Menschen verhalten hätten.

Da Wölfe keine Wildnis bräuchten und zudem Reviere von 200 bis 300 Quadratkilometern Größe hätten, könnten Sichtungen von Wölfen durch den Menschen immer wieder mal vorkommen. Wenn Menschen einem Wolf begegneten, sollten sie respektvoll Abstand halten, aber nicht weglaufen, hieß es weiter. Die Tiere reagierten zudem auf lautes Ansprechen und eine breitbeinige, erhobene Position und zögen sich dann zurück. Auf keinen Fall sollte Menschen versuchen, die Tiere zu füttern oder zu streicheln.

„Für Weidetierhalter, insbesondere Schäfer, stellt der Wolf eine weitere Unsicherheit im Alltag dar“, sagte der Nabu-Landesvorsitzende Josef Tumbrinck. Deshalb müsse der Managementplan sowie die Förderrichtlinie zum Wolf in NRW so überarbeitet werden, dass Präventionsmaßnahmen nun auch im Verdachtsfall einer dauerhaften Ansiedlung gefördert werden. Gemeldete Wolfsrisse müssten zudem deutlich schneller als bisher online dokumentiert werden. „Nicht nur die Betroffenen, sondern alle Weidetierhalter müssen frühzeitig informiert werden, um Präventionsmaßnahmen rechtzeitig umzusetzen oder bestehende gründlich überprüfen zu können“, sagte der Sprecher des Landesfachausschusses Wolf im Nabu NRW, Thomas Pusch.

(hsr/epd)
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