Borkenkäferplage Sommerhitze vernichtet mindestens eine Million Bäume in NRW

Düsseldorf · Noch ist das ganze Ausmaß der Schäden nicht abzusehen – aber eine Million Bäume haben den Sommer in NRW nicht überstanden. Damit sich die anderen erholen, braucht es wochenlanges Schmuddelwetter.

 Totholz liegt im Wald im Nationalpark Eifel

Totholz liegt im Wald im Nationalpark Eifel

Foto: dpa/Oliver Berg

In diesen Tagen verabschiedet sich der Sommer in NRW, doch für viele Bäume ist das viel zu spät. „Eine Million Bäume sind durch Hitze und den damit verbundenen Käferbefall in NRW gestorben“, sagt Michael Blaschke, Sprecher des „Landesbetriebs Wald und Holz Nordrhein-Westfalen“, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Besonders gelitten haben die Fichten. Buchdrucker und Kupferstecher, zwei Borkenkäferarten, schädigen ausschließlich diesen Baum. Durch die Hitze vermehrten sie sich besonders gut, während gleichzeitig die Bäume aufgrund der Hitze nicht ausreichend Harz produzieren konnten, um die Käfer abzuwehren. „Ohne die Buchdrucker und Kupferstecher wäre der Schaden bei Weitem nicht so groß gewesen“, sagt Blaschke.

Dabei ist der endgültige Schaden noch nicht abzusehen. Laubbäume werden von diesen Käfern zwar nicht befallen, aber ob sie die Hitze überstanden haben, wird erst das nächste Frühjahr zeigen.

Sommer 2018 in NRW - zwischen Hitze, Dürre, Bränden und Unwetter
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Sommer 2018 in NRW - zwischen Hitze und Unwettern

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Foto: dpa/Mohssen Assanimoghaddam

Ideal wäre laut Blaschke nun monatelanges Schmuddelwetter, damit der Erdboden wieder feucht wird. Starke Regenschauer helfen wenig, weil sie einfach abfließen würden, ohne dass der Regen in der Erde versickert. Schmuddelwetter würde auch gegen die Borkenkäfer helfen, die damit überhaupt nicht zurechtkommen. Gegen den Borkenkäfer vorzusorgen, ist schwer. Mischwälder bremsen immerhin seine Verbreitung. Und wenn er zugeschlagen hat, hilft es nur noch, die betroffenen Bäume so schnell wie möglich zu fällen.

Zwar werden jedes Jahr sowieso eine begrenzte Zahl an Bäumen gefällt, unter anderem für die Holzindustrie, aber nun sind dies vor allem die abgestorbenen. „Statt gut geplant die Wälder zu durchforsten, diktiert zurzeit der Borkenkäfer, wo Motorsäge und Harvester zum Einsatz kommen. Sehr oft sind es Bäume und Waldbestände, die wir jetzt nicht ernten wollen.“ Orkan Friederike, die Trockenheit und die Borkenkäfer haben, sagt Blaschke, zusammen in diesem Jahr in NRW so viel so genanntes Schadholz produziert, wie sonst in einem durchschnittlichen Jahr an Nadelholz geerntet wird.

Bilder: Feuerwehr Kleve im Großeinsatz bei Waldbrand in Straelen
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Feuerwehr im Großeinsatz wegen Waldbrand bei Straelen

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Foto: Günter Jungmann

„Noch so einen Sommer wie 2018 können wir 2019 für den Wald nicht gebrauchen“, sagt er. Doch Dank des Klimawandels droht genau das. Der Sommer 2018 wirft deshalb ein Schlaglicht auf ein Problem, das nicht nur „Wald und Holz NRW“ beschäftigt: Wie passen wir die Wälder an den Klimawandel an?

Der Landesbetrieb experimentiert mit weniger hitzeempfindlichen Bäumen, Esskastanien, slawonischen Eichen aus Kroatien, sogar mit Mammutbäumen. Ein Spiel mit vielen Unbekannten, denn das Klima Jahrzehnte oder sogar ein Jahrhundert vorherzusagen, ist schwierig. Nur auf wenige Baumarten zu setzen, wäre gefährlich. Blaschke sieht deshalb nur eine Lösung: „Vielfalt, Vielfalt, Vielfalt“.

(seda)
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