Hambacher Forst Fäkalien auf Polizisten gekippt

Kerpen · Eine Polizeieinheit wurde so verschmutzt, dass sie nach Hause musste.

 Polizisten hinter einer Barrikade auf einem Weg im Hambacher Forst.

Polizisten hinter einer Barrikade auf einem Weg im Hambacher Forst.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Im Hambacher Forst sind Polizisten am Freitag massiv mit Fäkalien beworfen worden. Die Fäkalien wurden aus einem Eimer über die Beamten geschüttet. Betroffen war nach Informationen unserer Redaktion unter anderem eine etwa zehnköpfige Gruppe der zweiten Bereitschaftspolizeihundertschaft aus Bochum. Einsatzuniformen, Helme und Pistolen wurden offenbar so verdreckt, dass die Gruppe nach Hause geschickt werden musste. Das sei abartig, unmenschlich und widerlich, schreibt die „Junge Gruppe Bielefeld“ der Gewerkschaft der Polizei auf ihrer Facebookseite. Auch einer ihrer Kollegen sei mit einem Kübel Exkrementen beworfen worden. „Wir brauchen vor Ort dringend eine Kleiderkammer und Möglichkeiten zu duschen“, fordern die Polizisten.

Am Freitag war es trotz des von der Landesregierung verordneten vorläufigen Räumungsstopps zu Konfrontationen zwischen Waldbesetzern und Polizisten gekommen, nachdem die Polizei angekündigt hatte, Barrikaden von einem Weg zu räumen. „Es werden keine Baumhausräumungen durchgeführt, Es werden lediglich Rettungswege freigemacht“, erklärte die Polizei auf Twitter.

Auf einer Pressekonferenz des Aktionsbündnisses „Hambi bleibt!“ beklagten die Waldbesetzer eine „bewusste Stressmaximierung als psychologische Kriegsführung“ durch die Polizei. „Nachts gibt es Flutlichter und Beschallung durch Hundegebell, Kettensägengeräuschen und Wagners Walkürenritt“, sagte Waldbesetzer Jörn Eschbach. Auf den noch verbliebenen Baumhäusern sei es mittlerweile sehr eng, weil sich dort nun auch die Personen aufhielten, von denen die Baumhäuser bereits beseitigt worden sind. „Das ist für sie ein emotionaler Ausnahmezustand. Schließlich wurde ihnen ihr Zuhause abgerissen“, so Eschbach. Aufgrund dieser enormen Stresssituation sei es daher auch nicht überraschend gewesen, dass gerade dann so etwas Fürchterliches passiert wie der tödliche Absturz von Steffen M. Der 27-jährige Journalist war am Mittwoch aus rund 15 Meter Höhe von einer Hängebrücke gestürzt. Die Staatsanwaltschaft schließt Fremdverschulden aus.

Der Energiekonzern RWE hält an den geplanten Rodungen fest. „Die Annahme, dass der Forst gerettet werden kann, das ist Illusion. Und ich bin tief betroffen, dass für eine solche Illusion ein Mensch gestorben ist“, sagte Konzernchef Rolf Martin Schmitz ei „Maybrit Illner“.

(csh)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort