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Protestbusse von Braunkohlemitarbeitern abgebrannt 400.000 Euro Schaden und hämische Anrufe

Titz · Mit Bussen der Firma Tirtey aus dem Kreis Düren sind RWE-Mitarbeiter zu Demonstrationen der Gewerkschaften gegen einen frühzeitigen Kohleausstieg gefahren. Jetzt wurden vier der Reisebusse in Brand gesteckt. Damit nicht genug: Tirtey bekommt auch unangenehme Anrufe.

Reisebusse brennen im Kreis Düren
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Reisebusse brennen im Kreis Düren

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Foto: dpa

Auch am Tag danach liegt der Geruch des Feuers im Titzer Ortsteil Rödingen in der Luft. Die vier Gelenkbusse des Unternehmers Tirtey stehen noch auf dem öffentlichen Parkplatz. Ein rot-weißes Band macht klar, dass der Platz gesperrt ist. Die Untersuchung der vier komplett ausgebrannten Fahrzeuge läuft, der Staatsschutz ermittelt.

Das legt zumindest nahe, dass hier eine politisch motivierte Tat und damit Brandstiftung vorliegen könnte. Erwiesen ist das bisher aber nicht. Sicher ist, dass in der Nacht zu Sonntag vier Reisebusse gebrannt haben. Über zwei Stunden musste die Freiwillige Feuerwehr der Gemeinde Titz die Flammen löschen. Zunächst ermittelte die Polizei Aachen in dem Fall, dann schaltete sich der Staatsschutz ein.

„Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen“, sagt ein Mitarbeiter des Unternehmens der Aachener Zeitung, die als erstes darüber berichtet hat. Der Mitarbeiter möchte seinen Namen lieber nicht im Internet sehen. Die Sorge davor, dass seine Familie und er möglicherweise zum Ziel von militanten Braunkohlegegnern werden könnten, lässt ihn vorsichtig werden. Auch das spricht er nicht aus. Aber es liegt in der Luft wie der Geruch des Feuers.

Stattdessen berichtet der Mitarbeiter von dem, was gewesen ist, bevor die vier Tirtey-Busse in Brand geraten waren. Die öffentliche Hand ist einer der wichtigen Geschäftspartner des Unternehmens. Tirtey fährt Schulkinder, deckt einen Teil des Linienverkehrs im Jülicher Land ab. Zuletzt hat das Unternehmen auch Fahrer und Fahrzeuge an das Land vermietet. Beispielsweise für die Polizeieinsätze im Hambacher Forst oder jetzt am Wochenende bei der Braunkohlegegner-Aktion „Ende Gelände“.

Unter anderem mit Bussen des Unternehmens hat die Polizei Menschen transportiert, die in Gewahrsam genommen worden und zum Polizeipräsidium nach Aachen gebracht werden mussten. Am Samstag war das so, am Sonntag sollten die Busse wieder rollen. Dann brannten sie.

Der Mitarbeiter berichtet von drei Anrufen in der Woche zuvor. Die Unbekannten am anderen Ende der Leitung hätten gefragt, warum das Unternehmen das Zerstören des Planeten unterstütze. Im Hambacher Forst sei ein Mitarbeiter zuvor von einem Waldbesetzer angesprochen worden mit der Bemerkung, dass er sich gut überlegen solle, ob er sich als Familienvater am Transport der in Gewahrsam genommenen Aktivisten beteiligt. Am Montag, dem Tag nach dem Feuer, habe es zudem vereinzelte Anrufer gegeben, die dem Unternehmen mitteilen wollten, dass es selbst Schuld habe, dass die Busse abgebrannt sind.

Die Androhung von Gewalt wurde nicht angesprochen, aber auch sie lag in der Luft. Und sie war auch indirekt in einem anderen Bus zu finden. Eine von außen angebrachte Aufschrift und ein in einem anderen Bus angebrachtes Plakat haben gezeigt, dass mutmaßliche Braunkohlegegner in das Fahrzeug eingedrungen waren.

Trotzdem: Für Spekulation sei in Rödingen gerade keine Zeit. Das Unternehmen sei damit beschäftigt, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Erste Angebote für den Neukauf von Bussen wurden am Montag eingeholt. Rund 400.000 Euro sei der Schaden hoch. Die Fahrten, die aktuell auf dem Plan stehen, schaffe das Unternehmen. „Da haben uns andere Unternehmen ausgeholfen und Busse zur Verfügung gestellt. Die Solidarität ist groß“, sagt der Mitarbeiter.

Auch die Politik habe Flagge gezeigt, Bürgermeister Jürgen Frantzen und die Landtagsabgeordnete Patricia Peill (beide CDU) waren am Tag nach dem Feuer zu Besuch, schauten sich den öffentlichen Parkplatz außerhalb des Firmengeländes an, auf dem Tirtey mit Sondergenehmigung der Gemeinde parken darf.

Für das Land will das Unternehmen weiter fahren, der Mitarbeiter spricht von einem wichtigen Partner. „Da brechen wir jetzt sicher nicht die Zelte ab.“ Geändert hat sich trotzdem etwas. Das Unternehmen hat seinen Mitarbeitern nahe gelegt, sich vorübergehend nicht öffentlich zu den Ereignissen zu äußern. Einen Kommentar kann sich der Mitarbeiter trotzdem nicht sparen: „Wir fahren mit sehr sauberen Euro-6-Dieseln und die Teilnehmer von ‚Ende Gelände’ reisen mit einem Zug an, der von einer 45 Jahre alten Diesellok gezogen wird.“

(Mitarbeit: ham)
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