Rund um Köln und Leverkusen Europas größte Autobahnbaustelle

Köln/Leverkusen · Für zwei Milliarden Euro wird rund um Köln und Leverkusen bis 2023 saniert und neugebaut. Das Schreckensszenario wäre die Vollsperrung der Rheinbrücke. Denn es gibt keinen Plan B.

Das sind die Großbaustellen rund um den Kölner Autobahnring
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Foto: dpa, mb tmk dna lre

Michael Groschek ist bekannt dafür, Klartext zu reden, nicht "rumzueiern", wie er das selbst nennt. Auch zu den anstehenden Großbaustellen auf den Autobahnen rund um Köln inklusive des Neubaus der maroden Rheinbrücke findet der NRW-Bauminister deutliche Worte: "Wenn die Brücke ausfällt, ist nicht nur Holland in Not." Die Folgen wären nicht mehr zu managen. Dann könne nur noch versucht werden, das allergrößte Elend irgendwie zu vermeiden. "Wir haben ein Jahrzehnt der Reparaturen vor der Brust", kündigte Groschek an.

Eine Sperrung der Leverkusener Rheinbrücke ist das absolute Schreckensszenario der Verkehrsplaner. Würde dieser Fall eintreten, wäre das gesamte Konzept für die neuen Großbaustellen rund um Köln gefährdet. "Das darf nicht passieren. Wir haben keinen Plan B. Die Planungen basieren darauf, dass die Brücke hält", erklärte Groschek. Doch auszuschließen sei eine Sperrung nicht.

"Das Bauwerk kann leider jederzeit instabil werden", so der Minister. Für den Ernstfall stünden sogar Nato-Rampen bereit, über die der Verkehr dann theoretisch notdürftig über den Rhein geleitet werden könnte.

Derzeit ist die marode A1-Brücke dreispurig befahrbar. Für Lastwagen ab 3,5 Tonnen ist sie gesperrt. Mindestens bis zum Neubau der Brücke im Jahr 2017 muss die alte Überquerung irgendwie halten. Allein die Instandhaltungskosten belaufen sich auf rund 15 Millionen Euro. Die neue Brücke kostet 250 Millionen Euro. Um das Chaos auf den Straßen möglichst gering zu halten, sollen bis dahin viele andere Autobahnbaustellen im gesamten Raum Köln-Leverkusen vorgezogen werden. Das heißt jedoch, dass der Bereich in den nächsten Jahren zum größten Nadelöhr Deutschlands wird.

15 Großbaustellen

A1-Brücke: So viele Verstöße gibt es gegen das Lkw-Verbot
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Gleich 15 Großbaustellen wird es am Kölner Autobahnring, der zu den größten Verkehrsdrehscheiben Europas zählt, geben - zum Teil bis zu sieben gleichzeitig. Bis 2023 werden unter anderem Autobahnteilstücke mehrspurig ausgebaut, der Lärmschutz für Anwohner verbessert, Fahrbahnbeläge vollständig erneuert, Autobahnkreuze vergrößert und Brücken verstärkt. Betroffen sind unter anderem die Autobahnkreuze Köln-Nord (A 1) und Köln-West (A 1/A 4) sowie das Autobahndreieck Heumar (A3/A 4/A 59). Die Gesamtmaßnahme kostet rund zwei Milliarden Euro und wird aus Bundesmitteln finanziert. Nur für die Planungen muss das Land aufkommen.

Spezialgruppe kontrolliert an A1-Rheinbrücke
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Zusätzlich verschärft wird die Verkehrslage durch innerstädtische Sanierungsarbeiten in Köln - unter anderem werden bald die Mülheimer Rheinbrücke und der Herkulestunnel am Ende der A 57 grundlegend erneuert. Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD), der einen Verkehrskollaps befürchtet, fordert die Landesregierung deshalb auf, alles zu tun, damit der Transitverkehr nicht auf innerstädtische Straßen ausweicht. "Die Lkw dürfen auf dem Weg von Bulgarien nach Rotterdam nicht quer durch unsere Stadt rollen", so Roters. Er wünscht sich, dass die Umleitungsempfehlungen noch weiträumiger als bisher ausgeschildert werden. Außerdem hofft Roters, dass die A 1-Brücke noch in diesem Jahr für den Lkw-Verkehr befahrbar sein wird. Doch Experten halten das für wenig wahrscheinlich.

(RP)
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