Niederländer mit Frust über deutsche Touristen „Bleibt zuhause - kommt nicht zu uns“

Gouda · Während einige Deutsche bereits ihren Urlaub planen und zum Einkaufen nach Holland fahren, gibt es im Nachbarland Stimmen, die gegen den deutschen Besuch sind. Von Aggressionen und Unverständnis ist die Rede. Wir haben mit einem Niederländer über die aktuelle Situation gesprochen.

Nordrhein-Westfalen hat die Quarantäne-Vorschrift für Rückkehrer aus den europäischen Nachbarstaaten aufgehoben.

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Foto: dpa/Friso Gentsch

Floris Saarloos wohnt in der niederländischen Stadt Gouda. Der 41-Jährige feiert bald seinen ersten Hochzeitstag, allerdings ohne seine Frau Antonina. Sie lebt in der Ukraine. Wegen der Corona-Krise sei ein Besuch nicht möglich. Beide halten sich an die Empfehlungen und Vorgaben. „Das ist schon sehr traurig“, sagt Saarloos. „Es wird keine Feier geben“. Umso unverständlicher erscheint Saarloos der Wunsch vieler Deutschen, trotz Corona wieder in die Niederlande zu fahren. „Bleibt zu Hause in Deutschland“, sagt er. „Kommt nicht nach Holland.“

Mit dieser Meinung ist er offenbar nicht allein: Vor allem beim Thema Einkaufen haben zum Beispiel die Städte Venlo und Roermond zum Himmelfahrtswochenende aufgerüstet. Ein verstärktes Aufgebot von Ordnungskräften soll auf die Einhaltung der Corona-Regeln achten. Wer sich nicht an die Regeln hält, dem droht ein Bußgeld von bis zu 390 Euro. „Jetzt ist es besser, ihr bleibt in eurem eigenen schönen Land und besucht dort Parks und Shops“, sagt Saarloos.

Laut dem Niederländer kippt mittlerweile die Stimmung: „Man ist hier den Deutschen gegenüber aggressiv“, sagt er. So würden Autofahrer mit deutschen Kennzeichen mit Ausrufen wie „was macht ihr hier?“ oder „geht nach Hause“ angegangen. „Natürlich sind diese Niederländer auch kleine Idioten – man sollte alle Menschen respektieren und tolerieren“, sagt Saarloos. Aber dennoch: „Während der Corona-Krise will sich jeder selbst schützen, so dass diese Reaktionen fast schon normal sind.“

„Holland hatte sich dazu entschlossen die Grenzen nicht zu schließen, und die Deutschen nutzen das, schließlich ist es ja legal. Statt zu Hause zu bleiben, kommen sie nach Holland und bringen uns das Virus oder nehmen es wieder mit nach Deutschland.“ Er fordert: „Bleibt zu Hause und kommt zurück, wenn das Virus weg ist“. Deutsche seien zwar generell immer willkommen in den Niederlanden, aber eben nicht für diesen Moment.

Doch warum zieht es offenbar so viele Deutsche ins Nachbarland? Laut Saarloos seien die Deutschen nicht bewusst rücksichtslos, sondern viel mehr gedankenlos: „Ich glaube, die Deutschen denken, dass es ein gutes Wochenende ist, um die eigenen Probleme zu vergessen.“ Sie würden vergessen, dass die Niederländer ebenfalls Regeln während der Corona-Zeit hätten.

Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte hatte am Dienstagabend neue Lockerungen der Corona-Maßnahmen bekannt gegeben. Demnach dürfen zum Beispiel ab dem 1. Juni wieder alle Restaurants in den Niederlanden öffnen. Erste Ferienparks und Hotels haben bereits seit Anfang Mai wieder geöffnet. Saarloos befürchtet, dass die Bars und Gastronomie-Betriebe mit einem Touristenansturm überfordert sein könnten. „Schließlich dürfen nur 30 Personen dort Platz haben“, sagt Saarloos.

Die Touristeninformationen an der niederländischen Küste locken derweil deutsche Urlauber mit Angeboten und dem Hinweis, dass noch viele Zimmer frei seien. „Natürlich sagen die, dass Deutsche willkommen sind, aber das ist eine Frage des Geldes“, sagt Saarloos. „Es wird bestimmt kein schönes Wochenende für Touristen, wenn sie keine öffentlichen Toiletten oder Duschen nutzen können“, sagt er und verweist damit auf die noch bestehenden Corona-Maßnahmen in den Niederlanden.

Hoffnung hat der Niederländer jedoch für die Sommermonate: „Ich denke, im Juli und August wird es vielleicht wieder normaler sein – auch die Niederländer warten darauf. Touristen werden zu diesem späteren Zeitpunkt mehr akzeptiert werden, als in diesen Tagen.“

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