Lage der Gesundheitsämter in NRW „Unvorstellbar hohe Covid-Zahlen“

Düsseldorf · Die Landesregierung erläutert die Probleme bei den Zahlen der Gesundheitsämter. Schon nach viereinhalb Wochen seien nahezu genauso viele Fälle erfasst wie im gesamten Vorjahr. Das Land will künftig keine Vollerfassung mehr vornehmen.

 Bundeswehrsoldaten unterstützen ein Gesundheitsamt bei der Kontaktnachverfolgung.

Bundeswehrsoldaten unterstützen ein Gesundheitsamt bei der Kontaktnachverfolgung.

Foto: dpa/Carsten Koall

Ein ranghoher Beamter des NRW-Gesundheitsministeriums hat Probleme bei den Meldungen der Corona-Fallzahlen durch die Gesundheitsämter eingeräumt. Abteilungsleiter Gerhard Herrmann sprach im Gesundheitsausschuss jedoch von „unvorstellbar großen Fallzahlen durch die Omikron-Welle“. Die Ämter würden sich allergrößte Mühe bei der Abarbeitung geben. „Leider gelingt das nicht mehr immer und auch nicht mehr vollständig.“ Herrmann zufolge hatten die Gesundheitsämter im vergangenen Jahr rund 994.000 Covid-Fälle registriert, im laufenden Jahr seien es aber schon nach viereinhalb Wochen mit 943.000 fast genau so viele. Der bisherige Höhepunkt sei am vergangenen Freitag mit knapp 53.626 neuen Covid-Fällen an einem Tag erreicht worden. 

Der Ministerialbeamte erklärte, man werde aus dieser Entwicklung spätestens für das nächste Winterhalbjahr Schlussfolgerungen ziehen müssen: „Brauchen wir in solch einer pandemischen Infektionslage und Welle eine Vollerfassung, wie wir sie bei weitaus selteneren Infektionserkrankungen gewohnt sind? Macht dieser Aufwand Sinn oder müssten wir nicht auf andere Erhebungsinstrumente und qualifizierte Stichproben setzen?“ NRW werde das Thema bei der Gesundheitsministerkonferenz vorantreiben, ein Beschluss sei in Vorbereitung.

Der Abteilungsleiter erklärte, die Ämter, die auf das Nachverfolgungssystem „Sormas“ umgestiegen seien, berichteten aktuell von erheblichen Leistungsproblemen. Das Programm sei nur eingeschränkt nutzbar. Das Eingeben von Fällen sei nicht durchgehend möglich gewesen. Die „Sormas“-Projektpartner hätten aber eine mögliche Problemursache finden können, sodass die Gesundheitsämter demnächst zumindest wieder einen ungehinderten Zugriff darauf haben werden.

Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Josef Neumann, warf dem Land vor – ähnlich wie bereits bei den PCR-Testkapazitäten – unvorbereitet in diese Lage geraten zu sein. „Dass wir die aktuellen Zahlen erreichen werden, war doch bereits im Herbst allen klar.“

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