Landtagswahl Die Kölner können nicht zählen

Die Unfähigkeit Dutzender Wahlhelfer hat offenbar in Köln dazu geführt, dass das vorläufige Wahlergebnis von dort erst um 1.08 Uhr dem Landeswahlleiter mitgeteilt wurde. Doch auch diese Zahlen mussten inzwischen wieder korrigiert werden.

Landtagswahl: Gewinner und Verlierer
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Köln Auch drei Tage nach der Landtagswahl bemühen sich Mitarbeiter der Stadt Köln immer noch, den Scherbenhaufen zusammenzukehren, den die Wahlnacht hinterlassen hat. Stundenlang wartete NRW in der Nacht von Sonntag auf Montag auf das vorläufige Ergebnis der Landtagswahl. Erst um 2.14 Uhr konnte Landeswahlleiterin Helga Block das Ergebnis bekanntgeben. Schuld an der Verzögerung: Die Kölner hatten es schlichtweg nicht geschafft, ihre Stimmen rechtzeitig auszuzählen.

"Das ist eigentlich nicht zu glauben", sagt Barbara Moritz von den Kölner Grünen. "Das Zusammenzählen lernt man doch eigentlich schon in der Grundschule." Noch deutlicher wird Volker Meertz, Geschäftsführer der Kölner CDU: "Die Stadt Köln hat sich lächerlich gemacht. Wir nennen uns IT-Hauptstadt Deutschlands, und dann passiert so ein Desaster. Die Verantwortung dafür trägt Stadtdirektor Guido Kahlen."

Dessen Abteilungsleiter Hubertus Tempski, der den Ablauf der Wahlen in der Domstadt organisierte, gesteht ein: "Es hat uns bitterböse erwischt." Er selbst war bis nach Mitternacht damit beschäftigt, Ordnung in den Wust aus Wahlunterlagen zu bringen, der ihm da aus einigen Wahllokalen ins Büro flatterte. "Einige Wahlvorstände sind mit den Anforderungen ihrer Aufgabe nicht klargekommen. Die haben sich zum Teil regelrecht in die Wolle gekriegt, weil sie sich nicht einigen konnten."

Zehn von 800 Stimmbezirken in drei Wahlkreisen hatten um 23.30 Uhr immer noch immer keine Meldung vorgelegt. Zum Vergleich: mehr als zwei Stunden zuvor hatte Düsseldorf komplett ausgezählt. Doch was Düsseldorfern leicht von der Hand ging, bereitete einigen Kölnern offenbar unüberwindbare Schwierigkeiten. So hatten laut Tempski etliche Wahlhelfer beim Addieren der Stimmen übersehen, dass es zum ersten Mal bei einer Landtagswahl in NRW auch Zweitstimmen auszuwerten galt. In anderen Fällen waren die amtlichen Auswertungszettel immer wieder korrigiert worden, bis die Ziffern am Ende nicht mehr zu lesen waren. So dauerte es bis nach ein Uhr morgens, ehe die letzten Stimmzettel im bürgerlichen Kölner Stadtteil Mariendorf ausgezählt waren.

Bereits gegen 21.30 Uhr, berichtet Tempski, habe er gemerkt, dass es in einigen Wahllokalen hakte. Doch bis sich die zum Teil heftig zerstrittenen Wahlvorstände schließlich darauf einigten, die Stimmauszählung der kommunalen Wahlleitung zu überlassen, verstrich weitere wertvolle Zeit. "In einigen Fällen haben wir die Wahlkoffer mit dem Taxi abholen lassen", berichtet Tempski. Oft hätten sich die Wahlvorstände nicht einmal an die einfache Empfehlung gehalten, die Zettel in vier Haufen zu ordnen: einen für identische Erst- und Zweitstimmen, einen mit gesplitteten Stimmen, einen dritten mit ungültigen Stimmen und einen weiteren mit unklaren Wahlzetteln. "Tatsächlich war das manchmal ein wüstes Durcheinander."

So hieß es zunächst, 7000 Stimmen in Köln seien ungültig gewesen. Tatsächlich, so ergab eine Überprüfung, waren es nur etwa 5000. Auswirkungen auf die Sitzverteilung im Landtag hätten die Fehler allerdings nicht, versichert Tempski.

Doch wie konnte es überhaupt dazu kommen, dass rund 100 von 6344 Kölner Wahlhelfern komplett versagten? Wahlorganisator Tempski nennt drei Gründe: Zum einen sei es aufgrund der hohen Zahl an Wahlhelfern in Köln einfach wahrscheinlicher, dass es zu Pannen komme. Zum zweiten habe man mit der Auszählung per Hand wenig Erfahrung gehabt. Zum dritten sei bis Mittwoch vor der Wahl noch unsicher gewesen, ob man genügend Wahlhelfer haben würde. Mit anderen Worten: Die Kölner mussten nehmen, was kam. Doch auch andere Städte hatten ähnliche Probleme.

In Köln war schon die Bundestagswahl 2009 chaotisch verlaufen. Auch damals war die Stadt Schlusslicht bei der Übermittlung der Daten. Und bei der Auszählung der Briefwahlstimmen in diesem Jahr hatte es die gleichen Probleme gegeben, die sich dann auch in der Wahlnacht zeigten.

(RP)
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