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Corona und Kriminalität Impfpass-Fälschern auf der Spur

Düsseldorf  · Vorteile für Geimpfte und Genesene, künftig kostenpflichtige Tests: Gefälschte Nachweise könnten dank der aktuellen Corona-Strategie boomen. Das Landeskriminalamt spricht von einer Einladung für Kriminelle.

 Ob digital oder analog: Zertifikate über Corona-Tests oder -Impfungen sind wenig fälschungssicher.

Ob digital oder analog: Zertifikate über Corona-Tests oder -Impfungen sind wenig fälschungssicher.

Foto: dpa/Stefan Puchner

Mit Blick auf die steigenden Infektionszahlen und eine mögliche kritische Corona-Phase im Herbst steht und fällt vieles mit der  2G- beziehungsweise 3G-Regelung: Impf-, Test- oder Genesungsnachweise sind unerlässlich für die Strategie der Regierenden. Auch vor dem Hintergrund, dass Coronatests ab Mitte Oktober kostenpflichtig sein werden, steigt die Sorge wegen möglicher Betrugsmaschen.

Tatsächlich scheint der Betrug kinderleicht: Ein Stichwort in der Suche beim  Messenger-Dienst Telegram reicht, um in Kanäle Krimineller zu kommen. „Impfsets zum Selbermachen, bestehend aus Stempel, Sticker und Information“ werden dort angeboten, zum Preis von 75 bis 100 Euro, sogar die Angabe des „Wunschimpfzentrums“ ist möglich. Die angegebenen Daten würden anschließend „vollumfänglich gelöscht“, so der Anbieter im Telegramchat. Als Bezahlmethode werden meist Bitcoins oder Gutscheinkarten gefordert, eine persönliche Übergabe meist abgelehnt. Wenn es überhaupt zur Lieferung kommt.

 Die Entwicklungen in diesem Bereich stünden im Fokus polizeilicher Arbeit, heißt es vom Landeskriminalamt NRW auf Anfrage. „Die Situation bietet ein für kriminelle Aktivitäten einladendes Betätigungsfeld“, so ein Sprecher. Das Problem der Nachweise, die kaum fälschungssicher seien, sei schon länger bekannt. Auch Anzeigen, weil die gefälschte Ware nicht geliefert worden sei, kämen vor. Gesicherte landesweite Zahlen zu dieser Art von Fällen gebe es nicht, da die Ermittlungen allgemein unter dem Deliktbereich der Urkundenfälschung liefen und nicht gesondert erfasst würden. Eine umfassende Durchsuchungsmaßnahme des LKA habe es erst Anfang Juni wegen des Verdachts der bandenmäßigen Urkundenfälschung gegeben, bei der „ein hoher Bargeldbetrag sichergestellt wurde“. Die Ermittlungen dauern an.

Abfragen der größeren Kreispolizeibehörden zeigen, dass Test- und Impfpassfälscher vor allem im Raum Köln/Bonn aufgefallen sind: Bei der Polizei Bonn liegen nach eigener Aussage fünf Strafanzeigen vor, in welchen gefälschte Impfpässe/ Impfzertifikate über den Messenger-Dienst Telegram sowie in einem Fall über Facebook und in einem weiteren Fall über Email angeboten wurden. Die Polizei Köln, die Anfang Mai eine eigene Ermittlungsgruppe „Stempel“ dazu eingerichtet hat, hat in den vergangenen drei Monaten eine „höhere zweistellige Fallzahl“ im Bereich der Fälschungen erfasst. Die Fälle lägen aktuell teilweise bei der Staatsanwaltschaft Köln. 

Das LKA warnt grundsätzlich davor, Fotos von echten Impf- oder Testzertifikaten zu verbreiten und auf den Schutz der eigenen Daten im Internet sowie im realen Leben zu achten. „Wer gefälschte Papiere erwirbt, macht sich strafbar.“ Sowohl das Ausstellen als auch das Nutzen gefälschter Dokumente wird geahndet. Auf Urkundenfälschung steht laut Strafgesetzbuch eine Geld- oder eine Gefängnisstrafe von bis zu fünf, in schweren Fällen von bis zu zehn Jahren.

Einem Urkundenfälscher aus München war die Polizei vergangene Woche auf die Spur gekommen: Der 39-Jährige soll gefälschte Impfpässe und -nachweise über das Internet verkauft haben. Die Beamten stellten mehrere hundert Blankoimpfpässe und bereits beschriftete Briefkuverts mit Impfpässen sowie Datenträger sicher. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

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