Verbotenes Insektizid Behörden finden Fipronil auch in Eierlikör und Backwaren

Berlin · Wie das Bundeslandwirtschaftsministerium am Dienstagabend in einer vorläufigen Auswertung mitteilte, wurden in 117 Proben "Rückstände von Fipronil" entdeckt. Belastet waren Produkte wie Eierlikör, Eiersalat und Backwaren. Verbraucherschützer fordern einen Rückruf der belasteten Lebensmittel.

 Bis Ende Oktober sollen fast 800 Proben von Ei-Produkten auf Fipronil getestet werden.

Bis Ende Oktober sollen fast 800 Proben von Ei-Produkten auf Fipronil getestet werden.

Foto: dpa

Bis Ende Oktober sollen insgesamt 797 Proben von Ei-Verarbeitungsprodukten und eihaltigen Tiefkühlprodukten auf Fipronil getestet werden. Verantwortlich dafür ist das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Abstimmung mit den Ländern.

Dem Ministerium zufolge wurden bereits 572 Proben übermittelt. Von den 117 Proben mit Rückständen des Insektizids waren 25 "über dem einschlägigen Rückstandshöchstgehalt". Über diese Zahl hatte zunächst die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Mit dem Testverfahren vertraute Experten hätten dies als "besorgniserregende Trefferquote" bezeichnet, hieß es in dem Bericht.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) forderte einen Rückruf der belasteten Lebensmittel. Fipronil sei ein Gift und habe "in unseren Lebensmitteln nichts zu suchen", erklärte vzbv-Präsident Klaus Müller. Daher müssten auch verarbeitete Produkte mit Eiern, in denen Fipronil nachgewiesen wurde, "öffentlich zurückgerufen werden".

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter erklärte, Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) müsse dafür sorgen, dass Fipronil-belastete Lebensmittel "konsequent aus dem Verkehr gezogen werden". Der Skandal mache deutlich, dass eine bessere Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit auch bei verarbeiteten Eiern nötig sei, erklärte er.

Die Linken-Politikerin Karin Binder forderte einheitliche Standards für den Datenaustausch zur Lebensmittelsicherheit. Das Ausmaß des Fipronil-Skandals lege "gefährliche Schwächen im System der Lebensmittelüberwachung offen".

Das Bundeslandwirtschaftsministerium erklärte dazu, die Lebensmittelüberwachung sei "Aufgabe der Länder". Es liege daher in deren Zuständigkeit zu entscheiden, welche Methoden in der Lebensmittelüberwachung eingesetzt werden. Außerdem sei es auch Aufgabe der zuständigen Überwachungsbehörden in den Ländern, die Öffentlichkeit zu informieren.

Das Insektengift Fipronil war im Sommer in mindestens 45 Ländern in Millionen von Eiern aufgetaucht, auch in 26 der 28 EU-Staaten. Das Mittel soll illegal gegen Schädlinge in Ställen eingesetzt worden sein. In der Fipronil-Affäre mussten auch in Deutschland Millionen Eier vom Markt genommen und mehrere Legehennenbetriebe gesperrt werden.

In den Niederlanden hatten Behörden schon voriges Jahr Hinweise darauf, im Sommer fanden belgische Behörden dann tatsächlich Spuren von Fipronil in Eiern. Verantwortlich war eine niederländische Firma, die Ställe von Legehennen mit einem Mittel reinigte, dem das Insektizid beigemischt war. Der Einsatz von Fipronil ist in der Nutztierhaltung verboten.

Die Öffentlichkeit erfuhr aber erst mehr als zwei Wochen später davon, als am 20. Juli über das EU-Schnellwarnsystem RASFF die anderen Mitgliedstaaten informiert wurden. Viele Eier waren da schon gegessen und in Ei-Produkten verwendet worden.

(ate/afp/dpa)
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