Skandal um Fipronil in Eiern Polizei nimmt zwei Männer in Niederlanden fest

Den Haag · Die Justiz in Belgien und den Niederlanden hat den Druck im Skandal um mit Fipronil belastete Hühnereier erhöht. In beiden Ländern liefen am Donnerstag Razzien, wie die jeweiligen Staatsanwaltschaften mitteilten. Zwei Männer wurden in den Niederlanden festgenommen.

 Millionen Eier sind wohl europaweit von dem Skandal betroffen (Symbolbild).

Millionen Eier sind wohl europaweit von dem Skandal betroffen (Symbolbild).

Foto: dpa, lis hpl fdt

Die zwei Manager des niederländischen Unternehmens, das verbotenerweise das Insektizid Fipronil zum Reinigen von Hühnerställen benutzt haben soll, sind am Donnerstag festgenommen worden. Nach Angaben der niederländischen Staatsanwaltschaft wurden die beiden Führungskräfte der Firma, die im Zentrum des Eier-Skandals steht, nach einer Durchsuchung ihrer Wohnungen in der Nähe von Utrecht festgenommen. Ihnen wird eine Gefährdung der öffentlichen Gesundheit durch den Einsatz von Fipronil in Ställen von Legehennen vorgeworfen, außerdem der Besitz verbotener Substanzen.

Die abgestimmten Untersuchungen in beiden Ländern wurden einen Tag nach den Vorwürfen Belgiens bekannt, die Behörden in den Niederlanden hätten bereits Ende November 2016 von belasteten Eiern gewusst, aber nicht darüber informiert. Details zu den Razzien wurden zunächst nicht bekannt, der Zeitung "Het Laatste Nieuws" zufolge fanden sie auf belgischer Seite in acht Städten in Flandern unweit der Grenze zu den Niederlanden statt.

Die Untersuchung des Skandals war in Belgien bereits Anfang Juni aufgenommen worden, dort hat er nach bisherigen Erkenntnissen seinen Ursprung. In dem Land wurde offenbar verbotenerweise ein für die Nutztierhaltung zugelassenes Desinfektionsmittel mit dem für die Nutztierhaltung verbotenen Fipronil gemischt. Dieses Mittel wurde auch in zahlreichen Ställen in den Niederlanden und in einigen Fällen auch in Deutschland eingesetzt.

Die belgischen Behörden erfuhren nach eigenen Angaben Anfang Juni von einer möglichen Belastung von Hühnereiern durch das Insektizid. Die anderen EU-Länder erhielten erste Meldungen über belastete Eier dem Bundeslandwirtschaftsministerium zufolge aber erst am 20. Juli.

Bereits acht Länder vom Skandal betroffen

Mittlerweile sind acht Länder von dem Skandal betroffen, neben Deutschland, den Niederlanden und Belgien auch Frankreich, die Schweiz, Schweden, Großbritannien und Luxemburg. Nach neuen Angaben der Behörden vom Donnerstag gelangten rund 700.000 belastete Eier nach Großbritannien. Mehrere Millionen Eier aus den Niederlanden wurden nach Deutschland verkauft.

Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg warnte vor Eiern, die mit zwei verschiedenen Chargennummern bedruckt sind und riet Verbrauchern dazu, dies der Lebensmittelüberwachung oder ihnen selbst zu melden. Die Verbraucherzentrale erhielt nach eigenen Angaben auch Informationen über komplett ungestempelte Eier und erinnerte daran, dass dies eine Pflichtangabe sei.

Der niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) forderte vor diesem Hintergrund eine stärkere Lebensmittelüberwachung durch die EU. Eine "EU-Task-Force mit Kontrollkompetenzen auf europäischer Ebene" müsse den Verbraucherschutz gewährleisten, sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Unterstützung erhielt er von der Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt.

Der Bauernverband kritisierte das europäische Krisenmanagement bei der Aufarbeitung des Skandals. "Es darf nicht wieder passieren, dass Behörden solche Informationen zurückhalten", sagte der Vize-Generalsekretär des Verbands, Udo Hemmerling, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) forderte von den Niederlanden und Belgien Aufklärung. "In dieser trüben Suppe muss endlich Klarheit geschaffen werden", sagte er der "NOZ". Er erwarte, dass genau rekonstruiert werde, wer wann welche Eier geliefert habe.

Fipronil wird gegen Zecken, Flöhe und Läuse eingesetzt. Da es für Menschen gesundheitsgefährdend ist, darf es nicht Betrieben eingesetzt werden, deren Erzeugnisse in menschliche Nahrungskette gelangen.

(felt/ap/AFP/dpa)
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